Eins, zwei, drei … Action! Spielen deine Kinder Film?

Ein Gastbeitrag von Anu Pöyskö (Leiterin des wienXtra-medienzentrum)

Szene eins: Es raschelt im Gebüsch. “Hände hoch! Polizei!!”  Szene zwei: Die Models gehen mit selbstbewussten Schritten über den Laufsteg. Für die Abendkleidrunde wurden die besten Stücke aus Mamas Garderobe fantasievoll kombiniert. Szene drei: zwei 6jährige sitzen als alte Damen verkleidet im Kaffeehaus. Die Lesebrille auf der Nase verrutscht, als die beiden lautstark über die Nachbarn tratschen.

„Kinderzimmer Productions“ nennen wir im medienzentrum jene Spielfilmchen, die Kinder ohne großen technischen Aufwand mit FreundInnen und Geschwistern erstellen. Häutig entstehen sie aus spontanem Rollenspiel… und die Kamera ist mit dabei.

Wenn es bei euch aus dem Kinderzimmer auch gelegentlich “Eins, zwei, drei … Action” ertönt, freue dich! Was sich da abspielt, ist ein Riesenspaß und gleichzeitig eine enorm vielschichtige Lernerfahrung. Film ist ein komplexes Spiel, das – unter anderem – Kreativität, Kommunikation und Durchhaltevermögen fördert.

Das eigene aktive Medienspiel ist auch der beste Weg, Medienerlebnisse zu verarbeiten. Ein Siebenjähriger setzt sich nicht  hin und sagt: „Die wilde Verfolgungsszene, die ich gestern gesehen habe, hat mich doch etwas überfordert“. Er erzählt nach – und er spielt nach.

Wegen „sie spielen nur nach und die Fantasie verkümmert“ würde ich mir keine Sorgen machen. Kultur  besteht in Wirklichkeit zu einem großen Teil daraus, Bekanntes neu zu kombinieren. Ich habe wohl schon mehrere dutzende James Bond Remakes aus Kinderhand gesehen, ihnen ist eins gemeinsam: keines bleibt dem Original besonders treu – und das ist gut so!

Wenn das Film-Spielen bei euch Zuhause noch nicht zum Repertoire der Spielmöglichkeiten gehört, kannst du es vielleicht etwas anstupsen. Eine eigene, enorm verkürzte Version von dem aktuellen Lieblingsfilm machen, oder gemeinsam die allerdoofsten Werbungen nachzuspielen… und der Regentag ist gerettet. Besondere Technik braucht es dafür heute nicht mehr, die Kamerafunktion des Smartphones reicht völlig.

Meist zeigen Kinder die entstandenen Werke im Familien- und Freundeskreis stolz herum und freuen sich über den Applaus. Mediale Eigenproduktionen eignen sich auch gut als Geschenke: die Omi freut sich sicher über das Märchen, das extra für sie produziert wurde. Sehr vorsichtig wäre ich hingegen damit, solche Produktionen online zu stellen. Kinder entwickeln sich rasant: was heute lustig ist, ist den jungen ProduzentInnen selbst bereits in einem halben Jahr vielleicht schon total peinlich.3damen_sofa

Eine Möglichkeit, den heuer besonders gelungenen Sommerfilm im „richtigen Kino“ zu zeigen, gibt es auch: noch bis 27.8 können Kinder und Jugendliche filmische Eigenproduktionen bei den video&filmtagen einreichen. Was zählt, ist nicht die  technische Perfektion, sondern eine spürbare Freude daran, eigene Geschichten zu erzählen.
www.videoundfilmtage.at

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Anu Pöyskö
www.medienzentrum.at

Fotos © medienzentrum

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