Tod und Trauer bei Volksschulkindern

Meine Oma starb, als ich 7 war. Mit meinem Vater ging ich sie noch ein letztes Mal besuchen. Sie lag im Wohnzimmer meines Onkels auf dem Sofa, mit einem Rosenkranz in den alten, faltigen gefalteten Händen. Friedlich schlafend sah sie aus, ganz so wie immer. Dieser Anblick hat mir als Kind den Eindruck vermittelt, dass Sterben nicht schlimm sein kann. Doch wie nehmen andere Kinder im Volksschulalter den Tod auf, wenn ein Trauerfall sie betrifft? Dagmar Bojdunyk-Rack, GF von rainbows.at teilt ihre Erfahrungen hier mit uns.

Darstellung in der Kirche in Neuberg an der Mürz, 2023

Eine realistische Vorstellung vom Tod entwickelt sich erst ab dem Schulalter. In diesem Alter lernen die Kinder, zwischen belebter und unbelebter Umwelt zu unterscheiden, und sie kommen langsam zur Einsicht, dass alle Lebewesen „irgendwann“ sterben müssen – auch sie selbst. Sie akzeptieren allmählich die Endgültigkeit des Todes und wissen nun, dass Tote weder atmen noch essen noch fühlen.

Tut Tot sein weh? Und was wird aus den Toten?

Sie interessieren sich dafür, was aus den Toten wird. Dinge, die mit dem Tod einhergehen, sind von großem Interesse – wie der Sarg, das Grab, die Beerdigung und der Friedhof. Kinder in diesem Alter stellen Fragen wie: Wie funktioniert Verbrennen? Warum müssen wir die Toten beerdigen? Wie sieht ein toter Mensch aus? Oder wie schwer ist ein Sarg? Wie tief ist das Loch?

Menschliche Knochen im Museum Hallstadt, 2019

Andrea, 8 Jahre beschreibt ihre Gedanken folgendermaßen: „Ich stelle mir vor, wenn ich tot bin und im Sarg liege, dass es ganz dunkel ist. Und ob ich schon auf einem anderen Sarg liege oder ob unter meinem Sarg nur Sand ist. Was meine Eltern machen und meine Omas machen würden. Wie lange sie trauern würden.“

Was Kindern im Volksschulalter helfen kann, wenn ein nahestehender Mensch verstorben ist

  • Erklärungen, was zum Tod geführt hat.
  • Den Kindern zuhören und Zeit haben, um über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen.
  • Achten Sie auf Ihre Wortwahl, wenn Sie Fragen der Kinder zum Tod beantworten. Vermeiden Sie Begriffe wie „einschlafen“, „auf eine Reise gehen“ und ähnliche Umschreibungen. Die Wörter „Tod“ und „gestorben“ dürfen ruhig ausgesprochen werden, es sind keine Tabuwörter. Wenn man hingegen sagt: „Opa ist eingeschlafen“, dann bekommt das Kind Angst vor dem Schlafen. Wenn jemand „von uns gegangen“ oder „auf Reisen gegangen“ ist, dann denkt das Kind, dass dieser Mensch wieder zurückkommt. Jemand, den man „verloren“ hat, kann man suchen und wieder finden. – Besser ist es, die Dinge beim Namen zu nennen.
Musée des Confluences, Lyon, 2019
  • Geben Sie den Kindern durch Verlässlichkeit, offene Gespräche und Zuwendung Sicherheit.
  • Beziehen Sie die Kinder bei der Planung und Durchführung der Trauerfeier bzw. des Begräbnisses ein.
  • Ermutigen Sie die Kinder, dass sie ihren Gefühlen durch Zeichnen, Malen und andere kreative Formen Ausdruck verleihen; dass sie Ängste, Wut, Zorn, Enttäuschung, Schuldgefühle sichtbar machen.
  • Erinnern Sie sich gemeinsam an die oder den Verstorbenen. Besprechen Sie gemeinsam mit dem Kind Erlebnisse und Erfahrungen, die es mit dem Verstorbenen gemacht hat.

Weitere Beiträge zum Thema Tod und Trauer

Darstellung in der Kirche in Neuberg an der Mürz, 2023

Gastbeitrag von Dagmar Bojdunyk-Rack, GF rainbows.at – Begleitung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche nach einer Trennung/Scheidung der Eltern oder dem Tot nahestehender Menschen. 

Titelbild (cc) Musée des Confluences, Lyon 2019, Brigitte Vogt
Fotos (c) Brigitte Vogt, Kirche in Neuberg an der Mürz, Museum Hallstadt, Musée des Confluences

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