Wie sah die Donau früher aus? Warum passt man in manche Schuhe von damals nicht mehr hinein? Und in welchem Museum kann ich schaukeln? In jedem Wiener Bezirk gibt es ein Bezirksmuseum und zusätzlich sechs Sondermuseen. Sie sind über ganz Wien verteilt, haben gratis Eintritt und berichten über ein Stück Geschichte des jeweiligen Bezirks. Ein Besuch in die Wiener Bezirksmuseen und deren unterschiedliche Räumlichkeiten lohnt sich, auch mit Kindern. Wenn ihr nicht wisst, wo ihr starten sollt, stellen wir euch hier die drei Museen vor, die am nächsten zur Kinderinfo im Museumsquartier sind: Innere Stadt, Neubau und Josefstadt.
1., Innere Stadt
Das Bezirksmuseum Innere Stadt befindet sich in der Wipplingerstraße 8, im linken Innenhof des alten Rathauses. Vorbei an einem blauen Pferd mit bunten Blumen kommt man zuerst in einen kleinen Empfangsraum, der neben alten Landkarten an den Wänden auch zwei Bereiche bietet, an denen man Bücher tauschen kann.


Nach links erstreckt sich ein großer Raum, in welchem weitere Land- und Stadtkarten sowie Schriftstücke die Wände schmücken. Neben Zeitungsartikeln und kaiserlichen Ausschreibungen können auch Gegenstände wie Sparstrümpfe oder ein Stück der Pummerin angesehen werden.
Der Zwischengang und das dahinterliegende Zimmer stechen vor allem mit einem Thema hervor: Feuer. Es gibt Informationen, Zeitungsartikel und Bilder über mehrere Brände in der Stadt, wie jener der Börse 1956 oder des Ringtheaters 1881. Die zwei Tore des damaligen Ringtheaters ragen hoch im hinteren Teil des zweiten Raumes auf.


Dass die Innere Stadt einst der einzige Teil bzw ganz Wiens war, wird einem vor allem durch die vielen weiteren Karten in Erinnerung gerufen, sowie die schön gemalten ehemaligen Tore der Wiener Stadtmauern. Weitere bemerkenswerte Kunststücke sind die Bebilderung eines Würstelstandes um 1925, ein aus Karton gebautes Rathaus oder Banknoten aus der Monarchie.
Bis 31.01.2026 befindet sich auch auf Aufstellern durchs gesamte Museum verteilt die Sonderausstellung Wiederaufbau der Inneren Stadt 1945-55. Und bis 29.1.2026 gibt es die Sonderausstellung Ring-Kai-Ring – Vier Jahreszeiten entlang der Ringstraße zu sehen, eine Serie von 49 Aquarellen des niederländischen Künstlers Jan Ernst Douma vom Anfang dieses Jahrhunderts.


Kontakt:
Bezirksmuseum Innere Stadt
1., Wipplingerstraße 8, im linken Innenhof des alten Rathauses
Das Museum ist barrierefrei zugänglich.
Außerhalb des Museums befindet sich eine barrierefreie Toilette.
Öffnungszeiten:
Mo, 16:00-18:00
Do, 16:00-19:00
Geschlossen: Schulferien (Sommer & Weihnachten) und Feiertage
7., Neubau
Das Bezirksmuseum Neubau befindet sich im Amerlinghaus in der Stiftgasse 8 im ersten Stock. Auf seinen 100 m² bietet der Raum ein paar Fundstücke, welche es immer zu bestaunen gibt: eine selbst gebastelte Puppenküche aus den 50ern, alte Holz-Schi oder eine riesige Webmaschine. Im Durchgang hängt eine Schaukel und es gibt Kinderbücher zum Stöbern. Nach dem Durchgang befindet sich inmitten von Sternen auf dem Parkettboden die Umrisse des Neubaus eingezeichnet.


Den größten Teil des Museums nimmt die momentane Sonderausstellung über Die Großen Vier – Warenhäuser der Mariahilfer Straße ein, mit einem besonderen Fokus auf Otto Alscher. Auf einer Wand hängen bebildert Zitate von Alscher, die auch als Pixi-Buch vor Ort gekauft werden können. Momentan hat die Ausstellung kein Enddatum, uns wurde jedoch verraten, dass eine neue Sonderausstellung bereits in Arbeit ist, welche den Fokus auf eine Afrikareise legt – natürlich mit Neubau-Bezug.


Immer wieder finden dort auch Veranstaltungen statt, auch für Kinder. Gerade um die Weihnachtszeit gibt es Bastelworkshops oder gemeinsames Kekse backen. Die aktuellen Events könnt ihr im Veranstaltungskalender sehen.


Kontakt:
Bezirksmuseum Neubau
7., Stiftgasse 8/1. Stock
Das Museum ist leider nicht barrierefrei.
Öffnungszeiten:
Mi, 17:00-19:00
Sa, 10:00-13:00
Sonderöffnungszeiten per E-Mail anfragen.
Geschlossen: Schulferien und Feiertage
8., Josefstadt
Das Bezirksmuseum Josefstadt befindet sich in der Schmidgasse 18. Im Untergeschoss ist noch bis 25.01.2026 die Sonderausstellung Zwischen Trümmern und Neubeginn zu sehen, welche einen Einblick in die Josefstadt von 1945 bis 1955 bietet. Gegenstände wie Soldatenhelme, die ersten Umlaufmünzen der 2. Republik, ein Bildschirm mit Werbespots sowie Werbeplakate, Zeitungsartikel usw sind hier ausgestellt.


Die Wand bei den Stiegen zur Dauerausstellung in den ersten Stock schmücken alte Hausnummerntafeln. Im Raum auf der rechten Seite sind zwei große Flügel ausgestellt, ebenso ein Federfächer aus Straußenfedern, welchen angeblich die Kaiserin Elisabeth an Frau Anna Sacher verschenkt hat. Im Raum gegenüber befinden sich einige Stadtkarten (auch eine interaktive) sowie weitere interessante Alltags-Gegenstände, wie z. B. riesige Schlüssel oder handgenähte Schuhe. Bei unserem Besuch wurde uns erzählt, dass die Schuhe so schmal waren, weil sie nicht zum Gehen gemacht wurden. Reichere Menschen bewegten sich immer mit der Kutsche fort.
Ein Thema, welches sich ebenfalls durch das ganze Museum zieht, ist jüdische Geschichte. Neben erschreckenden Fakten, wie einer Namensliste vertriebener und ermordeter Josefstädter Jüd*innen gibt es jedoch auch Einblicke über Leben, Schaffen und Erfolge dieser.


Im vorletzten Raum im ersten Stock befindet sich noch bis 25.1.2026 die Sonderausstellung Herwig Zens – Wiener Ansichten. Der letzte Raum enthält eine Vielzahl an alten Land- und Stadtkarten, in einer davon ist die Josefstadt mit rotem Faden eingerahmt.
2011 gab es im Bezirksmuseum eine Ausstellung zu Kindern in der Josefstadt. Ein Ansichtsexemplar des daraus entstandenen Buches befindet sich im Archiv des Museums. In diesem sind auch sehr nette Erinnerungsstücke, z. B. an das Sternsingen aus 1947-1961: „Mit dem Weihrauch waren allerdings auch Scherze verbunden. So wurde bei einzelnen Familien so viel Weihrauch eingelegt, dass nicht nur die Wohnung und auch das Stiegenhaus vernebelt wurden, auch wir als Sternsinger konnten manchmal vor lauter Husten (und Lachen) nicht weitersingen und verließen in der Folge möglichst rasch das Haus.“ (Ettl M., 2011, S.59)


Veranstaltungen können im Veranstaltungskalender eingesehen werden. Es finden regelmäßig Baby- und Kinderkonzerte von KLASSIK COOL! statt, die kostenpflichtig und mit Anmeldung sind.
Öffnungszeiten:
Mi, 18:00-20:00
So, 10:00-12:00
Sonderöffnungszeiten per E-Mail anfragen.
Geschlossen: Schulferien und Feiertage (21.12.2025-6.1.2026, 1.2.2026-8.2.2026)
Kontakt:
Bezirksmuseum Josefstadt
8. Schmidgasse 18
+43 1 4036415
bm1080@bezirksmuseum.at
Das Museum ist leider nicht barrierefrei.
Sind die Wiener Bezirksmuseen für Kinder geeignet?
Meiner Meinung nach, ja. Manche der Bezirksmuseen haben auch Kinderprogramm, welche unter ihren Veranstaltungen gefunden werden können. Aber auch die regulären Ausstellungen und Sonderausstellungen können spannend für Kinder sein.
Abgesehen von so manchen Spezialinteressen bietet jedes Museum Artefakte, die für Groß und Klein interessant zu begutachten sind. Aber auch die Verbindung zur Vergangenheit sorgt für Staunen, vor allem, wenn Kinderaugen manches noch nie gesehen haben: handgemachte Schuhe, riesige Schlüssel, Landkarten von vor über 100 Jahren, wo man selbst zu Entdecker*innen wird, was sich alles geändert hat.
Vor Ort befinden sich auch immer die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen der Museen, welche mir jedes Mal meine Fragen mit Begeisterung und endlosem Zusatzwissen beantwortet haben.
SL, WIENXTRA-Kinderinfo; Titelbild (c) Klaus Pichler, Fotos (c) SL
Zitatquelle: Ettl, M. (2011): Kindheit und Jugend in der Josefstadt: ein Begleitbuch zur Ausstellung „Kinder in der Josefstadt“ im Bezirksmuseum Josefstadt. Wien: Bezirksmuseum Josefstadt