„Was ich gerne hätte“, ruft der kleine Bub aus dem Lastenfahrrad und viele andere Radfahrer antworten, „sind Auto freie Städte“. Dass es ganz ohne Autos in Wien wohl nicht geht, ist wahrscheinlich jede_r/m klar. Ganz besonders jenen, die bei der Gürtel Bike Ride mit radelte. Aber sichere und vor allem breitere und baulich getrennte Radwege wären ein Anfang. Dann könnte Radfahren mit Kind auch in der Großstadt noch angstfreier und verbreiteter sein.
Radfahren lernen
Wenn ich meinen Sohn fragte, was er gerne zu seinem Geburtstag hätte, sagt er ein Fahrrad mit Gangschaltung. Letztes Jahr hat er sein erstes Rad bekommen und flitzt seitdem meist mit dem Papa durch die Stadt. Oft werden sie schräg angeschaut, ein Kind auf der Straße, das ist viel zu gefährlich! Aber ein Kind, das am Gehsteig fährt, das ist ja bestimmt nicht erlaubt. Oft fragen wir uns, wo soll ein Kind den richtigen Umgang im Straßenverkehr lernen, wenn nicht auf der Straße?
Unkomliziert, schnell und flexibel
Seit ich Wien auf dem Rad kennen gelernt habe, schätze ich es sehr, so schnell unterwegs zu sein. Dabei entdecke ich viele Orte, Plakate und schätze es natürlich, in Bewegung zu sein. Das Lastenrad kam kurz nach der Geburt unseres ersten Kindes zu uns. Es ermöglichte uns auch zu dritt weiterhin flexible Ausflüge auf unsere liebste Fortbewegungsart. Seit wir zu viert sind, ist es ideal, um als Last-Minute-Mutter einigermaßen pünktlich irgendwo zu sein. In acht Minuten, die man im Zweifelsfall auf den Bus wartet, ist man mit dem Rad schon im Nachbarbezirk.
Wenn man mich fragt, was ich gerne hätte, so wäre es eine Stadt, in der auch Kinder sich gleichberechtigt und gefahrlos mit dem Rad bewegen können. Und zwar nicht nur in autofreien Zonen, Parks oder Schulverkehrsgärten.
Ich hätte auch gerne den Mut, meinen Sohn mehr selbst fahren zu lassen. Ihn dabei zu stärken, sein Recht als aktiver Verkehrsteilnehmer wahrzunehmen, anstatt ihm dieses aus Sorge zu verwehren.
Was ich aber tun kann, ist, ihm zu zeigen, dass er mitgestalten kann. Zum Beispiel kann er als Teil der Rad-Demonstration von seinem demokratischen Recht Gebrauch machen. Damit gestaltet er aktiv seine Zukunft. Jede Stimme zählt dabei, auch seine und die des kleinen Bruders. Der winkt derweil und freut sich, was er alles entlang der Route entdecken kann.
Mein Sohn freut sich schon sehr auf die nächste Ausfahrt und hinterher die Süßkartoffel-Pommes. Ein Highlight in unserem Kalender ist dabei, die zweimal im Jahr stattfindende Kidical Mass, die sich besonders für die Fahrradrechte von Kindern einsetzt. Dort wird er mit seinen Freunden dann gemeinsam die Straßen einnehmen.
Gastbeitrag von Melanie Ortel, engagiert sich ehrenamtlich bei der Kidical Mass
Radrettung, Schulverkehrsgärten und Radfahrkurse
- Ob Schulverkehrsgärten oder Plätze zum Radfahren, Verleih oder Radlobby, alle Anlaufstellen dazu haben wir auf der Info-Liste Radfahren gesammelt: Kinderinfowien/infos-a-z/radfahren.
- Infos zu Radwegen, Radausflügen oder gratis Fahrradchek stellen wir euch hier im Kinderinfo-Blog vor.
- Ein Fahrradspielplatz: hier beschreibt mein Kollege den Radmotorik-Park Kaisermühlen.
- Ihre Erfahrungen mit dem Grätselrad schildert meine Kollegin hier.
- Die nächsten Kidical Masses finden am 24.9.2022 in Wien und vielen anderen Standorten statt. Fahrt doch mit oder plant eine Teilnahme in eurem Umfeld.
- Radeln for Future setzt sich für angstfreies Radfahren ein. Einmal im Monat erobern die Fahrräder die Stadt. Fahrt doch auch einmal mit.
Monatlich am 1. Freitag erobern wir die Straßen zurück.
Treffpunkt: 17:00, Votivpark
Abfahrt: 17:30
Die nächsten Termine im Jahr 2022:- 2.9.
- 7.10.
- 4.11.
- 2.12.
Gastbeitrag von Melanie Ortel, engagiert sich ehrenamtlich bei der Kidical Mass, BriG
Fotos (c) Kidical Mass und Radeln for Future