Filmvermittlung: Mit Kindern über Filme sprechen

Filmvermittlung mag ein trockener Begriff sein, unter dem sich viele Erwachsene nichts vorstellen können. Doch eigentlich geht es einfach darum, mit Kindern gemeinsam Filme oder Serien anzuschauen, über das Gesehene zu sprechen und Fragen zu stellen. Das funktioniert meist auch schon mit Kindern im Kindergartenalter sehr gut. Für Erwachsene ist es nicht nur interessant, das Gesehene gemeinsam mit den Kindern zu besprechen, ganz nebenbei sehen wir auch, was der Film den Kindern vermittelt hat, was sich Kinder aus dem Film mitnehmen und was sie danach beschäftigt. Gleichzeitig schaffen wir ein frühes Bewusstsein für die Kunstform Film und zeigen, dass in einem Film so viel mehr drinsteckt als die bloße Handlung, über die man allein schon viel sprechen kann.

Was braucht Filmvermittlung?

Für einen sanften Einstieg in die Filmvermittlung bieten sich Kurzfilme besonders gut an. Sie erfordern nur eine kurze Aufmerksamkeitsspanne und können aufgrund ihrer oft nur minutenlangen Dauer mehrmals hintereinander gesehen werden. Kurzfilme bieten all das, was auch lange Filme ausmacht, nur eben in kompakter Form. Sie haben eine lineare Geschichte mit einer klaren Handlung, einem kurzen Spannungsbogen und oft eine witzige Pointe am Ende. Aber Achtung: nicht alle Kurzfilme, die man im Netz findet, eignen sich auch für Kinder!

Mit diesen Animations-Kurzfilm-Tipps für Kinder ab 4 Jahren lässt sich Filmvermittlung sehr gut ausprobieren und ihr könnt sie euch direkt auf YouTube anschauen:

ZEBRA, Deutschland 2013, R: Julia Ocker (3 Min.)

Zebra: © Julia Ocker, Filmbilder

PARAPLÜ, Deutschland 2008, R: Markus Kempken (3 Min.)

Paraplü: © Markus Kempken

DER KLEINE VOGEL UND DIE RAUPE, Schweiz 2017, R: Lena v. Döhren (4 Min.)

Kleiner Vogel: © Lena von Döhren, Magnet Film

Vor dem Film fantasieren wir

Man kann über den Titel sprechen, über ein Standbild aus dem Film, die eigenen Erwartungen oder darüber, was vielleicht passieren könnte.

Nach dem Film reden wir

Zum Einstieg empfehlen wir ganz allgemeine Fragen nach Bild- und Ton-Ebene. (Was siehst du? Was hörst du?) Danach kann man allgemeine Fragen zum Thema, den Figuren oder dem Setting stellen. Schließlich lässt man sich ganz konkret auf die Geschichte des Filmes ein, spricht über den Konflikt im Film und wie sich die Figuren verändert haben. Zum Abschluss kann man auch auf die persönliche Ebene des Kindes eingehen. (Hast du dich auch schon einmal so gefühlt?)

Einstiegsfragen

Was siehst du? (Welche Figuren, Farben und Formen sind zu sehen?)

Was hörst du? (Ist Musik zu hören, welche Geräusche kommen vor und was wird gesprochen?)

Allgemeine Fragen zum Thema

Welche Figuren, Tiere oder Gegenstände gibt es im Film? Kommen im Film bestimmte Tiere vor, kann man darüber sprechen, wo die Tiere leben, was sie fressen, welche Geräusche sie machen, was die Besonderheiten der Tiere sind. Spielen bestimmte Gegenstände, z.B. Musikinstrumente, eine Rolle, kann man fragen, welche weiteren Musikinstrumente es gibt.

Wo und wann spielt der Film? In welcher Umgebung (Wald, Wasser, Stadt…) spielt der Film? Welche Lebewesen leben dort noch? Ist eine bestimmte Jahreszeit oder Tageszeit im Film wichtig?

Konkrete Fragen zum jeweiligen Film

Worum geht es im Film? Was passiert mit den Figuren (am Anfang und am Ende)? Wie fühlen sie sich? Was denken sie? Gibt es Gemeinsamkeiten oder Unterschiede zwischen ihnen? Könnte das in Wirklichkeit passieren oder nur im Film?

Persönliche Fragen

Welche Stelle im Film war besonders lustig? Welche Figur mochtest du am Liebsten und warum? Was macht der Film mit dir? Bringt er dich zum Lachen? Macht er dich traurig oder fröhlich? Hast du das auch schon einmal erlebt? Hast du dich schon einmal so gefühlt? Wie würdest du reagieren in der Situation?

Nach dem Film malen, basteln und spielen wir

Zeichnet eine Figur aus dem Film oder ein Bild, an das ihr euch erinnert. Dafür braucht ihr nur Papier und Buntstifte. Mit ein bisschen mehr Aufwand könnt ihr Tiere aus dem Film basteln (z.B. mit Klopapierrollen und Buntpapier). Mit größeren Kindern kann man auch ein eigenes Filmplakat gestalten oder Steckbriefe zu den einzelnen Figuren schreiben. Manchmal ist es auch gut, nach dem konzentrierten Sitzen, den ganzen Körper zu bewegen. Bewegt euch so, wie die Figuren im Film und spielt die Geschichte des Filmes selber weiter. Besonders lustig ist es auch, sich dabei zu verkleiden. Eurer Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Viel Spaß beim Ausprobieren!

Im WIENXTRA-Cinemagic gibt es regelmäßig Kurzfilm-Programme zu unterschiedlichsten Themen für alle ab 4 Jahren.

Mehr Film-Tipps aus dem WIENXTRA-Cinemagic findet ihr im Blog unter dem Suchbegriff Filme. Anregungen für kreative Projekte zuhause findet ihr im Blog unter DIY.

Ein Gastbeitrag von Annelies Cuba. Sie ist Filmvermittlerin im WIENXTRA-Cinemagic, geht sehr gerne (nicht nur berufsmäßig) ins Kino, liebt es in filmische Welten einzutauchen und wählt Filme für unterschiedliche Altersgruppen aus. Wenn sie nicht gerade am Filme Sichten ist, geht sie gerne in den Bergen wandern oder kocht für Freunde.

3 comments on “Filmvermittlung: Mit Kindern über Filme sprechen

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