Kinder spielen mit einem Luftball, der wie eine Weltkugel aussieht.

Mehrsprachig erziehen – fremdsprachige Spielgruppen

Fremdsprachige Spielgruppen – ja oder nein? Dazu gibt es unterschiedlichste Meinungen, die auf individuellen Erfahrungen und auch Erwartungen beruhen. Jedes Kind bzw. jede Familie hat eine eigene Ausgangssituation und persönliche Absichten, warum sie in eine Spielgruppe gehen wird, in der eine andere Sprache gesprochen wird. Wir haben festgestellt, dass es kein klares Ja oder Nein gibt. Hier teilen wir unsere persönlichen Meinungen mit euch:

Einsprachig, mehrsprachige Spielgruppe

Eine Freundin war mit ihrer Tochter in einer englisch-sprachigen Spielgruppe. Zuhause einsprachig erzogen, wollte sie ihrer Tochter einen guten Einstieg in diese wichtige Fremdsprache ermöglichen. In der Spielgruppe, die sie 2 Semester lang besuchten, wurde viel gesungen, was beiden, Mutter und Tochter, gut gefiel. Meine Freundin hatte das Gefühl, dass ihre Tochter dadurch in die Fremdsprache, neuartige Wörter und die andere Sprachmelodie, eingeführt wurde und durchaus davon profitierte. In der Volksschule, in einer Global Education Primary School-Klasse fand sie, dass ihre Tochter sich leichter tat, als das ohne die Erfahrung in der Spielgruppe möglich gewesen wäre. (Brigitte)

Mehrsprachig, keine mehrsprachige Spielgruppe

Ich bin selbst zweisprachig mit Kroatisch und Deutsch aufgewachsen, wobei sich Deutsch als Bildungssprache und Sprache, die ich überwiegend – sei es in der Schule oder in der Freizeit mit FreundInnen – verwendete, herausgebildet hat. Kroatisch war eine Familiensprache, die auch zu einer Umgangssprache geworden ist und die ich hauptsächlich mit meinen Eltern und Verwandten gesprochen habe. Also lernte ich die Grammatik usw. nie, so wie ich es mit Deutsch erlebt habe – das ganze holte ich dann aber auf der Uni nach 😉 . Rückblickend hätte ich es sehr gut gefunden, wenn meine Eltern mit mir in eine kroatischsprachige Spielgruppe gegangen wären oder ich ein Mal pro Woche in einem anderen Rahmen als zu Hause meine zweite Muttersprache gesprochen und somit gefestigt hätte. Dadurch hätte ich bereits als Kind einen positiven und selbstbewussten Zugang zu meiner zweiten Muttersprache gelernt. Vor allem hätte ich mit Kindern Kontakt gehabt, die auch zwischen zwei Muttersprachen jonglierten und es als etwas Alltägliches gesehen. (Daniela)

Mehrsprachig, mehrsprachige Spielgruppe

Wir sind eine zweisprachige Familie. Die Mutter- und Umgebungssprache meiner Töchter ist Deutsch. Die Papa- und Familiensprache ist Englisch. Aus diesem Grund und da ich keine Natives mit Kindern im gleichen Alter in Wien kenne, habe ich mit meiner älteren Tochter nach einer englischsprachigen Spielgruppe gesucht. Das Angebot ist groß und so haben wir schnell etwas gefunden. Die Preisunterschiede zwischen herkömmlichen und englischsprachigen Spielgruppen haben mich im Vorfeld schon etwas irritiert, aber was probiert man nicht alles. Ich habe uns für einen Semesterkurs angemeldet und wir haben uns auf den Start gefreut. Leider war dann in dieser Spielgruppe kein einziges Zweisprachiges Kind mit Englisch als Muttersprache. Stattdessen waren nur Kinder von förderwütigen Eltern. Einige der Stöpsel waren 3-sprachig und nicht wenige wurden 2-sprachig aufgezogen, wobei beide Eltern nur Deutsch sprechen. Nachdem ich nach einer englischsprachigen Spielgruppe und keiner Lerngruppe gesucht habe, war ich natürlich enttäuscht und nach der dritten Stunde auch etwas genervt. Zumindest war die Leiterin der Spielgruppe eine Native. In der Zwischenzeit habe ich von einigen anderen Familien gehört, dass das auch nicht immer der Fall ist. Grundsätzlich finde ich fremdsprachige Spielgruppen eine sehr gute Idee. Kinder haben so die Möglichkeit ihre Zweitsprache auch außerhalb der Familie, mit anderen Kindern zu sprechen. Das stärkt das Selbstbewusstsein und motiviert sie, die zweite Sprache zu sprechen, auch wenn die Mehrheit eine andere Sprache spricht. Gleichzeitig üben die Kinder ganz spielerisch und nebenbei die Zweitsprache. Abgesehen davon geht es nicht nur um Sprache – es geht auch ein bisschen darum die Kultur und Traditionen aus dem jeweiligen Sprachraum mit den anderen Kindern zu leben und zu teilen. Das ist spannend und gehört zum Leben zweisprachiger Kinder einfach dazu. (Claudia)

Was sind eure Erfahrungen mit fremdsprachigen Spielgruppen?

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