Meine große Patchwork-Familie

Meine Familie ist eine totale Patchwork-Familie: Ich habe zwei Mütter, drei Väter, einen Halbbruder und zwei Stiefbrüder. Wir haben fünf verschiedene Nachnamen.

Auf dem Familienfoto, das wir vor kurzem bei meiner Hochzeit gemacht haben, sind mit den beiden Partnerinnen der Stiefbrüder und meinem Mann 11 Leute zu sehen. Das war natürlich nicht von Anfang an so. Nachdem sich meine Eltern getrennt haben als ich drei war, wuchs ich mit meinem Vater, seiner damaligen Partnerin und ihrem Sohn auf. So kam ich zu Stiefmutter und Stiefbruder 1. Außerdem fand meine Mutter einen neuen Partner, das ist Stiefvater 1.

Dann haben mein Vater und meine Stiefmutter sich getrennt. Aber ich bin ja mit ihr aufgewachsen, also ist sie meine Stiefmutter geblieben. Ihren neuen Partner hat sie erst kennengelernt, als ich schon erwachsen war, aber da er mich sofort mit offenen Armen aufgenommen und auch in schwierigen Situationen sehr unterstützt hat, nenne ich ihn Stiefvater 2. Er hat einen Sohn, das ist Stiefbruder 2.

Außerdem haben meine Mutter und mein Stiefvater noch ein Kind bekommen, das ist mein Halbbruder. Er ist jetzt 13 Jahre alt, ich 35.

Wie feiern wir Geburtstage, Weihnachten, Ostern…?

Zu Weihnachten braucht es da natürlich etwas Koordination und vor allem eine lange Geschenke-Liste.

Als ich kleiner war, haben wir Weihnachten manchmal gemeinsam gefeiert (Vater, Stiefmutter, Stiefbruder und ich mit Mutter und Stiefvater 1 und dem Vater meines Stiefbruders), später habe ich dann ein Rotationssystem eingeführt, so dass ich alle drei Jahre bei meinem Vater, oder bei meiner Stiefmutter, oder bei meiner Mutter war. Als mein kleiner Bruder dazugekommen ist, war ich dann Weihnachten oft bei ihm, meiner Mutter und meinem Stiefvater 1.

Aber manchmal feiere ich auch Familienfeste mit einem Teil meiner Familie und niemand ist mit mir blutsverwandt: Stiefmutter, Stiefvater 2, Stiefbruder 1 & Partnerin, Stiefbruder 2 & Partnerin und dann auch noch die Mutter von Stiefvater 2, also, ähm, … Stiefoma 2 oder 3? Die Omas nenne ich einfach alle „Oma“, egal ob wir blutsverwandt sind oder nicht.

Ist eine Patchwork-Familie normal?

Für mich war das immer ganz normal, so eine bunt zusammengewürfelte Patchwork-Familie zu haben. Als Kinder haben mein Stiefbruder 1 und ich uns neue Familiennamen ausgedacht, die aus den Anfangssilben aller unserer verschiedenen Nachnamen bestanden.

Nicht immer haben sich alle Teile meiner Familie gut miteinander vertragen – das ist nach Trennungen halt so.

Heute schätze ich es, so viele Menschen in meinem Familiensystem zu haben. Ich „muss“ zwar mehr Eltern anrufen und Geschenke kaufen als in einer „normaleren“ Kernfamilie, aber das bedeutet ja auch, dass ich viele Eltern habe, denen ich wichtig bin, und die mir wichtig sind.

Meistens sehen wir uns nicht alle auf einmal. Ich bin schließlich der Drehpunkt in dieser Konstellation, denn die Familienkonstellation meines Halbbruders oder meiner Stiefbrüder schaut ganz anders aus.

Ich würde mir wünschen, dass Patchwork-Familien wie meine viel öfter selbstverständlich in unseren Filmen, Serien, Büchern, Geschichten und Medien vorkommen. Einer meiner Lieblingsfilme ist „Womit haben wir das verdient?“, weil die Patchwork-Konstellation da ganz selbstverständlich ist und die neue Freundin des Ex-Freundes plötzlich auch zur Familie gehört, wenn man ein gemeinsames Kind hat und das Konzept „Patchwork“ lebt.

In diesem Sinn möchte ich allen bunten, zusammengewürfelten und ungewöhnlichen Familien sagen: Ihr seid super, lasst euch sehen und lebt euer Familien-Modell mit Freude und Kraft!

IrG
Fotos (c) Canva

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