Medizin früher und heute
Dass man ab und zu mal krank wird, ist ganz normal und viele Erkrankungen können heute gut und schnell behandelt werden. Im 18. Jahrhundert war das anders. Die meisten Menschen konnten sich einen Arztbesuch nicht leisten. Und oft waren auch die Ärzte ratlos, weil es noch nicht so viel Wissen gab wie heute.
Für die Versorgung von Wunden und chirurgische Eingriffen waren damals nicht die Ärzte zuständig sondern die sogenannten Bader und Barbiere, die eigentlich Haare schnitten und Bärte stutzten. Sie hatten keine medizinische Ausbildung und wussten oft nicht, wo sich im Körper welche Organe befinden.
Gründung des Josephinums
Ein großes Problem für Herrscher*innen war, dass viele Soldaten* im Krieg – damals gab es offiziell keine weiblichen Soldat*innen – an ihren Verletzungen starben. Ein Heer mit wenigen Soldaten* ist schwach, dagegen musste etwas unternommen werden. Und so gründete Kaiser Joseph II. die militärchirurgische Akademie, an der Offiziere zu Feldärzten ausgebildet wurden.

Zwei Jahre lang lernten sie, wie der menschliche Körper aufgebaut ist und funktioniert. Danach übten sie vier Jahre lang im Allgemeinen Krankenhaus, wie Patient*innen behandelt werden. Auch das Allgemeine Krankenhaus war etwas ganz Neues. Im Unterschied zu früher hatte jede*r Patient*in ein eigenes Bett, bis dahin teilten sich drei bis vier Personen ein Bett.
Was gibt es zu sehen?
Im Museum werden über 1.000 Wachsmodelle des menschlichen Körpers gezeigt. Diese Modelle wurden Ende des 18. Jahrhunderts in Florenz aus einer speziellen Mischung aus Bienenwachs, Terpentin und Harz von nur 16 Künstler*innen angefertigt. Die Modelle wurden mit Maultieren über den Brenner nach Linz transportiert und von dort per Schiff nach Wien.

In der Dauerausstellung erhalten wir faszinierende Einblicke in die Anatomie des Menschen und begreifen die unglaublichen Veränderungen in der Medizin in der Zeit der Aufklärung. Schon Joseph II. erlaubte es auch der Bevölkerung, die Sammlung zu besuchen, um zu erfahren, wie der menschliche Körper aufgebaut ist.
Diese Sammlung ist ein ganz besonderer Schatz, der an Ort und Stelle wie durch ein Wunder beide Weltkriege unbeschadet überstanden hat. Die Modelle sind in Rosenholzvitrinen ausgestellt, die auch aus dem 18. Jahrhundert stammen. Sie dürfen allerdings nicht berührt werden.
Mit Kindern das Josephinum erkunden
Im Josephinum, dem Medizinhistorischen Museum Wien, erfahren wir viel über die spannende Geschichte der Medizin und ihre Entwicklung. Ein Besuch mit Kindern ab ca. 8 Jahren ist im Rahmen einer Kinderführung besonders spannend. Diese könnt ihr entweder für eure Gruppe organisieren lassen (Anfragen: info@josephinum.ac.at) oder ihr schaut im WIENXTRA-Programm, wann der nächste öffentliche Termin stattfindet.

Für Entdeckungstouren auf eigene Faust ist es wichtig, die Kinder vorab auf das Thema vorzubereiten, z. B. mit einem passenden Kinderbuch wie Menschliche Körper von Eva Wagner (Verlag arsEdition) oder Ich bau mir einen Bruder – Wie unser Körper funktioniert von Anais Vaugelade (Verlag Moritz, im Verleih bei den Büchereien Wien) beide empfohlen für Kinder ab 7 Jahren.
Berührungsängste abbauen!
Ich finde es faszinierend, das Innere des menschlichen Körpers sehen zu können. Aber natürlich weiß vor dem ersten Besuch niemand, wie er*sie sich dabei fühlen wird. Da viele Menschen Berührungsängste haben, ist es wichtig, Kinder behutsam durch vorherige Gespräche an das Thema heranzuführen.
Gut zu wissen: Die Wachsmodelle wurden von Künstler*innen gestaltet, die bei der Darstellung ihre Fantasie eingesetzt haben. Es ist also nicht alles anatomisch richtig. Die Modelle von Erkrankungen befinden sich in eigenen Räumen, die ihr einfach auslassen könnt.

Erreichbarkeit und Eintritt
Das Josephinum – Medizinhistorisches Museum Wien
Währinger Straße 25
1090 Wien
Tel.: +43 1 40160 26000
josephinum.ac.at
Öffnungszeiten:
Mi bis Sa und Ftg (wenn Mi bis Sa), 10:00-18:00
Do, 10:00-20:00
Erwachsene: 15,00 € / Ermäßigungen
Freier Eintritt für Kinder bis 12 Jahre
Mehr Tipps
- Findet im Blog Kinderbücher zu verschiedenen Krankheiten, weitere Körperbücher oder Aufklärungsbücher: alle Buchtipps haben wir hier gesammelt.
- Mehr Museums-Tipps für Kinder gibt’s auf unserer Blogseite Museum.
BiK; Titelbild © Josephinum/Reiner Riedler, Fotos © Josephinum/Alexander Ablogin, Bene Croy, Reiner Riedler