Im 5. Bezirk hat im Juni ein Queeres Zentrum eröffnet, das Qwien, das in der ersten Ausstellung queere Geschichte sichtbar macht. Klar, das ist jetzt vielleicht nicht ein spezielles Kinderthema, doch es gibt mehr Regenbogenfamilien als man denkt und vielmehr Menschen, die queere Vielfalt leben. Daher finde ich es durchaus auch mit Kindern einen Besuch wert. Außerdem thematisiert es ganz nebenbei, dass „Geschichte“ immer auch von einem bestimmten Blickwinkel aus geschrieben wird. Dieser Blickwinkel, der auch Machtverhältnisse spiegelt, bestimmt, wer und welche Personen sichtbar sind und welche Lebensentwürfe nur im Geheimen lebbar sind. Ein berührendes und leider immer aktuelles Thema.
Sowohl Kassa als auch Ausstellungs- und Veranstaltungsort ist im unteren Bereich angesiedelt, der in Zukunft zu wechselnden Ausstellungen, Vorträgen und Events einlädt. Doch das Qwien hat eine lange Vorbereitungszeit hinter sich, denn der Verein sammelt, forscht und vermittelt seit mehr als fünfzehn Jahren queere Geschichte und Kultur.
Das Qwien ist aber viel mehr als nur ein Ausstellungsraum, es ist Österreichs erstes queeres Kulturzentrum. Im ersten Stock ist ein umfangreiches Archiv, eine Bibliothek und eine Forschungsstelle untergebracht, in der man unbürokratisch in Büchern schmöckern und die PC für wissenschaftliches Arbeiten zu queren Themen nutzen kann. Da es eine Präsenz-Bibliothek ist, kann man die Bücher aber nicht mit nach Hause nehmen.
Die erste Ausstellung zu Querer Geschichte im Qwien
Die erste Ausstellung im Qwien präsentiert 27 Objekte, die das vergangene queere Jahrtausend in bezug auf queere Geschichte in Österreich repräsentieren. Besonders berührend fand ich, dass viele bedeutende Gegenstände queerer Geschichte im Verlauf der Jahrhunderte aufgrund von Verfolgung, gesellschaftlicher Ächtung oder Vernichtung verloren gingen. In der Ausstellung waren deswegen Nachbildungen notwendig, um die Geschichte sichtbar zu machen.
Die Stationen sind übersichtlich und vielfältig gestaltet, allerdings gibt es schon einiges zu lesen. Daher finde ich, dass diese Ausstellung auch nicht unbedingt für junge Kinder geeignet ist und die Vermittlung von begleitenden Erwachsenen fordert. Doch da die unterschiedlichen Personen und Objekte, die für die Ausstellung ausgewählt wurden, eine Vielfalt darstellen, vermitteln sie eine gute Möglichkeit, mit Kindern über Quere Geschichte und Lebensrealitäten ins Gespräch zu kommen. Die Ausstellung ist noch bis 1.2.2026 zugänglich.
Von Stadtspaziergängen und Themenführungen
Neben den Ausstellungen, Events und dem Museum gibt es auch die Möglichkeit einen queeren Stadtspaziergang für Schulklassen zu buchen. Der Spaziergang führt durch Teile des 9. Bezirks und greift Themen wie Verfolgung in der NS-Zeit, aber auch die Entwicklung der Community und queere Biografien auf. Dafür können sich Lehrpersonen auch ein Handout herunterladen oder ein Glossar für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt, die für die Aufbereitung im Unterricht unterstützen sollen.
„Wir sind hier, um die Vergangenheit und Gegenwart queeren Lebens in Österreich zu entdecken, zu sammeln, zu vermitteln und zu bewahren. Unser Ziel ist es, normative Geschichte in Frage zu stellen und queere Geschichte in diese einzuschreiben.“
Queeres Zentrum
5., Ramperstorffergasse 39
qwien.at
Öffnungszeiten sind Di – So 10:00 – 18:00 Uhr, am Do bis 20 Uhr
ab 2026 Do 13.00 – 20.00 Uhr, Fr – So 13.00 – 18.00 Uhr
Von 24.12.2025 – 01.01.2026 ist Qwien geschlossen.
BriG, Fotos © Andreas Hofbauer, QWien