Gesundes Gaming

Computerspielen macht süchtig, es schadet den Augen und ist ungesund. Kennt ihr diese Vorurteile oder seid ihr selbst dieser Überzeugung? In meiner Kindheit waren das noch allgemeine Befürchtungen. Heutzutage gibt es aber bereits viele Forschungen rund um gesundes Gaming und Erkenntnisse, die uns zeigen, dass Gamen im richtigen Ausmaß und Setting positiv zu bewerten ist.

Als es die ersten Romane gab, wurden diese lange Zeit als Teufelswerk gebrandmarkt. Es gab die Annahme, vom Lesen selbst werde man krank und blind und dergleichen. Das erinnert mich sehr daran, wie oft so noch über Computerspiele gedacht wird. Das, was wir nicht kennen macht uns Angst. Und gerade da liegt das Problem, Eltern setzen sich oft nicht mit den Spielen auseinander, die ihre Kinder beschäftigen. Zu schnell wird Gamen als schädlich, verdummend und dergleichen abgetan.

Vorurteile rund ums Gamen

Im Online Medienmix-Vortrag am 20. Oktober 2020 räumten die Vortragenden von Gamers Health mit Mythen rund ums Gamen auf. Stefan Doubek und Maximilian Anibas haben es sich zur Aufgabe gemacht über gesundes Gaming aufzuklären.
Gamen schädigt nicht die Augen, aber kann gelegentlich trockene Augen erzeugen. Gamer_innen neigen nicht zu Übergewicht. Das Durchschnittsalter von Gamer_innen beträgt 26 Jahre. Mittlerweile sind über 40 % der Gamer_innen weiblich.

(C) Miguel Dieterich
Macht Computerspielen abhängig?

Gamen hat nicht per se ein hohes Abhängigkeitsrisiko. So leiden beispielsweise lediglich 2-4 % der Gamer_innen an einer Gaming Disorder. Unklar ist bisher auch, ob diese Sucht ein Symptom einer Depression oder umgekehrt die Depression eine Folge der Sucht sein kann. Wenn ihr euch als Eltern also Sorgen macht, dass eure Kinder eine Abhängigkeit entwickeln, lohnt es sich die Problematik ganzheitlich zu betrachten. Wie sieht das Sozialleben der Kinder aus? Gibt es außerhalb des Zockens auch noch andere Hobbys und trifft das Kind seine Freund_innen auch außerhalb der virtuellen Welt? Wie sind die schulischen Leistungen? Wie ist die generelle Lebenssituation gerade? Hier findet ihr einen Online Selbsttest, falls ihr eine Problematik vermutet. Holt euch Hilfe, wenn ihr unsicher seid, zum Beispiel beim Verein Dialog.

Körperliche Beschwerden

Die häufigsten Beschwerden, die beim Gamen auftreten sind Nacken-, Rücken- und Handgelenkschmerzen. Wenn ihr körperliche Beschwerden merkt, ist es wichtig, diese Ernst zu nehmen und gegebenenfalls medizinische Hilfe aufzusuchen. Vorbeugend gilt wie bei anderen Sitztätigkeiten auch für ausreichend Bewegung zwischendurch, einen gut eingerichteten Gamingplatz sowie regelmäßige Pausen zu sorgen.

(c) Image Source Ltd.

Chancen von Computerspielen

Gesundes Gaming bietet viele Chancen und fördert gewisse Fertigkeiten.

  • Soziale Skills werden ausgebaut. Oft entsteht der Eindruck, dass Gamen eine einsame Tätigkeit sei. Aber das Gegenteil ist oft der Fall. Viele Spiele werden mit Freund_innen gemeinsam gespielt und währenddessen gechattet oder telefoniert. Es birgt also durchaus eine große soziale Komponente, die gerade auch im ersten Lockdown sehr spürbar wurde als auch die tägliche Computerspielzeit nach oben stieg. So können Kinder und Jugendliche auch den Kontakt zu Freund_innen halten und pflegen, die nicht in der unmittelbaren Umgebung wohnen.
  • Gamen erhöht die Selbstwirksamkeit, da durch diese Tätigkeit Herausforderungen und Problemlösungsstrategien oft im Vordergrund stehen, an denen die Spieler_innen wachsen können.
  • Zocken kann Stress reduzieren und die Konzentrationsfähigkeit stärken.
  • Die Hand-Augen-Koordination, das räumliche Vorstellungsvermögen, die Reaktionsfähigkeit und die Genauigkeit können sich positiv entwickeln.

Wie könnt ihr eure Kinder unterstützen?

  • Beschäftigt euch mit den Inhalten der Spiele eurer Kinder und lasst euch von ihnen ihre Lieblingsgames zeigen. Vielleicht spielt ihr ja auch mal gemeinsam eine Runde! So könnt ihr besser verstehen, worum es sich handelt und was den Reiz des jeweiligen Spiels ausmacht.
  • Setzt realistische und individuelle Zeitlimits. Jedes Spiel funktioniert anders und kann ohne Frust nicht zu jedem Zeitpunkt einfach abgebrochen werden.
  • Befolgt unbedingt die Altersempfehlungen, die gibt es nicht ohne Grund. Über die Kennzeichnungen der Spiele könnt ihr auch im Vorfeld etwas über die Inhalte erfahren und gemeinsam entscheiden, ob das Game für euer Kind passend ist.
  • Gestaltet den Computerspielplatz gesundheitsfördernd: achtet auf die richtige Sitzhöhe, den Abstand zum Bildschirm, die Einstellung von Arm-und Rückenlehnen und die richtige Körperhaltung.
  • Schaut darauf, dass eure Kinder genügend Schlaf und Bewegung bekommen! Direkt vor dem Schlafengehen sollte beispielsweise der Computer ausbleiben und eher zum Buch oder Hörspiel gegriffen werden.
  • Ermutigt eure Kinder dazu, mit Freund_innen gemeinsam zu spielen – online wie auch ausreichend offline. 🙂
(c) Bubu Dujmic

Rund ums Thema

Wenn ihr mehr zum Thema erfahren möchtet, auf der Suche nach Rat und Hilfe oder Kursen seid, auf folgenden Kinderinfo-Listen findet ihr Kontakt- und Anlaufstellen:

Im Kinderinfo-Blog findet ihr unter der Stichwortsuche Medienmix weitere Beiträge zu den medienmix-Vorträgen der WIENXTRA-Kinderinfo und des Medienzentrums.

Der Medienmix-Vortrag in der Kinderinfo Digitale Spiele – Was und wieviel? ist noch bis 5.1. hier zum Nachhören.

JR
Vortrag: Stefan Doubek und Maximilian Anibas von Gamers Health
Fotos: (c) Bubu Dujmic, Miguel Dieterich, Image Source Ltd.

2 comments on “Gesundes Gaming

  1. Ein sehr interessantes Beitrag, wo ich zum ersten Mal den Begriff “gesundes Gaming” anhöre. Obwohl es heute auf dem Markt ein paar solche Spiele gibt, sind sie meine Meinung nach immer noch weit von Gesund

    1. Lieber Marrio, vielen Dank, das freut uns. Es ist immer gut, wenn neue Anregungen zum Nachdenken bekommt und vielleicht den einen oder anderen hilfreichen Tipp liest, wie man die Spielsituation von Kindern verbessern kann. Liebe Grüße, dein Kinderinfo-Blog-Team

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.