Heute ist der Lange Tag der Flucht. Ich könnte euch jetzt von unserem Büchertisch erzählen oder vom Kasperl, (aber der ist schon ausgebucht). Mir liegt in dem Zusammenhang noch etwas am Herzen. Wusstet ihr, dass Empathiefähigkeit eine der zentralsten Eigenschaften ist, die wir bei Kindern fördern sollten?
Warum ist Empathie-Fähigkeit so wichtig?
Einerseits, weil durch Einfühlungsvermögen die Angst vor Fremdem abnimmt ebenso wie Aggressionen und Gewalthandlungen. Anderseits, weil Emphatie Begegnungen und Austausch fördert und dadurch Neues entstehen kann, auch kreative Lösungen, an die man im vertrauten Saft schmorend nicht gedacht hätte. Und solche Lösungen werden sicher auch in Zukunft gefragt sein. Ich habe ein paar Bücher gefunden, die dabei helfen können, die Empathiefähigkeit zu fördern – nicht nur bei Kindern.
Kinderbücher zum Thema Flucht und Asyl, die die Empathiefähigkeit fördern
1. Zugvögel. Michel Roher. Picus Verlag (ab 4 Jahren)
Ein poetisches Buch, das anrührt und nachdenklich stimmt. Vögel, die plötzlich ankommen, eine fremde Sprache sprechen und trotzdem entstehen Freundschaften. Als es kalt wird und die Zugvögel weiterfliegen müssen, möchte Paulinchen bleiben, zur Schule gehen, den Schnee kennenlernen. Doch wie? Ein Buch, das mich melancholisch stimmt, das große Themen wie Freundschaft, Toleranz, Hilfsbereitschaft aber auch die Angst vor Fremden anschneidet.
2. Karim auf der Flucht. Das Bilder-Erzählbuch für heimische Kinder und ihre neuen Freunde von weit her. Sigrun Eder, Sonja Katrina Brauner, Evi Gasser. Edition Riedenburg. (ab 5 Jahren)
Das ist ein kleines Büchlein aus der SOWAS! Reihe. Es wirkt auf den ersten Blick eher unscheinbar, eine Seite Text wechselt sich mit einer Bildseite ab. Viel Text also, und mit 67 Seiten schon ganz schön lang. Aber das Büchlein hat mir sehr gut gefallen, weil es trotz der Schwere des Themas leicht bleibt. Ich finde, es ist eine gute Basis um sich mit Kindern dem Thema Flucht anzunähern.
Das Buch erzählt die Geschichte aus Sicht von Alexander, einem Volksschulkind. Zuerst sieht er, wie seine Mama Kleider für Flüchtlinge aussortiert. Auf seine Fragen hin erklärt sie ihm einiges zum Thema: Warum Menschen flüchten oder was ein Asylantrag ist. In der Schule lernt Alexander Karim kennen, der aus Syrien geflüchtet ist. Übers Fußballspielen finden die beiden zusammen und müssen sich dann wieder trennen, als Karims Familie nach Ungarn überstellt wird.
Im zweiten Teil des Buches sind noch 27 Seiten, die zum Bearbeiten und Reflektieren des Themas anregen. Zum Beispiel mit Fragen wie: Was hast du mit Alexander und Karim gemeinsam? Wen oder was brauchst du, um dich zu Hause zu fühlen? Hast du schon einmal etwas Wichtiges verloren und hast du dafür Ersatz gefunden?
3. Am Tag, als Saída zu uns kam. Susana Gómez Redondo, Sonja Wimmer. Peter Hammer Verlag. Ab 5 Jahren
Dieses Buch ist nicht nur wunderschön gezeichnet, sondern besticht auch durch seinen Inhalt. Die Erzählerin ist ein Kind, das beschreibt, wie es war, als Saída kam. Zuerst hatte sie keine Worte und die Erzählerin macht sich auf die Suche nach ihnen. Sie erfährt, dass Saída Arabisch spricht und dass sie aus einem anderen Land kommt. Dass sie traurig ist, das sieht sie selber. Gemeinsam entdecken die beiden aber nicht nur Worte in ihren unterschiedlichen Sprachen sondern auch Süßigkeiten und die Freundschaft.
4. Sinan und Felix – Mein Freund Arkadeşım. Aygen-Sibel Çelik, Barbare Korthues. SchauHoer Verlag (ab 6 Jahren)
Die Geschichte beginnt mit einer alltäglichen Situation: Zwei Freunde sind gemeinsam im Park. Der eine spricht Deutsch, der andere Deutsch und Türkisch. Als der große Murat dazukommt und Sinan mit ihm Ball spielen will, fühlt sich Felix ausgeschlossen. Dass die beiden immer wieder türkische Worte fallen lassen, verunsichert ihn, doch das ändert sich im Laufe des Buches. Fein finde ich hier, dass aufgezeigt wird, wie viel kleine Ausrufe in beiden Sprachen ähnlich verwendet werden. Außerdem lernt man auf jeder Doppelseite ein paar Wörter Türkisch, oft mit einem Reim, und das Buch schließt auch mit Rätselreimen wie z. B.
Trifft man einen, den man mag, sagt man “Hallo!” und “Guten Tag!”
Begrüßung steht auf dem Programm. Auf Türkisch sagt man sich “Selam!”
Oder:
Er ist ein königliches Tier, schnelle Beine hat er vier. Viel stärker als zehn Mann, auf Türkisch nennt man ihn “aslan”.
4. Nasengruß & Wangenkuss. So macht man Dinge anderswo. Anne Kostrezwa, Inka Vigh, Sauerländer – Fischer Verlag (ab 8 Jahren)
Ich finde, das ist ein total schönes Buch, sowohl von den Bildern her aus auch inhaltlich. Es behandelt wichtige Fragen: Warum migrieren Menschen? Was haben wir gemeinsam? Was hat es mit individualistisch geprägten Gemeinschaften und solchen mit starkem Wir-Gefühl auf sich? Auch auf Religionen, Tischsitten oder Sprache wird eingegangen. Ein Buch, das zum Erforschen und nachfragen anregt.
Infotisch und Internetlinks
Wenn ihr noch mehr Kinderbücher zum Thema Flucht und Asyl sucht, dann lest hier die Buchtipps von Viki, Beraterin in der wienXtra-jugendinfo, nach, die regelmäßig auf buuu.ch bloggt. Oder erfahrt hier über Bücher, die sich mit dem Ankommen in der Fremde oder Diversität beschäftigen. Oder kommt in die Kinderinfo und schaut euch das Buch Good Night Stories for Rebel Girls – 100 Migrantinnen an. Dort könnt ihr Geschichten nachlesen, wie Frauen_ mit Migrationshintergrund die Welt veränderten.
BriG
Foto © Brigitte Vogt
7 comments on “Kinderbücher zum Thema Flucht und Asyl”