Es ist der 20. November 2021. Letzter Tag vor dem ….äh…soundsovielten Lockdown. Schnell noch einmal in die Lieblingsbuchhandlung. Noch einmal schmökern. Weil, auch wenn mein Buchhändler mir jederzeit gerne jedes gewünschte Buch auch im Lockdown in Windeseile besorgt: Schmökern geht nur in geöffneten Buchhandlungen, oder, wie meine Schülerinnen sagen: „in echt“. Ich versuche also, nicht zu kapitulieren vor der Unmenge an Büchern, die da aufgestapelt liegen. So viel Neues gibt es in der Kinderbuchabteilung! So vieles, das ich gerne lesen möchte und dann meinen Schülerinnen und Schülern mitbringen, um mit ihnen zu lesen, zu diskutieren, zu den Geschichten zu malen und zu basteln. Futter für Leseratten im Grundtraining sozusagen.
Und schon versinkt man in den Geschichten
Am liebsten wäre ich mit Hörnchen befreundet. Oder doch mit Bär? Oder einfach mit beiden? Auf jeden Fall hätte ich dann zwei sehr nette Freunde. Zwei, die im Wald leben, Hörnchen auf einem Baum mit „urgemütlicher Schlafhöhle“, mit einem Ast zum Tee trinken, einem anderen zum Lesen, und einem Blätterdach, wo er gerne Flöte spielt. Außerdem hat er einen roten Toaster mit allem Pipapo und überhaupt so ziemlich alles, was man braucht, um zufrieden zu leben. Und wenn Bär dann vorbeikommt und Hörnchen mitnimmt zum Nicht-Angeln (weil Hörnchen sind nicht so die Fische-Fresser, die mögen eher knackige Eicheln), dann ist das Glück sowieso vollendet.
Literaturvermittlung und Literacy
Ich leite das Projekt Litsy an der Wiener Sprachheilschule. In diesem Projekt begleite ich mehrere Volksschulklassen dabei, Leser und Leserinnen zu werden. Dabei gehe ich nach den Ideen der Literaturvermittlung vor, wie sie im niederösterreichischen Kinderbuchhaus im Schneiderhäusl gelehrt wird: Bücher werden lebendig gemacht, durch Darstellen, Spielen, durch kreatives Tun wie Basteln oder Malen, durch das Forschen und Erfinden und natürlich auch durch das Vorlesen. Wir Literaturvermittlerinnen tauschen uns regelmäßig aus, welche neuen Ideen und Bücher wir den Kindern in Kindergärten, Schulen und Bibliotheken näherbringen können. Näheres dazu in unserem Blog Die Literaturvermittlerinnen.
Litsy, eine Abkürzung für Literacy systemisch, will jedoch nicht nur die Kinder erreichen sondern auch deren Eltern. Durch regelmäßige Informations-„Häppchen“ zum Thema Lesen. Ganz besonders aber auch die Lehrerinnen und Lehrer, indem es eine Brücke von der wissenschaftlichen Leseforschung zu den PädagogInnen bildet und sie mit neuesten Erkenntnissen versorgt.
Leselust vermitteln! Aber wie?
Eltern von Erstlese-Kindern fragen oft, welche Bücher sie ihrem Kind kaufen oder in der Bücherei entlehnen sollen und wie sie ihr Kind beim Lesenlernen unterstützen können. Meine wichtigste Antwort dabei ist: das Kind soll lesen dürfen, was es selbst lesen möchte. Gerade für Erstleserinnen und Erstleser ist es oft einfacher, ein Buch in einer Bücherei auszusuchen, einfach deshalb, weil es dort nicht so viel zusätzlichen Schnickschnack gibt, der von den Büchern ablenkt.
Buchtipps für Leseratten im Grundtraining
Manchmal aber (zum Beispiel zu Weihnachten) möchte man das Kind mit einem Buch überraschen. Dafür können Buchempfehlungen dann doch sehr hilfreich sein.
Hörnchen und Bär. Haufenweise echt waldige Abenteuer. Andreas H. Schmachtl (ab 4 J.) Arena Verlag
Hörnchen und Bär. Haufenweise echt waldige Abenteuer ist eine schnelle Entscheidung. Dem Autor, Andreas H. Schmachtl, ist es gelungen, die Geschichten von einem Eichhörnchen und einem Bären so zu schreiben, dass sie von meinen Drittklasslern genauso gerne gehört und/oder gelesen werden, wie von meinen Erstklasslern. Es sind Geschichten, die zum Selber-Lesen genauso geeignet sind wie zum Vorlesen, der Text wunderbar ergänzt durch die Illustrationen des Autors.
Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Andreas Steinhöfel (ab 10 J.) Carlsen Verlag
Für Leseratten der Grundstufe II, also für die dritte und vierte Klasse Volksschule schlage ich vor, sich in die Reihe um Rico und Oskar zu vertiefen, zu dieser Jahreszeit Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. Die Bücher von Andreas Steinhöfel gehören jetzt schon zu den Klassikern der Kinderliteratur und sind auch für Erwachsene eine Lesefreude.
Hugo und Hassan. Forever. Kim Fupz Aakeson und Rasmus Bregnhöi (ab 8 J.) Klett Kinderbuch
Aber es gibt natürlich auch die sogenannten „Lesemuffel“. Kinder, die nur lesen, wenn es sich überhaupt nicht mehr vermeiden lässt. Sie könnten vielleicht durch die Geschichten um Hugo und Hassan zum Lesen verlockt werden, sind es doch Comics, die die „Leseanstrengung“ in Grenzen halten. Die Stories sind witzig, sehr aktuell und quasi direkt aus dem Alltag der beiden Protagonisten, Hugo und Hassan gegriffen.
Ein Gastbeitrag von Ulli Bergsmann MSc, Sprachheillehrerin, Familientherapeutin, Coach und Literaturvermittlerin.
Als Lehrerin und Mutter von drei erwachsenen Kindern kenne ich Schule in-und auswendig und mag sie immer noch (meistens). Ich kann Büchern, Schreibzeug und allem, womit man textile Arbeiten erzeugen kann, selten widerstehen.
Derzeitige Lieblingsstelle aus einem Kinderbuch:
„Die gehen einfach nur gern einkaufen oder schauen sich Zeugs an, das sie gern hätten, weil sie glauben, dass damit ihr Leben glücklicher wird.“
„Wirds das denn nicht?“
„Wäre dann noch jemand hier?“ (aus: Andreas Steinhöfel: Rico, Oskar und das Vomhimmelhoch. S. 71.)
Mehr Buch-Tipps für kleine Leseratten findet ihr im Blog unter dem Suchbegriff Bücher. Die Stube (Studien- und Beratungsstelle für Kinder- und Jugendliteratur) hat gerade einen literarischen Adventskalender laufen, bei dem jeden Tag in kurzen Videos Kinderbücher vorgestellt werden.