Das Kunsthistorische Museum ist für mich einer der faszinierendsten Orte in Wien, weil dort nicht nur jahrhunderte- sondern sogar jahrtausendealte Schätze aufbewahrt werden und zu bestaunen sind. Trotz der mitunter zweifelhaften Inbesitznahme und ungeklärten Fragen zur Rückgabe einiger Kunstwerke, bin ich bei jedem Besuch aufs Neue verzaubert von der Schönheit und Besonderheit der Dinge dort.
Meine Begeisterung dafür wollte ich nun endlich mal mit meinen Nichten, 6 und 8 Jahre alt, teilen und so schenkte ich zum Geburtstag einen Museumsausflug inklusive Kinderführung durch die Kunstkammer.
Ein besonderer Ort
Auf dem Weg zum Museum besprachen wir, dass das Gebäude genauso aussieht wie das Naturhistorische Museum, das wir letztes Jahr miteinander besucht haben. Da beide Häuser vom Maria-Theresien-Platz aus zu sehen sind, war das für die Kinder gut beobachtbar. Gemeinsam überlegten wir dann, wie sich die Museen innen von einander unterscheiden und ob die Statuen am Dach wirklich 1:1 die gleichen sind.
Eintritt & Programmbuchung
Da wir unseren Ausflug langfristig planen mussten, buchte ich die Eintrittskarten für uns Erwachsene (pro Person 21 €) und die Programmtickets (pro Kind 4 €) vorab online. Wir waren an einem Samstag dort, beim Ticketverkauf vor dem Museum hätten wir bestimmt 15 Minuten in der Warteschlange verbracht.
Auch wenn der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren frei ist, ist so ein Museumsbesuch für die meisten Menschen nichts alltäglich Leistbares. Infos zu Ermäßigungen für Erwachsene findet ihr am Ende des Artikels.
Garderobe & WCs
Im Eingangsbereich des Museums war ganz schön was los, ein Samstag im Herbst ist natürlich ein beliebter Tag für Museumsbesuche. Ein Garderobekästchen (Münzeinwurf 1 oder 2 €) für unsere Rucksäcke und Jacken fanden wir glücklicherweise trotzdem gleich.
Die Orientierung im Haus fällt erwachsenen Besucher_innen leicht, da alles gut beschriftet und beschildert ist. Es gibt verhältnismäßig wenige WCs, die an einem so gut besuchten Tag leider in keinem guten Zustand waren – zum Glück hatte ich Desinfektionstücher dabei.
Durchs Museum auf eigene Faust
Vor Beginn der Kinderführung hatten wir noch etwas Zeit, die wir für einen Besuch in der Ägyptischen Abteilung nutzten. In mehreren Räumen bestaunten wir – geleitet von den Interessen der Kinder – Modelle von Grabanlagen, Sarkophage und echte Mumien! Dass nicht nur Menschen sondern auch Ibisse, Katzen und Krokodile mumifiziert wurden, war für uns alle beeindruckend.
Ohne unseren Führungstermin hätten wir bestimmt über eine Stunde mit dem Durchwandern der Ausstellung und dem Austausch über die Ausstellungsstücke verbracht. Es gibt auch Kinderprogramm zu diesem Bereich des Museums – vielleicht machen wir das das nächste Mal.
Den Kinder-Audioguide haben wir diesmal nicht verwendet, ich kann mir aber gut vorstellen, ihn mal auszuprobieren, wenn kein Kinderprogramm stattfindet.
Kunstvermittlung
Die Kinderführung für 5- bis 8-Jährige startete pünktlich um 15:00 in der Nähe des Führungstreffpunktes in der Eingangshalle. Neun Kinder plus erwachsene Begleitpersonen waren vor Ort, Kunstvermittlerin Veronika hat sich vorgestellt, die Kinder nach ihren Namen gefragt und ob sie schon mal im Kunsthistorischen Museum waren. Dann ging’s schon los in die ruhigeren Räumlichkeiten der Kunstkammer.
Dort begab sich die Gruppe nach einer kurzen, auf die Altersgruppe abgestimmten Einführung ins Thema Sammeln, auf die Suche nach Elefanten in der Kunstkammer. Die Kinder durften sich frei bewegen und Veronika ist es wirklich gut gelungen, ihre Aufmerksamkeit durch Fragen und Suchaufgaben zu halten.
Nach jedem Standortwechsel war die Gruppe gleich wieder bei der Sache. Manchmal ließen wir uns auf dem Boden nieder um ein Bild auf Veronikas Tablet zu betrachten oder Anschauungsmaterial aus ihrer Umhängetasche herumzugeben.
Auch für die erwachsenen Begleitpersonen waren spannende Informationen dabei, z. B. wissen wir nun, dass das Elfenbein so heißt, weil die Menschen früher dachten, ein Stoßzahn sei ein Knochen. So haben wir in lockerer Atmosphäre und ohne Anstrengung sogar etwas gelernt und ich habe Lust bekommen, auch andere Programmangebote für Kinder im Kunsthistorischen Museum auszuprobieren.
Nach der Führung hatten wir – nach einer kleinen Pause – noch Lust, die Gemäldegalerie zu besuchen. Besonders spannend war die gemeinsame Betrachtung der Bruegel-Bilder, speziell die Bauernhochzeit von Pieter Bruegel d. Ä. mit dem zusätzlichen Bein, das niemandem im Bild zu gehören scheint. Beim Ansehen des Gemäldes Die Kinderspiele kamen wir auf die Idee, “Ich seh, ich seh, was du nicht siehst!” zu spielen.
Barrierefreiheit & Inklusion
Auf der Website gibt es detaillierte Informationen über die barrierefreien Zugangsmöglichkeiten zum Kunsthistorischen Museum. An Freitagen finden inklusive Führungsangebote – allerdings nicht speziell für Kinder – statt, z. B. Tastführung, Führung in Gebärden- oder in einfacher Sprache sowie Führungen mit Menschen mit Demenz/Vergesslichkeit.
Kunsthistorisches Museum Wien
1., Maria-Theresien-Platz
khm.at
Das Museum ist täglich geöffnet, am Donnerstag und am Samstag sogar bis 21:00 Uhr!
Der Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren ist frei.
Erwachsene zahlen 21€, ermäßigt 18€
Ermäßigungen für Erwachsene: Mit der Bundesmuseen Card (99 €/Jahr) habt ihr unbegrenzten Zutritt zu 25 Standorten. Alternativ bietet sich die digitale Jahreskarte für den KHM-Museumsverband (53 €/Jahr, 7 Standorte) an. Erwachsene mit dem Kulturpass Hunger auf Kunst und Kultur haben freien Eintritt.
Lust auf mehr?
- Ein Museumsbesuch ohne Führung? Hier findet ihr Aneignungstipps und Museumsspiele.
- Alle Museen, die wir mit Kindern besucht haben, stellen wir euch im Blog vor.
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BiK
Fotos © KHM-Museumsverband