Gastbeitrag von Anu Pöyskö, Leiterin des wienXtra-medienzentrums
Die meisten Kinder beschäftigen sich gerne mit Medien, begegnen dabei aber auch häufig bösen Bildern, die sie beängstigen und überfordern. Doch was macht das Spannungsgeladene, Gruselige für sie so faszinierend? Ausschließlich liebliche Dinge finden die meisten Kids auf Dauer langweilig. Eine Heldin, die ganz gemütlich auf dem Sofa sitzt, ist keine interessante Identifikationsfigur – sondern die, die sich mutig ins Abenteuer stürzt. Ohne Widersacher und Konflikt gibt es keine guten Geschichten. Das glückliche Ende kann ich erst genießen, wenn ich dafür mit der Protagonistin mitgefiebert habe.
Negative Elemente in Medien
Auf einer tieferen Ebene sind Medien Werkzeuge der Wirklichkeitsverarbeitung: Sie sind dann interessant, wenn sie Themen behandeln, die es im echten Leben auch gibt. Dazu gehört auch Negatives wie Streit, Ungerechtigkeit und Gewalt. Medien können auch dazu dienen, sich mit den eigenen Ängsten auseinanderzusetzen.
Es gibt ein paar Grundregeln für kindgerechte Spannung. Bedrohliche Sequenzen sollten ganz kurz sein. Wer gut und wer böse ist, muss eindeutig erkennbar sein, und ein glückliches Ende ist ein Muss. Elemente, die Emotionen wecken, düstere Musik, bedrohliche Geräusche, dunkle Farben sollten sparsam eingesetzt werden. Und zwischendurch sollte es was zum Lachen geben – Humor entlastet.
Auf solchen Erkenntnissen basieren Altersgrenzen und -empfehlungen für Kindermedien. Aber gleichzeitig ist auch jedes Kind anders, unterschiedlich empfindlich – der/die einzige wahre Expert_in dafür, wieviel an erfundene Spannung dein Kind gut verkraftet, bist daher du! Egal wie sorgsam du die Medienumgebung des Kindes zu gestalteten versuchst: Mit großer Wahrscheinlichkeit begegnet es irgendwann trotzdem Bildern, die beängstigen und schlecht träumen lassen.
Umgang mit beängstigenden Medienerfahrungen
Wenn das passiert: Gelassen bleiben! Solange das Kind mit dir über das Erlebte reden kann, ist es gut aufgehoben. Kinder brauchen unterschiedliche Dinge, um schlechte Medienerfahrungen gut zu verarbeiten – findet gemeinsam heraus, was es ist! Sehr oft reicht das Darüber-Reden. Manchmal muss das Beängstigende nochmal (oder mehrmals) gemeinsam angeschaut werden, gezeichnet oder nachgespielt werden.
Nur Eines brauchen Kinder nicht: Ein allzu pauschales „Ich sagte doch, dass das nichts für dich ist, sowas schaust/spielst du nicht mehr.“ Für das Kind überwiegt nämlich weiterhin das Positive an den Medien. Es will auch zukünftig seine eigenen Erfahrungen mit Medien machen können – und hört deswegen vielleicht ganz damit auf, über etwaige negative Erlebnisse zu reden.
Welche Erfahrungen habt ihr mit Medien gemacht? Welche Fragen beschäftigen euch?
Mehr Beiträge zu Medienerziehung findet ihr hier.
Anu Pöyskö, wienXtra-medienzentrum
Fotos © M. P-B, BV
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