Dialog im Dunkeln

Wie ist es blind zu sein? Dialog im Dunkeln ermöglicht euch diese Erfahrung und gibt euch die Gelegenheit, Einfühlungsvermögen für blinde und sehbehinderte Menschen zu entwickeln. Hier machen Menschen, die ein barrierefreies Leben führen die Erfahrung, wie es ist, mit einer Barriere zu leben und lernen blinde Menschen und ihre ganz besonderen Fähigkeiten kennen. Mein Sohn und ich waren dort, weil ich es wichtig finde, dass Kinder Verständnis für die Lebenswelt von blinden und sehbehinderten Menschen entwickeln.

Nichts sehen, viel erleben bei einer Führung von Dialog im Dunkeln

Mein Sohn (8 J.) war sehr motiviert diese Erfahrung zu machen. Auf dem Weg dorthin war seine erste Frage, ob wir bei der Führung in der Dunkelheit nicht die Gruppe verlieren werden. Das haben wir nicht, der blinde Guide achtete mit beeindruckendem Gespür sehr genau auf die ganze Gruppe.

Die Führung findet in Kleingruppen von max. 8 Personen statt. 10 Minuten vor Führungsbeginn sollte man anwesend sein. Am Anfang hat jede Person einen Blindenstab bekommen. Bei der Einführung wurde erklärt, dass wir im „Gänsemarsch“, also einer hinter dem anderen durch die Räume gehen. Den Blindenstab nimmt man in die rechte Hand. Mit der linken Hand tastet man sich an der Wand entlang in den dunklen Raum hinein und während der gesamten Führung durch den Parcours durch. Das ist für Linkshänder*innen wie meinen Sohn und mich nicht so einfach gewesen, als wichtig zu wissen.

Mein Sohn ist vor mir gegangen. Ich muss zugeben, ich habe im Dunklen sofort meine Orientierung verloren. Oft dachte ich, dass die anderen Personen viel weiter von mir entfernt sind, als sie tatsächlich waren. Mein Sohn war da selbstsicherer unterwegs. Das hat mir mal wieder gezeigt, dass Kinder oft flexibler sind und sich leichter auf neue Situationen einlassen können als Erwachsene.

Das Erlebnis im Dunkeln

Gleich zu Beginn begrüßt uns die Stimme des Guides im Dunkeln. Wir hören dann verschiedene Geräusche, an denen wir erkennen, wo wir uns befinden: Wasser rauscht, Vögel zwitschern, wir gehen über eine Brücke in den Dschungel! Vorbei an verschiedenen Gegenständen, die es zu ertasten gilt, wie zum Beispiel einem Fahrrad, kommen wir in die Stadt. Der Straßenverkehr dröhnt laut, wir gehen in eine – heute kaum mehr bekannte – Telefonzelle und dann in ein Geschäft. Dort ertasten wir, was es alles zu kaufen gibt.

Anschließend unser Highlight: Eine Bootsfahrt! Das Hinsetzen war eine kleine Herausforderung für mich, das Sitzen selbst gab mir dann aber Sicherheit :-). Es schaukelt und fühlt sich nach einem echten Abenteuer an, das meinen Sohn richtig beeindruckt hat.

Zum Schluss folgen wir unserem Guide in eine Bar, von der wir beide überzeugt sind, dass sie unglaublich lange sein muss :-). Dort gab es coole Musik und die Möglichkeit sich ein Getränk zu kaufen und zu trinken. Das hätten wir gerne gemacht, weil es sicher spannend ist den Geschmackssinn blind zu erleben. Leider hatte ich keine Münzen mit. Ich finde, ein Getränk oder zumindest das Angebot kostenlos Leitungswasser zu trinken, hätte im ohnehin hohen Eintrittspreis inkludiert sein können.

Um zum Ausgang zu gelangen folgten wir für ein paar Schritte ausschließlich der Stimme unseres Guides, ganz ohne eine Möglichkeit sich irgendwo entlang zu tasten.

Unser Fazit zu Dialog im Dunkeln

Die Tour durch den unsichtbaren Parcours ist ein spannendes Erlebnis – kleiner Hinweis: Es geht stets nach links. Während sich mein Sohn durchaus auf seinen Tastsinn und sein Gehör konzentrieren konnte, war ich gedanklich die meiste Zeit mit der Dunkelheit beschäftigt und fragte mich hin und wieder, wie unsere Gruppe von außen betrachtet denn gerade aussieht. Interessanterweise hatte ich nicht das Bedürfnis meinen Kopf zu drehen, um mich umzusehen. Ich habe die Orientierung und mein eigentlich ganz gutes Zeitgefühl verloren. Die Führung dauerte eine Stunde, ich war überzeugt, dass sie mindestens um die Hälfte kürzer war.

Jedenfalls sensibilisiert diese kurze Erfahrung „blind zu sein“ dafür, wie herausfordernd es ist, sich in der blinden Wirklichkeit zurecht zu finden und andere Sinne stärker wahrzunehmen. Bei Dialog im Dunkeln nehmen Menschen ohne Sehbehinderungen die Schwäche davon betroffener Menschen als Stärke wahr und erkennen- indem sie selbst kurzfristig davon betroffen sind – durch welche Herausforderungen sich ihre Fähigkeiten entwickelt haben, die Welt besonders feinfühlig wahrzunehmen.

Gut zu wissen

  • Die Führung wird für Kinder ab 6 J. und Erwachsene empfohlen, die vor der Dunkelheit keine Angst haben. Sie kann jederzeit abgebrochen werden.
  • Es gibt dort Workshops, Führungen und Diskussionsangebote für Schulklassen.
  • Die Führung wir kann auf Deutsch oder Englisch gebucht werden.
  • Bucht telefonisch unter: 01 890 60 60
  • An ausgewählten Samstagen gibt es auch eine Frühstücksführung inklusive Frühstück und ihr könnt dort auch Geburtstag feiern.

Dialog im Dunklen
22., Barbara-Prammer-Allee 13
Stiege 1, 1. Stock Tür 4 – Dialog im Dunklen ist im gesamten Stockwerk, der Parcours führt durch 600m²
imdunkeln.at

Öffnungszeiten

Montag: geschlossen
Dienstag (jeder 2.) 09:00-18:00
Mittwoch – Freitag : 09:00-18:00
Samstag: 11:00-18:00
Sonntag (jeder 2.): 13:00-18:00
Feiertag (außer Montag): 13:00-18:00
Letzter Einlass eine Stunde vor Betriebsschluss.
Reservierung erforderlich (spontane Teilnahmemöglichkeit kann nicht garantiert werden)!

Preise

Erwachsene: 19,90 €
Studierende, SeniorInnen, Menschen mit Behinderung, Lehrlinge, Zivil- und Präsenzdiener: 17,50 Schüler*innen <19 J., Kulturpass-Inhaber*innen: 15,50 €
Familienpaket:
Eltern, erwachsene Verwandte: 17,50 €
Kinder und Jugendliche: 15,50 €
Ermäßigung für Besitzer*innen der Wiener Linien Jahreskarte in der WienMobil-APP.

Mehr Tipps

  • Wenn ihr mit dem Fahrrad kommt, tobt euch anschließend am Radspielplatz direkt vor Ort aus.
  • Oder schaut noch gleich gegenüber bei der WIENXTRA-Stadtbox oder der Bibliothek dort vorbei!
  • Spiele für Kinder mit Sehbeeinträchtigungen stellt meine Kollegin von der Spielbox hier vor.
  • Behinderungen sichtbar machen. Mit diesen Kinderbüchern funktioniert’s.

VR; (c) Dialog im Dunkeln Wien

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