Miteinander leben. Inklusion im Kinderfilm

Miteinander leben, füreinander da sein, aufeinander achtgeben, alle miteinschließen. Daran denkt man bei Inklusion. Bei WIENXTRA gibt es gerade (2024/2025) mit Inklusiv.JA einen eigenen Schwerpunkt dazu. Und Filme sind ein guter Anfang, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, ganz egal, wie viel man schon weiß. Die hier vorgestellten Kinder- und Jugendfilme machen Mut, geben Einblick in andere Lebenswelten, zeigen neue Perspektiven auf, helfen uns, Grenzen zu überwinden und geben Menschen eine Stimme. Alle zusammen sind auf jeden Fall sehenswert!

Ein neuer Blickwinkel

Auseinandersetzung mit einem Thema erfordert oft, eine andere Perspektive einzunehmen. Im Dokumentarfilm DREI VON SINNEN (13+) reisen David, Bart und Jakob miteinander vom Bodensee an die Atlantikküste und verzichten dabei auf jeweils einen Sinn: hören, sehen, sprechen. Ein spannender Selbstversuch beginnt!

(c) Artvid

Nach einer wahren Begebenheit vermittelt der Film MEIN BLIND DATE MIT DEM LEBEN (12+) einfühlsam, wie es Saliya geht, als er mit 15 Jahren fast sein komplettes Augenlicht verliert. Gleichzeitig stellt er sich allen Herausforderungen, um eine Ausbildung zum Hotelfachmann zu machen. In der niederländischen Komödie DER KLEINE ZAPPELPHILIPP (6+) ist es in Brams Kopf nie still. Deshalb ist es für den Buben mit ADHS auch sehr schwer, in der Schule still zu sitzen. Liebevoll zeigt der Film, was eine Lösung sein könnte.

(c) Constantin Film

Filme, die Mut machen

Da Filme meist einen längeren Zeitraum im Leben eines Menschen zeigen, können die Figuren eine große Entwicklung durchlaufen. Im Pferdefilm ZOE & STURM (10+) wird die 12-jährige Reiterin Zoe schwer verletzt. Zoe fällt vorerst in eine Depression, doch dann kämpft sie sich zurück in den Sattel.

Auch Charlie im Jugendfilm VIELLEICHT LIEBER MORGEN (14+) hat aufgrund eines Kindheitstraumas mit mentalen Problemen zu kämpfen. Doch der Coming-of-Age-Film macht Mut, genau wie die Literaturverfilmung WUNDER (10+).

(c) Constantin Film

Auggies Gesicht ist aufgrund eines seltenen Gen-Defekts verunstaltet, dadurch wird er zum Außenseiter. Nach Abbau von Vorurteilen gegen ihn entstehen am Ende ein Miteinander und starke Freundschaften.

Miteinander Grenzen überwinden

Wie stark ein Wille sein kann, beweisen uns diese beiden Filme: Im Roadmovie ZUGVÖGEL (8+) sitzt Margaux im Rollstuhl. Mit ihrer Freundin begibt sie sich eigenständig auf eine abenteuerliche Reise und stellt sich ihrer Verantwortung.

(c) Einhorn Film

Auch Julien hat einen zielstrebigen Plan: MIT GANZER KRAFT (14+) will er mit seinem Vater einen Triathlon bestreiten, auch wenn dieser am Anfang nicht glaubt, dass Julien es im Rollstuhl schaffen kann.

Menschen eine Stimme geben

Filme können auch ein Sprachrohr für Menschen sein. So werden im österreichischen Dokumentarfilm LASS MICH FLIEGEN (12+) vier junge Menschen mit Down-Syndrom durch ihren Alltag begleitet. Sie erzählen von ihren Wünschen, Ängsten und Zielen.

(c) BJF

Ähnlich zeigt der deutsche Kinderfilm DIE BLINDGÄNGER (10+) das alltägliche Leben und die Probleme zweier Mädchen im Internat. Sie lieben Musik, haben Sehnsüchte und Träume wie andere Mädchen ihres Alters, mit dem Unterschied: Marie und Inga sind blind.

Wichtiges Thema – Humorvoller Umgang

Manchmal fällt es leichter, wichtige Themen in humorvoller Umsetzung anzunehmen. Augenzwinkernd thematisiert die französische Komödie VERSTEHEN SIE DIE BÉLIERS? (12+) die Behinderung der gehörlosen Familie, ohne bloßzustellen. Nur Tochter Paula kann hören, ist ein Gesangstalent und träumt von der Aufnahme an der Musikschule. (Sidestep: Darstellerin Louane Emera ist wirklich Sängerin).

(c) Filmladen

Die Komödie EIN TICK ANDERS (12+) wirft einen unkonventionellen Blick auf ein gesellschaftliches Tabu-Thema. Eva hat das Tourette-Syndrom, schimpft daher viel und ist in der Schule Außenseiterin. Der Film vermittelt, dass „abnormale“ Ticks und Marotten zu einer liebenswerten Selbstverständlichkeit werden können, wenn man gemeinsam darüber lachen kann.

Familie als gemeinsamer Rückhalt

In der Familie kann man sein, wie man ist. Aber manchmal tun sich die anderen Familienmitglieder schwer damit, das zu akzeptieren. Im Film MEIN BRUDER, DER SUPERHELD (11+) ist Jack plötzlich sein jüngerer Bruder Gio mit Down-Syndrom peinlich. Ein fragiles Lügenkonstrukt entsteht und hält nicht lange. Vorlage für den warmherzigen Film ist der autobiografische Roman von Giacomo Mazzariol.

(c) BJF

Ebenso auf wahren Begebenheiten beruht der Film WOCHENENDREBELLEN (10+) mit Florian David Fitz als Vater. Weil sein Film-Sohn Jason alle 56 deutschen Fußballvereine live spielen sehen will, reisen sie miteinander quer durch Deutschland. Dass jedes einzelne Spiel eine enorme Reizüberflutung für den autistischen Buben darstellt, wird zur psychischen Belastungsprobe für Vater und Sohn, bei dem sie aber viel voneinander lernen.

Auch eine Vater-Sohn-Geschichte bietet der Film AUF AUGENHÖHE (8+), in dem sich Michi auf die Suche nach seinem Vater macht. Als er den kleinwüchsigen Tom kennenlernt, muss Michi seine eigenen Vorurteile überwinden und lernen, was Familie bedeutet.  

(c) BJF

Außerdem noch zum Thema

Gastbeitrag von Annelies Cuba-Fried, Mitarbeiterin des WIENXTRA Kinderkinos Cinemagic

Filmcredits: Drei von Sinnen: © Artvid, Die Blindgänger: © BJF, Der kleine Zappelphilipp: © BJF, Mein Blind Date mit dem Leben: © Constantin Film, Mein Bruder, der Superheld: © BJF, Mit ganzer Kraft: © Einhorn Film, Verstehen Sie die Béliers?: © Filmladen, Wunder: © Constantin Film, Zoe & Sturm: © Constantin Film

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