Die meisten Eltern sind sich einig: Bewegung ist gut für Kinder. Es sorgt für Ausgleich, fördert Bewegungsvielfalt, führt Spannungen ab und macht klug. Neben allen anderen positiven Effekten, die Sport haben kann, bietet es auch die Möglichkeit, Impulskontrolle zu lernen, was ein besonders wichtiger Aspekt von Teamsport ist.
Aber wie man das in den Alltag integrieren soll, da gehen die Meinungen auseinander. Manche sind in ihrem Sportverein beinahe zuhause. Unter der Woche mehrmals Training, am Wochenende dann die Spiele, bei denen die ganze Familie mitkommt. Alles passt wunderbar.
Andere sind zögerlich, wenn es darum geht, ob ihr Kind in einem Verein spielen soll. Wir haben nachgefragt: Was spricht für einen Sportverein und was dagegen? Hier findet ihr Argumente und könnt euch überlegen, was zu eurem Kind oder eurer Familie besser passt.
Pro Sportverein
In einem Verein zu spielen kann wirklich eine gute Lösung sein. Unsere Kinder waren viele Jahre in einem Fußballverein. Die Kinder erweitern dadurch ihr soziales Umfeld und lernen Kinder aus der Nähe kennen, die auch gerne Fußball spielten.
Außerdem lernt man bei einem Mannschaftssport auch mit anderen Menschen fair zu interagieren, sich ins Spiel zu bringen, aber auch andere mal an den Ball zu lassen. Ich finde Teil einer Mannschaft zu sein, ist gerade in unserer hochindividualisierten Gesellschaft wichtig. Einige der Kinder sind heute als Trainer_innen tätig und geben ihre Freude am Spiel an andere weiter. Außerdem hat mir gefallen, dass die Kinder sich bewegt haben, schließlich sitzen sie in Schule und Nachmittagsbetreuung eh viel zu viel.
Ein großes Plus fand ich, dass der Verein auch Camps anbot, die regelmäßig stattfanden und wirklich günstig waren. Da waren sie mit ihren Spielkolleg_innen und vielen anderen unterwegs, trainierten intensiv und genossen dabei auch das Zusammensein.
Noch ein großes Plus war, dass wir uns so nicht mehr viel Gedanken um die Freizeitgestaltung machen mussten: Die Kinder hatten ein Hobby gefunden und waren in eine Gemeinschaft eingebunden. Dies strukturierte ihre Woche und sorgte für einen guten Ausgleich.
Schon relativ früh wurde ihnen auch ermöglicht, bei Wettkämpfen mitzuspielen. Das wurde nicht übertrieben ernst genommen, aber es war schon ein Anreiz und wir Eltern haben da auch oft zugeschaut und einen Teil unserer Wochenenden dort verbracht. Das ging gut, weil ja beide Kinder im selben Verein waren und später auch in der gleichen Klasse gespielt haben.
Kontra Sportverein
Ich war nie so ganz überzeugt, mein Kind für einen Sportverein zu ermuntern. Einerseits weil wir nicht so gute Erfahrungen mit Trainer_innen gemacht haben. Die waren manchmal echt nicht besonders pädagogisch. Das kann auch daran liegen, dass viele Vereine mit ehrenamtlichen Trainier_innen arbeiten, die sozusagen in die Trainer_innenrolle hineinnwachsen aus dem eigenen Training heraus. Z. B. ließen sie immer die selben Kinder die Gruppenmitglieder wählen oder teilten die Gruppen immer auf die gleiche Art auf, sodass es wenig Durchmischung gab und die Rollen der einzelnen Kinder oft früh festgelegt wurden. Ein bisschen mehr Wissen über Gruppendynamik wäre da hilfreich gewesen.
Andererseits bin ich kein großer Vereinsfan, weil wir unser Kind ermutigen wollten, verschiedenes auszuprobieren. Sich zu früh festzulegen finde ich nicht so günstig, weil ja jede Sportart etwas anderes fördert aber eben auch Verletzungsrisiken mit sich bringt. Gerade im Kindheitsalter finde ich es besser, einem Kind ganz unterschiedliche Bewegungsarten näherzubringen: Tanzen und Klettern, Mannschaftsspiele wie Ulltimate Frisbee und sanfte Bewegung allein wie z. B. Yoga, aber auch die jahreszeitlichen Möglichkeiten wie Eislaufen, Schifahren, Wandern oder Schwimmen.
Wettbewerbe am Wochenende
Ich bin selber gerne aktiv und da hat es mich auch immer gestört, wenn wir das Wochenende bei einem Tournier meiner Schwester in der Halle verbringen mussten. Ich finde es feiner, wenn wir etwas als Familie unternehmen, z.B. in der Natur statt bei einem Wettkampf zu warten. Überhaupt bin ich nicht so ein Fan von Wettkämpfen und diesem ständigen Vergleichen. Leider ist es aber so, dass die meisten Vereine in diese Richtung gehen um Nachwuchs zu fördern. Spätestens ab 12 Jahren bedeutet das dann intensives Training 2-3 Mal pro Woche und am Wochenende immer wieder Wettkämpfe. Ich finde es besser, wenn man Bewegung just vor Fun macht und in den Alltag integriert.
Noch etwas, was für mich gegen Vereinssport spricht, ist, dass man sich da dann eben auch als Eltern in den Verein einbringen sollte: Kuchen für den Wettkampf backen, die Kinder als Aufsichtsperson begleiten und Taxi spielen oder aktiv eine Funktion im Verein ausüben. Das liegt mir nicht so.
Bewegung und Sport sind uns wichtig. Aber all diese Gründe haben uns dazu bewogen, eher Sportkurse oder Workshops z. B. bei den Volkshochschulen, mit WIENXTRA im Kinderaktiv oder Ferienspiel-Programm oder zu besuchen und als Familie aktive Freizeit zu verbringen, z. B. auf Spielplätzen oder mit Roller und Fahrrad unterwegs zu sein, aber eben nicht in einem Sportverein.
Sportangebote finden
- Von Akrobatik, über Eltern-Kind-Turnen, Fußballvereinen und Schwimmkursen bis Yoga, hier findet ihr Sportangebote für Kinder in Wien.
- Welche Sportart passt zu meinem Kind? Wenn ihr wissen wollt, worauf ihr achten sollt und welche Sportart was fördert, dann seit ihr hier richtig.
- Ob Wandern mit Kindern, Badeplätze oder Aktiv-Urlaub: Alle Beiträge zum Thema Bewegung findet ihr hier im Kinderinfo-Blog.
- Infos zu einem spannenden Vortrag im Rahmen der ZOOM Lectures von der Hirnforscherin Sabine Kubesch zum Thema Sport macht klug könnt ihr hier nachlesen: derstandard.at/story/1350261629208/man-kann-mit-sport-die-intelligenz-beeinflussen
BriG
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