Bücher über’s Klein sein

Klein zu sein ist nicht immer einfach. Besonders wenn man das kleinste Kind der Klasse ist und das Jahr für Jahr. Darunter leiden viele Kinder. Kürzlich bin ich wieder nach Büchern gefragt worden, die das thematisieren. Deswegen haben wir herumgefragt, welche Kinderbücher zum Thema klein sein unsere Kolleg_innen kennen und gut finden. Hier stelle ich euch Bücher über’s Klein sein vor.

So weit oben. Susanne Straßer. Peter Hammer Verlag (ab 2 J.)

Für Kinder ist ja ziemlich viel nicht erreichbar, weil es zu weit oben ist. Dieses Buch handelt davon, dass da ein Kuchen im Fenster steht, aber eben zu weit oben. Allerlei unterschiedliche Tiere kommen vorbei und bilden eine Pyramide, aber der Kuchen bleibt unerreichbar. Und gerade als nur noch ein kleines bisschen fehlt, schnappt sich das Kind drinnen im Haus die Torte.

So weit oben (c) Peter Hammer Verlag

Warum das trotzdem ein Buch ist, das euch schmunzeln lassen wird und Herzenswärme aufsteigen lässt, das verrate ich jetzt nicht. Aber wenn ihr bei uns in der Kinderinfo vorbei schaut, dann könnt ihr euch das Büchlein gerne anschauen und das gute Ende erfahren.

Issun Bôshi. Das Kind, das nicht größer als ein Daumen war. Icinori Kleine Gestalten Verlag (ab 3 J.)

Ähnlich wie Däumeline ist das ein klassisches japanisches Märchen. Ein kinderloses Ehepaar wünscht sich sehr ein Kind und „sei es noch so klein“. Als eines Tages ein winziges Kind da ist, wundern sie sich auch nicht sehr darüber, sondern nennen es Issun Bôshi, was „der, der nicht größer als ein Kinderdaumen ist“ bedeutet. Er lernt Vieles, auch tanzen und singen und die Eltern freuen sich über ihn, doch er wächst kein bisschen.

Mit 15 will er, wie so viele junge Menschen, Abenteuer erleben und die Welt kennenlernen, was die Eltern unterstützen. Und schon bald begegnet er einem Riesen, dem Menschenfresser, der ihm eine Aufgabe gibt und ihm verspricht, wenn er sie erfüllt, ihm mit dem Zauberhammer die Größe zu geben, die er sich wünscht. Doch darauf fällt Issun Bôshi nicht herein und erlebt dann ein märchenhaftes Abenteuer, das auch am Ende noch auf ein weiteres Kapitel hoffen lässt.

Issun Bôshi (c) Kleine Gestalten Verlag

Mir gefällt an diesem Buch, dass es ein richtiges Märchen ist, mit allem, was dazugehört. Da gibt es die guten Eltern, die hier wirklich liebevoll dargestellt werden, es gibt den bösen Menschenfresser, der hier natürlich besiegt wird, es gibt den kleinen Helden mit dem guten Herzen und es gibt dann auch noch die Tochter des reichen Kaufmanns und damit eine kleine Liebesgeschichte, die aber nur angedeutet wird. Und da all dies mal sanft, mal übertrieben, mal Liebliches und mal Hässliches erzählt, finde ich ist es absolut lesenswert.

Lionel Messi. Little People, BIG DREAMS. María Isabel Sánchez Vegara Suhrkamp/Insel Verlag  (ab 4 J.)

Wer kennt ihn nicht, diesen Fußballspieler, der von vielen als der Weltbeste bezeichnet wird? Doch habt ihr gewusst, dass bei ihm als 9-Jähriger eine Wachstumsstörung festgestellt wurde. Als er mit 13 Jahren beim FC Barcelona einen Vertrag erhielt, war er nur 140 cm groß. Durch eine Hormonbehandlung hat sich das geändert, doch ich finde, dieses Buch kann dennoch aufzeigen, dass man viel erreichen kann, auch wenn man klein ist.

Lionel Messi. Little People, BIG DREAMS. (c) Suhrkamp/Insel Verlag

Also ist dieses Büchlein nicht nur für Fans etwas, sondern auch für all jene, die noch nicht so viel über Messi wissen.

Nicht zu groß, nicht zu klein, genau richtig. Buch vom amerikanischen Verein Understanding Dwarfism, Bundesverband Kleinwüchsige Menschen und ihre Familien e. V. (BKMF)

Dieses Buch, das ihr euch online anschauen könnt – auch auf Deutsch – ist spürbar von Menschen geschrieben, die wissen, worauf es ankommt. Sehr klar und gleichzeitig sensibel vermittelt es, warum Menschen kleinwüchsig sind, was sie brauchen – z. B. einen Stock für den Aufzug – aber auch was sie nicht brauchen können – z. B. angestarrt werden.

Nicht zu groß, nicht zu klein, genau richtig (c) BKMF

Mir gefällt daran dass es mit einfachen Worten schon Kinder abholt und sachliche und ganz praktische Infos vermittelt. Auf der letzten Seite sind noch prägnant ein paar Fakten zu Kleinwüchsigkeit angeführt z.B. dass es über 650 unterschiedliche Formen gibt und über 80% normalwüchsige Eltern haben.

Ich finde die Bilder in ihrer Klarheit sehr gelungen und liebe z. B. die Röntgenbild-Zeichnung oder die Darstellung der DNA-Aufgaben. Und schon der Beginn des Buches zeigt: Erst der Vergleich macht den Unterschied, aber wie wir mit Unterschieden umgehen, das können wir alle in diesem Kinderbuch lernen.

Schattenfisch. Elisabeth Longbridge. Freies Geistesleben (ab 5 J.)

Das Buch handelt von einem kleinen Fisch, der schüchtern ist und aus Angst niemanden zu grüßen traut. Bis er eines Tages einen kleinen Fisch entdeckt, der ihm überallhin folgt. Mit diesem Freund an der Seite wird er langsam selbstbewusster. So traut er sich auch Hilfe zu holen, als er ein kleines Wesen in Not entdeckt und findet dabei auch einen neuen Freund.

Schattenfisch (c) Freies Geistesleben

Mir gefällt an dem Buch, dass es so einfühlsam zeigt, dass Dinge, die den Erwachsenen manchmal so einfach vorkommen, wie andere grüßen, gar nicht so einfach sind. Und ich finde es fein, dass das Buch aufgreift, dass man viel bewirken kann, auch wenn man klein ist. Und besonders gelungen finde ich die Wendung mit dem Freund.

Kleiner Bruder Watomi. Käthe Recheis. Früher Herder jetzt dtv junior Verlag (ab 6 J.)

Dieses Buch ist schon ein bisschen in die Jahre gekommen, weil wir es schon als ich Kind war besessen haben. Aber es kam damals gut an und heute noch lieben es ganz besonders die jüngeren Geschwister, denen wir es vorlesen. Das kommt daher, weil es gut darstellt, was es heißt, das jüngere Kind zu sein: Man will unbedingt mit den großen Geschwistern mithalten, kann aber noch nicht so schnell laufen, ist in vielem nicht so geschickt und auch beim Streit oft unterlegen. Das kann ganz schön frustrierend sein, so auch für Watomi.

Kleiner Bruder Watomi (c) dtv junior Verlag

Auch mit Großvaters Trost, dass es manchmal gut ist, klein zu sein, kann er wenig anfangen. Doch dann wird das Pferd gestohlen und Watomi kann – gerade weil er klein ist – unbemerkt mitfahren und das Ponny heimlich befreien. Eine Geschichte, die man vielleicht ein bisschen in den Alltag der Kinder übersetzen muss. Aber wer schon einmal mit Kindern verstecken gespielt hat, der weiß, dass sie das oft besser können – genauso wie Memory spielen.

Außerdem, das Buch kommt zwar aus einer anderen Zeit, so wird z. B. von Indianern und nicht von Nativ Indians gesprochen, aber ich finde, es hat zurecht 1974 den Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis erhalten und kann gut mit ein paar Zusatzinformation auch mit Kindern verwendet werden.

Und natürlich gibt es da auch noch „Däumelinchen“, ein Märchen von Hans Christian Andersen, das ihr euch hier Online anschauen könnt.

Lust auf mehr?

BriG
Fotos (v) Brigitte Vogt, Verlage: BKMF, dtv junior Verlag, Freies Geistesleben, Kleine Gestalten Verlag, Peter Hammer Verlag, Suhrkamp/Insel Verlag,

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