Kinder lieben beide Elternteile, und eine Trennung ist immer schmerzhaft und belastend. Jedes Kind muss auf die Trennung reagieren. Seine Reaktionen sind gesund, normal und wichtig! Wie gut es einem Kind gelingt, die neue Familiensituation anzunehmen, hängt davon ab, wie viel Verständnis und Unterstützung es bekommt.
In diesem Alter entwickelt sich das rationale Denken und Verstehen. Die Trennung der Eltern wird nun nicht mehr primär als Folge des eigenen Handelns erlebt. Im kindlichen Zeithorizont spielt allmählich auch die Zukunft eine Rolle. Kinder können in diesem Alter erstmals erfassen, welche Veränderungen die Trennung der Eltern für ihr zukünftiges Leben bringen wird. Sie haben auch schon die Fähigkeit entwickelt, sich gedanklich in andere Menschen einzufühlen, und können so deren Absichten besser verstehen.
„Ich liebe euch beide!“
Kinder lieben Mama und Papa und sie wollen es beiden recht machen. Und sie wollen auch von beiden weiterhin geliebt werden. Eine Entscheidung für den einen Elternteil ist automatisch eine Entscheidung gegen den anderen. Im Vordergrund steht der Loyalitätskonflikt. Dem kann man entgegenwirken, indem man dem Kind erklärt, dass es selbstverständlich beide Eltern weiterhin liebhaben darf.
Eine Trennung führt oft zu starker, anhaltender Traurigkeit. Die Kinder sind sich ihres Kummers voll bewusst. Sie haben zudem Angst, auch vom anderen Elternteil verlassen zu werden, und die Sehnsucht nach dem nicht mehr im gemeinsamen Haushalt lebenden Elternteil ist oft groß.
Kinder in dieser Altersstufe reagieren auf Trennung der Eltern mit
- Verlassenheitsängsten, Traurigkeit und Wut,
- Selbstanschuldigungen, da es auch in diesem Alter noch bei sich nach den Gründen sucht, warum seine Eltern sich trennen.
- dem Rückfall in frühere Entwicklungsstufen. (Viele wollen wieder im Bett bei Mutter/Vater schlafen, …)
- sozialem und/oder emotionalem Rückzug.
- Konzentrationsschwächen und der Verschlechterung von Schulleistungen.
Was Kinder in diesem Alter bei Trennung brauchen
- kindgemäße und behutsame Erklärungen, warum man sich trennt. Die Vermittlung von Fakten steht dabei im Vordergrund; auf Rechtfertigungen sollten Sie verzichten.
- häufigen Kontakt zum Elternteil, der nicht mehr im gemeinsamen Haushalt lebt. Die Wünsche der Kinder sollen in die Kontaktregelungen miteinbezogen werden.
- die sichere Zuneigung beider Elternteile sowie Aufmerksamkeit und verstärkter Trost, um Verlustängsten entgegenzuwirken.
- eine aktive Entlastung im Loyalitätskonflikt!
- ein möglichst stabiles Umfeld. Veränderungen (Schulwechsel etc.) sollten – wenn möglich – vermieden werden.
- die Möglichkeit, ihre Gefühle (Wut, Angst, Trauer, …) auszudrücken!
- die Geduld ihrer Eltern und die Botschaft, dass sie verstanden und so geliebt werden, wie sie im Moment gerade sind.
- Austausch mit anderen Kindern.
Gastbeitrag von Gastbeitrag von Dagmar Bojdunyk-Rack, GF rainbows.at – Begleitung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche nach einer Trennung/Scheidung der Eltern oder dem Tod nahestehender Menschen.
- Mehr über Rainbowsgruppen erfahrt ihr und wie ihr eure Kinder entlasten könnt, gibt’s hier. Hilfreiche Tipps, wie ihr eurem Kind sagen könnt, dass ihr euch trennt, beschreibt Dagmar Bojdunyk-Rack von Rainbows hier.
- Trennung – Wie sagen wir es unserem Kind?
- Kinder bei Trennung und Scheidung entlasten
- Was junge Kinder bei Trennung brauchen
- Was Jugendlichen bei Trennung hilft
- Ideen zum Feiern für getrennte Eltern stellen wir hier und hier vor. Wie das in einer Pachworkfamilie funktionieren kann, davon erzählt eine Kollegin hier.
- Kinderbuchtipps zum Thema sowie die genannten Beiträgen findet ihr hier.
- Infos zu Kinderkultur und Familienfreizeit für Alleinerziehende könnt ihr euch in der Kinderinfo abholen oder hier schmökern. Derzeit gibt es auch einen Infotisch mit Kinderbüchern zum Thema.
Fotos (c) Brigitte Vogt
3 comments on “Was brauchen 6- bis 10-JährigeVolksschulkinder nach der Trennung?”