Auf Augenhöhe – Mitbestimmung und Vertrauen im Familienalltag

So war der Titel des Vortrags der Pubertäts-Expertin, Familienberaterin und Eltern-Ermutigerin Ines Berger, von dem ich euch gerne berichte, weil ich ihn erhellend und ermutigend fand. Auf Augenhöhe: Beziehung statt Erziehung, das ist die Kurzformel.

Was für mich an der Idee Beziehung statt Erziehung besonders spannend war, lest ihr in diesem Text. Weiter unten findet ihr den Link zum gesamten Vortrag, den ihr kostenlos auf YouTube nachschauen könnt.

(c) Aleksandra Kawka

Neue Erziehungsarten: Dialog statt Disziplinierung

Die Erziehung von Kindern folgte lange Zeit dem Grundprinzip der elterlichen Autorität, nicht auf Augenhöhe mit dem Kind. Eltern, die ihr Kind anders erziehen wollen, sind mutige Pionier*innen und müssen nicht perfekt sein.

Aufgrund eigener Erziehungserfahrungen kann es besonders in der Autonomiephase und während der Pubertät des Kindes zu Überforderung kommen, wodurch Verhaltensmuster auftreten, die die Erwachsenen lieber hinter sich geglaubt hätten. Aber leider lässt sich das Gehirn nicht austricksen. Daher das Plädoyer von Ines Berger: Seid geduldig miteinander!

Auf dem Weg in die Eigenständigkeit begleiten

Eltern dürfen und sollen darauf vertrauen, dass ihre Kinder Erfahrungen machen: Nur so können sie lernen und zu selbständigen Menschen heranwachsen. Für Eltern bedeutet das, Stück für Stück Kontrolle abzugeben und es auszuhalten, wenn es dem Kind mal nicht gut geht.

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Für mein Verständnis war das Bild der Autonomiekreise hilfreich: Der Kreis des Säuglings liegt ganz genau über dem der erwachsenen Bezugsperson, deren Unterstützung alle Lebensbereiche des Kindes umfasst. Entwicklungsschritt für Schritt gehen die Kreise mehr und mehr auseinander. Schließlich wird das Kind erwachsen und gestaltet seine Lebenswelt autonom und möglicherweise auch anders, als die Eltern es für richtig halten.

Abhängig von ihrer Entwicklung können Kinder manche Entscheidungen treffen, andere aber nicht. So ist für Kleinkinder eine Entweder-oder-Frage nicht beantwortbar und Kinder bis etwa fünf Jahre können zu einem Zeitpunkt nur ein Gefühl spüren.

(c) Aleksandra Kawka

Wie schätze ich ein, ob mein Kind entscheiden kann oder möglicherweise überfordert ist? Die Entscheidung trifft, wer die Konsequenzen kennt. Bei Entscheidungen der Kinder können Eltern Unterstützung anbieten.

Kinder ernst nehmen – Erwachsene auch!

Viele Eltern gehen davon aus, ihre Kinder schützen und für sie stark sein zu müssen. Wenn Erwachsene Gefühlsregungen unterdrücken, vermitteln sie dem Kind Doppelbotschaften, da Kinder die Anspannung der Eltern spüren, aber nicht einordnen können. Die als Beruhigung gedachte Versicherung „Es ist alles ok!“ führt zum Verlust des Selbstgefühls beim Kind, da es fühlt, dass etwas nicht stimmt.

Die Gefühle und Grenzen der Erwachsenen sind genauso wichtig wie die der Kinder. Einander auf Augenhöhe zu begegnen heißt auch, sich selbst ernst zu nehmen. Je nach Alter lernen die Kinder die Grenzen der Eltern kennen und erfahren dabei gleichzeitig, dass auch ihre Grenzen respektiert werden müssen.

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Eltern, die die Grenzen ihrer Kinder überschreiten, nehmen den Kindern die Chance, Verantwortung zu lernen und Probleme zu lösen – wichtige Voraussetzungen für die Entwicklung von Selbstvertrauen.

Welche Be- und Erziehungserfahrungen habt ihr in eurer Kindheit gemacht? Welchen Prinzipien wollt ihr bei der Begleitung eurer Kinder folgen? Tauscht euch miteinander aus, z. B. bei Spielgruppen und Eltern-Kind-Treffs. Anbieter*innen findet ihr auf der gleichnamigen Kinderinfo-Liste.

Noch mehr Tipps für Eltern

  • Warum uns die Autonomie unserer Kinder manchmal schwer fällt, dem geht der Beitrag Wir Eltern sind Schisserhasen auf die Spur
  • Auch Zuversicht ist eine wichtige Komponente in der Eltern-Kind-Beziehung, wie die Familienberaterin Eva Perez in diesem Beitrag darlegt
  • Tipps, um die Resilienz eurer Kinder zu fördern haben wir hier gesammelt

BiK; Titelbild (c) Freepik; Fotos (c) WIENXTRA – Aleksandra Kawka, Freepik

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