Der November ist da! Das heißt Laternenfest und Faschingsbeginn. In „Nicht-Corona-Lockdown-Zeiten“ würde jetzt auch das Internationale Kinderfilmfestival besondere Kinderfilme aus aller Welt ins Kino bringen.
Auch wenn das Kinderfilmfestival heuer leider nicht stattfinden kann, möchten wir euch ein Filmland genauer vorstellen und euch zusätzlich mit Film-Tipps für zuhause versorgen! Dafür müssen wir nicht weit schweifen, sondern blicken direkt zu unserem Nachbarn Deutschland.
Im Gegensatz zu Österreich, wo Kinderfilme leider kaum mehr eine Rolle spielen, hat sich Deutschland in den letzten Jahren nämlich zum Vorbild gemausert.
Freches Kino
Bunte Filmwelten, originelle Charaktere, abwechslungsreiche Geschichten. Dafür waren lange ausschließlich Länder wie die Niederlande oder Schweden zuständig. Das hat sich geändert. Deutsche Kinderfilme machen richtig Spaß und bieten Auseinandersetzung mit wichtigen Themen. Beispiele dafür sind Filme wie die Trilogie rund um den „hochbegabten“ Oskar und den „tiefbegabten“ Rico (RICO OSKAR UND…) (ab 7), aber auch MEIN LOTTA-LEBEN (ab 8), der Kinderkrimi MAX UND DIE WILDE 7 (ab 8) oder ROCCA VERÄNDERT DIE WELT, eine moderne Pippi Langstrumpf-Geschichte (ab 7).
Starke Schauspieler_innen
Ein nicht geringer Anteil am Erfolg dieser Filme hat das Casting, denn gute Kinderfilme sind oft an talentierte Jungschauspieler_innen geknüpft, die den Figuren Leben einhauchen.
Da gibt es zum Beispiel Lorenzo Germano (WINNETOUS SOHN), Julius Weckauf (DER JUNGE MUSS AN DIE FRISCHE LUFT) oder Rima Krymalowski (ALS HITLER DAS ROSA KANNINCHEN STAHL). Sie alle spielen mit Freude und Talent auf.
Literaturverfilmungen
Deutsche Kinder- und Jugendfilme haben fast immer eine bekannte Buchvorlage. Das hat viele Vorteile: Es gibt bereits eine gut funktionierende Geschichte UND sie ist bekannt.
Eigentlich könnte an dieser Stelle eine lange Liste stehen, hier ein paar Beispiele für erfolgreiche und gelungene Literaturverfilmungen der letzten Jahre:
JIM KNOPF UND LUKAS, DER LOKOMOTIVFÜHRER und JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 (nach Michael Ende), oder DIE KLEINE HEXE und DAS KLEINE GESPENST (nach Otfried Preußler).
Eine neue Verfilmung von DER RÄUBER HOTZENPLOTZ soll 2022 in die Kinos kommen. Sehr berührend: ALS HITLER DAS ROSA KANNINCHEN STAHL (nach Judith Kerr). Super ist auch die deutsch-schweizerische Koproduktion HEIDI.
“Sequel-itis”
Deutsche Filmproduktionen setzen nicht nur auf das sichere Pferd „Literaturverfilmung“, sondern auch auf die maximale Ausreizung von filmischen Stoffen. Eine Tendenz, die meist weder für Abwechslung sorgt noch zu einer Qualitätssteigerung der Filme führt. Ein positives Beispiel sind die 4 Filme von BIBI UND TINA, die als Viererpaket geplant und gedreht wurden. Man muss diese bunten abgedrehten Filme nicht mögen, aber Detlev Buck hat mit viel flotter Musik und Burgschauspieler_innen in Nebenrollen (Michael Maertens, Mavie Hörbiger, Joachim Meyerhoff) eine unverwechselbare Filmreihe geschaffen.
Das Gegenteil ist zum Beispiel bei den mittlerweile 5 Filmen von FÜNF FREUNDE (ab 7/8) der Fall. Was unterhaltsam angefangen hat, hat sich zunehmend von der Zielgruppe entfernt. Auch die vielen Fortsetzungen von DIE WILDEN KERLE haben an Qualität massiv eingebüßt. Von der OSTWIND-Filmreihe (ab 9) startet im Herbst der 5. Teil. Die Fortsetzungen des Pferdedramas sind okay, aber überhaupt hat man in deutschen Kinderfilmen schon etwas zu viele beinahe Reiterhof-Pleiten gesehen.
Der besondere Kinderfilm
Die Initiative „Der besondere Kinderfilm“ versucht dem Überangebot von Literaturverfilmungen und Fortsetzungen entgegenzusteuern. Jedes Jahr werden Drehbücher gefördert, die „im Hier und Jetzt“ spielen und für die Zielgruppe 6 bis 12 „relevante Themen frisch und originell“ umsetzen. In den letzten Jahren sind dadurch zahlreiche Filme entstanden, die wirklich gelungen sind und beim Publikum gut ankommen:
Das ist der bereits erwähnte WINNETOUS SOHN (ab 7), AUF AUGENHÖHE (ab 8) oder der Tanzfilm INTO THE BEAT (ab 12).
Andere feine deutsche Kinderfilme, die eine Originalgeschichte haben sind ROCCA VERÄNDERT DIE WELT (ab 7), AMELIE RENNT (ab 9), SPUTNIK (ab 8), LOLA AUF DER ERBSE (ab 8).
Was wird in den Kinder- und Jugendfilmen erzählt?
Amelie läuft aus einem Sanatorium weg und möchte trotz Asthma einen Berg besteigen. Lotta versucht im Social-Media-Zeitalter mit der besten Freundin von den „coolen“ Mädchen akzeptiert zu werden. Max löst mit der Hilfe von 3 Pensionisten einen Kriminalfall. Ein anderer Max ist ein blonder Bub mit etwas zu viel auf den Rippen, will aber trotzdem unbedingt Winnetous Sohn spielen. Lola sucht ihren Vater und findet einen neuen Freund. Michi will ebenfalls seinen Vater kennenlernen, doch der ist kleinwüchsig. Cyril gewinnt jedes Rap-Battle und verliebt sich unsterblich, er hat nur ein riesiges Problem: Seine Nase ist zu groß. Und das war nur ein kleiner Ausschnitt. Deutsche Kinderfilmgeschichten sind vielfältig, lustig, berührend und spannend.
Für jedes Alter was dabei
Deutsche Kinderfilmproduktionen machen Filme für die Jüngsten (ab 4/5 Jahren), wie die Animations-Filme von LAURAS STERN, DER KLEINE RABE SOCKE, DIE HÄSCHENSCHULE, KEINOHRHASE UND ZWEIOHRKÜKEN, oder die JANOSCH-Filme.
Aber natürlich auch Filme für junge Erwachsene: JUGEND OHNE GOTT (ab 14), DER GANZ GROSSE TRAUM (ab 9), TSCHICK (ab 14), DAS SCHÖNSTE MÄDCHEN DER WELT (ab 13), für Fantasy-Fans die Verfilmung der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier (RUBINROT etc., ab 10). Und viele mehr.
Seid ihr auf der Suche nach weiteren Filmtipps? Unter Tipps für Zuhause findet ihr Filmempfehlungen, Büchertipps und sonstige Anregungen für die Zeit daheim.
Gastbeitrag von Clara Huber/ WIENXTRA-Cinemagic
Auf Augenhöhe © Constantin Film
Als Hitler das rosa Kanninchen stahl © Warner Bros.
Bibi und Tina – Voll verhext © Filmladen
Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer © Warner Bros.
Winnetous Sohn © Filmladen
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