„Was, du sprichst vier Sprachen? Wow, das ist so toll!“ – Wie oft habt ihr solche Gespräche bereits gehört? Mehrsprachigkeit wird hoch angesehen, ist immer „in“. Auf jeden Fall ist es ein großes Plus, wenn ein Kind mehrere Sprachen spricht, für die kognitive Entwicklung, sowie fürs Berufsleben. Doch inwiefern soll ich es als Elternteil forcieren? Was bedeutet es für unseren Alltag?
Gelebte Zweisprachigkeit
Ich bin in einer zweisprachigen Familie mit Kroatisch und Deutsch aufgewachsen. Kroatisch lernte ich mündlich, im Familienleben. Deutsch war meine Bildungssprache und die Sprache, die ich großteils mit Freund*innen verwendete. Wo aber blieb die Schriftsprache? Die Briefe, die ich meinen Großeltern nach Kroatien schickte, waren der einzige Anlass zu schreiben. Später mit E-Mail und Facebook, kam viel schriftlicher Austausch mit Freund*innen und Verwandten hinzu. Mein Hintergrundwissen holte ich dann auf der Universität beim Studium “Übersetzen” nach.
„Lebe“ ich die weiteren Sprachen auch?
Meistens bleibt es jedoch nicht bei zwei Sprachen. In der Schule kommt mindestens noch eine Sprache, oft mehrere hinzu (Englisch, Latein oder Französisch). Wichtig ist zu bedenken, dass es beim Kind zu Überforderung kommen kann, wenn es keine Affinität zu Fremdsprachen hat. Alle Sprachen fließend zu sprechen und zu schreiben stellt für die meisten eine Überforderung dar. Seid nett zum Perfektionisten in euch. 😉
Außerdem: Eine Sprache verlangt „gelebt“ zu werden, sprich oft verwendet zu werden. Es nimmt Zeit in Anspruch und sich dessen bewusst zu sein ist wichtig. Sprachen gut zu sprechen oder zu schreiben verlangt kontinuierliche „Pflege“. Das ist wie mit Sport machen. Wenn ich ein paar Monate nicht mehr tanzen gehe, nimmt meine Kondition ab. Ich werde nicht alles vergessen, aber ich werde auch nicht so fit sein wie davor.
Tipps für Mehrsprachigkeit
Mein persönlicher Rat als mehrsprachige, sprachbegeisterte Person, ist sich folgende Fragen zu stellen:
- Wie geht es meinem Kind mit mehreren Sprachen?
- Leben wir Zweisprachigkeit zu Hause oder auch in der Community?
- Oder steht die Förderung im Vordergrund? Habe ich trotzdem im Blick, dass uns das als Familie auch überfordern kann?
Wenn ihr Kind eine zweite Muttersprache hat, ist es wichtig, dem Kind ein positives Gefühl für die zweite Sprache zu vermitteln. Das führt zu einem guten Selbstwert und zu einem positiven Gefühl, wenn es seine andere Sprache spricht. Leider werden nicht alle Sprachen als hoch angesehen eingestuft. Hierbei ist es wichtig, seine Kinder zu bestärken: Denn egal welche Sprache sie sprechen, jede Sprache ist wertvoll!
Welche Erfahrungen habt ihr mit gesprochener Sprache bzw. Schriftsprache gemacht? Wie geht ihr mit Mehrsprachigkeit in eurer Familie um?
Mehrere Beiträge zum Thema mehrsprachig erziehen findet ihr hier. Mehrsprachige Spielgruppen findet ihr hier auf unserer Infoliste unter kinderinfowien/Infos-a-z.
DS
Fotos ©Daniela Saceric
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