Gute Frage: Wieso nutzen Kinder und Jugendliche Snapchat? Was fasziniert sie daran?
Ein Gastbeitrag von Natalie Winkel, wienXtra-medienzentrum
MedienpädagogInnen denken, das hat mit der ganz normalen Ablösung Jugendlicher von der Familie und der Hinwendung zu Gleichaltrigen zu tun. Da werden soziale Netzwerke relevant. Die eigene Stellung in der Peergroup behaupten, d. h.anerkannt und beliebt sein, Freundschaften pflegen, erste romantische bzw. sexuelle Beziehungen aufbauen – dies sind zentrale Themen für Jugendliche. Ihre liebste Freizeitbeschäftigung ist daher auch das Zusammensein mit ihren FreundInnen und Bekannten. (Televizion, 28/2015/1, S 13). Und Eltern sind nicht auf Snapchat. Das finden die Kiddies besonders toll daran 😉
Scheinbar banale, oberflächliche Mobilkommunikation à la „mir ist fad – was geht bei dir?“ erfüllen hierbei die Funktion des Sich-Verbunden-Fühlens und der Festigung der Freundschaft. Und wenn ich gerade frustriert in meinem Zimmer sitze, ist da am anderen Ende des Smartphones jemand, der für mich da ist und mich aufmuntert. Diese Mobilkommunikation vermittelt Rückhalt und Unterstützung.
ExpertInnen nennen auch die bereits oben beschriebene Flüchtigkeit als einen Grund für die Beliebtheit von Snapchat. Es bietet die Möglichkeit impulsiv zu handeln. Ich muss mich nicht auf eine Identität festlegen. Heute mag ich so sein, morgen vielleicht aber so. Das kommt Jugendlichen in Phasen der Identitätsentwicklung ganz gelegen.
Und nicht zu vernachlässigen ist der Kontrapunkt zur perfekten Selbstdarstellung: In Zeiten, da perfekte Menschen uns aus Hochglanzmagazinen entgegenlächeln und es nur wenig Platz für Makel gibt, bietet Snapchat einen tollen Raum, um sich auszuprobieren. Ich kann in verschiedene Rollen schlüpfen und bekomme direkt Feedback von den FreundInnen, mit denen ich meine Rollenexperimente teilen will. Ebenfalls ist es auch ein befreiendes Gefühl, wenn Selbstpräsentation nicht den Anspruch von Perfektion haben muss.
Snapchat – darauf müsst ihr Achtgeben?
Was für das Internet im Allgemeinen gilt, gilt auch für Snapchat: Sende keine Nachrichten und teile keine Inhalte, die nicht von anderen gespeichert oder geteilt werden sollen. Snapchat löscht zwar die Snaps – außer jene, die an eine der grundsätzlich öffentlichen Funktionen geschickt werden, wie etwa an „Unsere Story“ oder die Snapchat-Map – aber was die Menschen, denen Snaps geschickt wurden, mit diesen machen, kann niemand sagen. Man kann die Inhalte z.B. als Screenshot speichern und dann beginnt deren Eigenleben.
Dieser Beitrag ist Teil der Serie medienmiX, ist ein Angebot für Eltern, die mehr über die Medien ihrer Kinder erfahren möchten. Im Rahmen von Vorträgen und Workshops bietet sich die Möglichkeit, das Wissen zu erweitern, sowie verschiedene Medien selbst auszuprobieren. Der nächste Workshop findet am 30.1. in der wienXtra kinderinfo statt.
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Natalie Winkel, wienXtra-medienzentrum
Foto © Brigitte Vogt