Kinder trauern anders

Früher oder später tritt der Tod in das Leben jeder Familie. Wir alle hoffen, dass es später ist aber viele Kinder sind auch schon in der Kindheit damit befasst, nicht nur in den Nachrichten. Dabei gehen Kinder völlig anders als Erwachsene mit den Gefühlen von Verlust und Trauer um. Als mein Vater vor vielen Jahren starb, war mein vierjähriger Neffe ganz überrascht, warum wir so traurig waren und versuchte uns aufzuheitern, während seine zweijährige Schwester vorübergehend aufhörte zu sprechen. Kinder trauern anders als Erwachsene.

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In solch schwierigen und nicht alltäglichen Situationen sind daher auch wir Erwachsene unsicher, wie wir reagieren und Kinder unterstützen können. Dagmar Bojdunyk-Rack, GF von rainbows.at gibt uns hier einen Einblick in die Lebenswelt von Kindern mit Trauererfahrungen. Sie findet es wichtig, klar auszusprechen, was Tot-Sein bedeutet. Und sich klarzumachen, was bei der Kindlichen Trauer anders ist.

Kinder trauern anders als Erwachsene

Sie lassen sich immer wieder von den Gefühlen der Umgebung mitreißen und können in den Trauerprozess leichter hinein- und hinaus-“schlüpfen“: Lachen, Weinen, Spielen wechseln einander rasch ab.

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Kinder und Jugendliche fühlen sich oft schuldig, weil sie zeitweise den Tod vergessen und einfach unbeschwert Spaß haben und sich wohlfühlen. Diese positiven Momente helfen aber, die Trauer zu bewältigen.

Die kindliche Trauer zeigt sich oft sprunghaft

Die Kinder weinen herzzerreißend und rufen nach der verstorbenen Oma, im nächsten Moment springen sie auf und laufen in den Garten, um mit den Nachbarskindern zu spielen. Andere sind wiederum auf den ersten Blick fröhlich und ausgelassen und verhalten sich so, als ob nichts geschehen wäre. Plötzlich fangen sie aber an zu weinen.

Kindliche Trauerreaktionen verändern sich, tauchen oft spontan auf und reichen von Rückzug über „so tun, als ob nichts geschehen wäre“ bis zu heftigen Gefühlsausbrüchen und Aggressionen gegen sich und andere. Auch psychosomatische Beschwerden können auftreten, etwa Kopf- und Bauchschmerzen, Schlafstörungen und Änderungen des Essverhaltens.

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Manche Kinder suchen ständig die Nähe, vielleicht, um sich zu versichern, dass die nächsten Bezugspersonen noch da sind.

Kinder zeigen Wut und Zorn deutlicher als Erwachsene

Besonders bei Verlusten, die ihr Leben tiefgreifend verändern, reagieren sie aggressiv. Die Wut kann sich auf das Leben allgemein beziehen oder auf Gott, der so etwas zugelassen hat, oder den Arzt, der nicht mehr helfen konnte. Die Wut kann aber auch dem/der Verstorbenen gelten, weil er/sie die Familie einfach verlassen hat, oder auf die Eltern, weil sie den Tod nicht verhindern konnten.

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Das Verständnis, was Tot-Sein bedeutet

Das Verständnis, was Tot-Sein bedeutet, entwickelt sich bei Kindern erst nach und nach. Vor allem jüngere Kinder können die Endgültigkeit des Todes noch nicht begreifen. Es ist unumgänglich, gegenüber dem Kind deutlich auszusprechen, dass der geliebte Mensch tot ist – und dass das bedeutet, dass er nicht mehr atmet, sein Herz nicht mehr schlägt, dass er nicht mehr sprechen und laufen kann.

Vermeiden Sie daher Formulierungen wie: „Er/Sie ist eingeschlafen“ oder „Er/Sie ist fortgegangen“ oder „Wir haben sie/ihn verloren.“ Denn ein Kind soll keine Angst vor dem Einschlafen bekommen, und es soll auch nicht im Irrglauben belassen werden, dass der/die Verstorbene wiederkommen könnte oder nur gesucht werden muss.

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Wie Kinder reagieren, ist immer auch vom Alter, der Persönlichkeit, der Art des Todes und der Beziehung zum Verstorbenen abhängig.

Wie schaut es mit Kindern und Verabschiedung oder Begräbnis aus? Soll man sie mitnehmen oder erspart man ihnen das besser? Kann man sie darauf vorbereiten? Antworten darauf könnt ihr hier nachlesen. Weitere Beiträge zum Thema, wie man Kinder konkret je nach unterschiedlichem Alter unterstützen kann, folgen im Laufe des Jahres 2024.

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Weitere Beiträge zum Thema Tod und Trauer

Gastbeitrag von Dagmar Bojdunyk-Rack, GF rainbows.at – Begleitung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche nach einer Trennung/Scheidung der Eltern oder dem Tod nahestehender Menschen.

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Fotos (cc) Pixabay: 12138562, Bernd, Engin Akyurt, jacqueline macou, Tazz Anderson Photography, Pixabay; , Wolfgang Barth,

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