Hands up Ausstellung in Wien

Eintauchen in die Welt der Gehörlosen

Habt ihr schon einmal eine Führung durch eine Ausstellung erlebt, bei der keiner spricht? Ich habe vorige Woche das erste Mal so etwas erlebt und es hat mich sehr berührt.  In der „Hands up“-Ausstellung in den Räumlichkeiten von Dialog im Dunklen bin ich dem Leben gehörloser Menschen näher gekommen und habe erneut gemerkt, wie ich auch ohne Stimme kommuniziere.

Stille Kommunikation

Die Führung ist sehr interaktiv gestaltet, es gibt viele Mitmach- und Erlebnisstationen und auch ein Gebärdensprachen-Quiz. Zuerst mussten wir uns Ohrstöpsel nehmen und einen Kopfhörer aufsetzen. Anfangs war es gewöhnungsbedürftig nichts zu hören, aber nach einiger Zeit empfand ich die neue Stille angenehm. Alicia, eine der fünf gehörlosen Guides, begrüßte uns fröhlich und führte uns durch die vier Ausstellungsräume. Wie haben wir bloß miteinander kommuniziert? Mit Händen, unserem Körper und unseren Gesichtsausdrücken. Denn Mimik, Gestik und Körpersprache sind ebenso wichtige Kommunikationsmittel wie die Stimme. Schnell haben wir gemerkt, wie wie viele Gebärden wir verstehen ohne die Gebärdensprache jemals gelernt zu haben, wie z.B. essen, trinken, schwimmen und Emotionen wie fröhlich, müde oder erschrocken.

Erlebnisorientierte Ausstellung

Sogar „Stille Post“ haben wir gespielt. Dafür stellten wir uns hintereinander auf und die erste Person drehte sich dann zur zweiten und zeigte ihr die Gebärde für „fischen“, dann drehte sich die dritte Person um usw. Beim Gebärdensprache-Quiz konnten wir weitere Gebärden erraten und neue lernen. Die Gebärde für Klatschen bzw. „Bravo“ ist z.B. die Arme in die Höhe heben und mit den Händen wackeln. Das wurde schnell zu meiner Lieblingsgebärde. 🙂 In einem weiteren Raum erfuhren wir mehr über das alltägliche Leben von Gehörlosen. Was ist die Alternative zum Klingeln an der Haustüre oder zum Läuten des Weckers in der Früh? Wie nehmen Gehörlose Musik wahr? Zum Schluss der Führung konnten wir am eigenen Körper spüren wie Musik wahrgenommen wird, wenn man nicht hört. Danach haben wir Karaoke mit Gebärden gesungen. Einfach einzigartig! Wenn man etwas auf der eigenen Haut erlebt, kann man sich in die Personen leichter hineinversetzen.

Ab Volksschulalter

Die Ausstellung wurde vom Qualifikationszentrum für Gehörlose ‘equalizent’ ins Leben gerufen. Fünf Gehörlose führen dort Besucher_innen durch die Räume. „Das Einzige, was wir nicht können, ist hören. Sonst leben wir gleich wie andere“, erklärte Alicia, die uns humorvoll und herzlich in die Welt gehörloser Menschen eintauchen ließ.

Kinder vor Gebärdenquiz
(c) Sabine Gruber

Die Ausstellung kann von Kindern ab der 1. Klasse Volksschule in Begleitung von Erwachsenen selbstständig besucht werden oder ab der 3. Klasse VS in einer Gruppe. Kinder haben oft noch eine ausgeprägtere, offenere Mimik und können so schon für die Gebärdensprache und die Gehörlosenkultur sensibilisiert werden. Wenn ihr auch in die „Welt der Stille“ eintauchen wollt, findet ihr alle Informationen hier www.handsup.wien.

Wart ihr vielleicht auch schon dort? Wie hat es euch gefallen? Welche Ausstellungen wollt ihr sonst besuchen?

1., Schottenstift, Räumlichkeiten von Dialog im Dunkeln
Freyung 6

DS
Fotos (c) Daniela Saceric/Sabine Gruber

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