Ein Ausflug zum Marxer Friedhof

Wie haltet ihr es mit Friedhöfen? Ist das mit Kindern vorstellbar, einen zu besuchen, einfach so? Immer wieder haben mir Bekannte vom Marxer Friedhof erzählt. “Idyllisch”, “Einfach schön”, Eine richtige Ruhestätte” der zu Recht unter Denkmalschutz steht, sagten sie, also kam es mir gelegen, dass meine Nichte ihn sich gern anschauen wollte. Der Zufall hat uns am 1.1. dorthin geführt und so haben wir das neue Jahr bei Sonnenschein und ein paar gemütlichen Runden am Marxer Friedhof verbracht.

Die Geschichte von Friedhöfen in Wien

Da ich etwas länger auf meine Nichte warten musste, konnte ich in Ruhe ein bisschen zum Marxer Friedhof recherchieren und fand das ziemlich spannend. Die liest sich ungefähr so: Nach längeren Bemühungen, die Friedhöfe im Wiener Stadtgebiet zu schließen, gelang dies Kaiser Joseph II. im Zuge seiner Seuchen- und Hygieneverordnung gegen Ende des 18. Jahrhundert.

Als einer von mehreren Communalen Friedhöfen entstand daher der Marxer Friedhof im 17 Jahrhundert, als Sankt Marx noch außerhalb des Linienwalls lag und ein Teil der Vorstadt Landstraße war. Heute liegt er im 3. Bezirk und ist gut mit den Öffis zu erreichen. Diese neuen Communalen Friedhöfe außerhalb der Stadt hatten damals auch den Zweck, die Toten möglichst weit von den Lebenden zu entfernen. In den ersten Jahren war es sogar verboten, die Leichenwagen auf ihrem Weg zum Friedhof über die Stadtmauer hinaus zu begleiten oder Gräber zu kennzeichnen. Die bekannteste Grabstätte am Marxer Friedhof ist jene des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, dessen genauer Standort deswegen auch unbekannt ist. Sein Ehrengrab ist am Zentralfriedhof zu finden.

Wie aus Friedhöfen Parks mit Spielplätzen wurden

Nach 90 Jahren wurde der Marxer Friedhof geschlossen, da die Stadt schnell wuchs und die Friedhöfe zu klein wurden. Nachdem der Eröffnung des Wiener Zentralfriedhofes am 1. November 1874 fanden hier nur mehr vereinzelt Beerdigungen in Familiengruften statt. Doch erst 1922 wurde die Auflassung von 5 Comunalen Friedhöfen und deren Umwandlung in Parks beschlossen. Einige schöne Parks mit tollen Spielpläten sind daraus entstanden, z. B. aus dem Matzleinsdorfer Friedhof wurde zum Waldmüllerpark, der Währinger Friedhof wurde zum Währingerpark, und auf einem Teil des Areals des Schmelzer Friedhofs ist der Märzpark entstanden.

Auch wenn die Abfahrt der Südosttangente an den Friedhof grenzt, so finde ich, dass das der Stimmung dort kaum einen Abbruch tut, zumindest wenn man nicht zu Stoßzeiten dort ist. Denn das Gelände ist leicht ansteigend und groß genug. Ganz besonders haben uns die Inschriften der Verbundenheit oder das Anführen von Berufen gefallen, die wir manchmal erst googeln mussten. Und manches hat uns auch nachdenklich gestimmt, wenn da so viele Kinder begraben liegen und deutlich Zeugnis von der Kindersterblichkeit ablegen.

Also ein Besuch, den man vielleicht nicht jeden Tag machen möchte, aber der einem vielleicht auch zu besonderen Gesprächen über Vergänglichkeit, den Umgang mit dem Tod und eventuell auch mit Dankbarkeit zurück lässt. Und nachher kann man ja etwas ganz anderes tun: einen Kuchen essen und dabei ein lustiges Spiel spielen, sich beim Ballspielen verausgaben oder einen richtig schönen Familienfilm schauen.


Der Besuch ist gratis und beim Eingang sind auch Toiletten vorhanden, Bänke oder Sitzmöglichkeiten gibt es allerdings keine und Hunde sind nicht erlaubt. Nahe dem Mozartgrabmal hat ein Imker Bienenstöcke aufgestellt. Und im Frühling sollen dort Fliederbüchse mit intensivem Duft und schönen Farben einen Besuch nochmal in eine andere Atmosphäre tauchen.

Friedhof St. Marx
3., Leberstraße 6

Öffnungszeiten:

  • 1. April bis 30. September: 6.30 bis 20 Uhr
  • 1. Oktober bis 31. März: 6.30 bis 18.30 Uhr
  • WICHTIG: Laut Homepage kann der Park auch unangekündigt eine halbe Stunde früher oder später geschlossen werden.

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BriG
Fotos (c) Brigitte Vogt

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