Was junge Kinder nach Trennung brauchen

Ich habe gerade ein Buch über Kinder gelesen, bei dem mir wieder deutlich geworden ist, dass es noch gar nicht lange her ist, dass wir auch kleinen Kindern intensive Gefühle zugestehen. Früher dachte man, die bekommen nicht viel mit. Diese Sichtweise haben Psychoanalytiker_innen wie Martin Dornes,  Francoise Dolto oder Caroline Eliacheff gründlich geändert. “Kinder werden nicht erst zu Menschen – sie sind bereits welche” wie Janusz Korczak das so schön auf den Punkt bringt.

(cc) Harald Landsrath

Doch wie schaut es mit Trennungs- oder Scheidungserfahrungen in der frühen Kindheit aus? Was brauchen junge Kinder nach der Trennung ihrer Eltern? Die Expert_innen von RAINBOWS haben uns folgende Tipps gegeben.

Was brauchen kleine Kinder nach der Trennung ihrer Eltern?

Kinder lieben ihre Eltern. Eine Trennung ist auch für Babys und Kleinkinder immer belastend und schmerzhaft. Sie verlieren ihren vertrauten Alltag, oft machen sie Rückschritte in ihrer Entwicklung. Sie sind sehr anhänglich, wütend, traurig, ziehen sich zurück oder reagieren mit Bauch- oder Kopfschmerzen. Dazu kommt, dass jüngere Kinder manchmal ihre Fragen noch nicht stellen können und ihre Ängste und Sorgen nicht aussprechen. Aber das ist alles ganz okay, denn ein Kind muss aber auf die Trennung reagieren. Diese Reaktionen sind gesund, normal und wichtig!

Auch die ganz Kleinen spüren: „Irgendwas stimmt nicht!“

Babys reagieren auf emotionale Signale und Befindlichkeiten ihrer Bezugspersonen sehr stark. Sie empfinden aggressive Stimmen und Stimmungen als bedrohlich und nehmen eine konfliktgeladene, gespannte Atmosphäre wahr. Es ist also keineswegs so, dass sie nichts von der Trennung mitbekommen. Sie spüren, dass etwas anders ist!

(c) StockSnap

„Das macht mir Angst!“ Im zweiten und dritten Lebensjahr lieben die Kinder das Vertraute und Berechenbare. Sie haben noch wenige Möglichkeiten, mit Stresssituationen umzugehen, daher ist es im Falle einer Trennung/Scheidung wichtig, die Gefühle des Kindes wahrzunehmen und es verständnisvoll zu begleiten. Verhaltensänderungen können hier z. B. Rückschritte in der Sauberkeitserziehung, das intensive äußern von Trennungsängsten oder Angst vor Unbekanntem oder auch verstärktes Trotzverhalten sein.

(c) Ben Kerckx, Pixabay

Kindergartenkinder und ihr magisches Denken: „Weil ich nicht brav war, hat mich der Papa nicht mehr lieb!“ Kleine Kinder sehen sich als Dreh- und Angelpunkt der Welt. Alles, was passiert, hat unmittelbar mit ihnen zu tun. Sie fragen sich, ob sie schuld sind, dass Mama und Papa sich nicht mehr mögen.

Was Babys, Klein- und Kindergartenkinder brauchen

  • Viel Zuwendung und Körperkontakt!
  • Der Kontakt zu dem Elternteil, der ausgezogen ist, sollte möglichst regelmäßig sein. Für kleine Kinder ist ein häufiger, mehrmals wöchentlicher und dafür vielleicht kürzerer Kontakt wichtig.
  • Sicherheit in der Zeitstruktur, tägliche Routinen und wenn möglich wenig zusätzliche Veränderungen (z. B. Kindergartenwechsel).
  • Bewegung, um die Spannung, in der sie sich oft befinden, abzubauen.
  • Möglichkeiten, ihre Gefühle auszudrücken.
  • Beide Elternteile sollten dem Kind immer wieder vermitteln, dass es an der Trennung nicht schuld ist, dass man es genauso lieb hat wie zuvor und dass auch das Kind beide Eltern nach der Trennung lieb haben darf!

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Gastbeitrag von Gastbeitrag von Dagmar Bojdunyk-Rack, GF rainbows.at – Begleitung und Unterstützung für Kinder und Jugendliche nach einer Trennung/Scheidung der Eltern oder dem Tod nahestehender Menschen. Infos zu Kinderkultur und Familienfreizeit für Alleinerziehende könnt ihr euch in der Kinderinfo abholen oder hier schmöckern. Ideen zum Feiern für getrennte Eltern stellen wir hier und hier und hier vor.

Titelbild (c) Pexels, Pixabay; Fotos (cc) Ben Kerckx, Harald Landsrath Pixabay; StockSnap

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