Wieder einmal Frauentag. Da fällt mir viel ein. Vieles davon hat auch mein Leben beeinflusst. Daher hier meine kleine Geschichte der Frauenrechte in Österreich.
Vaterrechte – Mutterrechte
Vor kurzen ist mir ein Brief meines Vaters in die Hände gefallen, den er mir vor 1986 geschrieben hat. Er meinte in diesem Brief, dass er jetzt seine Zahlungspflichten einstellen wird (meine Eltern waren geschieden, ich habe studiert), weil die Mindestanzahl der Semester für mein Studium erreicht ist. Und, ich zitiere aus dem Original: „…und jetzt doch mein Mann für mich sorgen kann“. Eine selbstverständliche Ansage für ihn und aus der damaligen Zeit.
Zusätzlich erinnere ich mich an den Wurschtel, den meine Mutter hatte, weil mein Vater trotz Scheidung das „Haupt der Familie“ war und nur er unsere Pässe beantragen konnte. Da er keinen Kontakt zu uns hatte, war das in unseren Augen eine Schikane, zumindest aber ur-umständlich. Ja, erst seit 1991 kann auch die Mutter den Passantrag oder den Lehrvertrag für ihr Kind unterschreiben. Bis dahin war dazu nur der Vater befugt.
Meine Mutter erzählte oft von ihrer (ohnehin kurzen) Ehe und dem Verbot meines Vaters, dass sie arbeiten gehen kann. Ja, bis zum Jahr 1976 konnte ein Ehemann Einspruch zur Berufstätigkeit der Frau erheben!
Erben, Mutterschutz und Karenz
Im Bäuerlichen Höferecht wird erst 1991!!! die Diskriminierung von Töchtern (sowie von unehelichen Kindern) beseitigt. Das Geschlecht bzw. der Status der Geburt ist erst ab 1991 nicht mehr relevant für die Übernahme eines Erbhofes. Und ebenso wurde in den 90-er Jahren die Gleichstellung ehelicher mit unehelichen Kindern hinsichtlich des Erbrechts erreicht.
Für mich fast unvorstellbar, dass erst seit 1957 das Mutterschutzgesetz, (ein Beschäftigungsverbot für unselbständig erwerbstätige Frauen von sechs Wochen vor bis sechs Wochen nach der Geburt eines Kindes – verbunden mit der Auszahlung von Wochengeld erreicht wurde. Überdies ermöglichte das Mutterschutzgesetz Frauen, sechs Monate nach der Geburt in (unbezahlte) Karenz zu gehen. Erst 1960 gab es eine Verlängerung der Karenzzeit auf ein Jahr und Bezahlung von Karenzgeld.
Das fällt so etwa in meine Geburtszeit. Meine Mutter konnte schon ein Jahr bei ihren Kindern bleiben. Nicht wie ihre Mutter, die als Krankenschwester in der Landesfrauenklinik quasi „im Dienst“ entbunden hat.
Geschlechtergerechte Schulfächer
In der Schule war da auch noch Einiges anders, das hat dann auch meine Söhne betroffen.
Erst 1987 ist in den Hauptschulen die Teilnahme an den Unterrichtsgegenständen „Hauswirtschaft“ und „Geometrisches Zeichnen“ für beide Geschlechter verpflichtend. Bis dahin waren Buben vom Gegenstand „Hauswirtschaft“ ausgeschlossen. Mädchen waren bis 1979 vom Gegenstand „Geometrisches Zeichnen“ ausgeschlossen, zwischen 1979 und 1987 konnten sie theoretisch zwischen Hauswirtschaft und Geometrischem Zeichnen wählen, wählten aber – entsprechend den traditionellen Rollenklischees – mehrheitlich „Hauswirtschaft“. Ich auch.
Für meinen vorerst unehelichen Sohn mit Geburtsjahr 1982 war fürs Erste die Bezirksverwaltungsbehörde automatisch Amtsvorstand. Erst 1989 wurden unverheiratete Mütter verheirateten gleichgestellt. Bis dahin bekamen unverheiratete Mütter die Vormundschaft für ihr Kind nur über Antrag.
Ich schreibe diese Zeilen nicht, weil ich meine Situation in den Vordergrund stellen will. Meine Situation war die Situation der Frauen dieser Zeit. Ich schreibe, weil auch mir beim Schreiben bewusst wird, was alles von vielen Frauen erkämpft wurde: Vom Wahlrecht bis zum Festschreiben der Gleichstellung in allen Lebensbereichen. Erreicht ist diese Gleichstellung noch nicht in der Praxis. Aber ich bin optimistisch: Mit beharrlichen Schritten wird es mal so sein. Ich wünsche es mir so für meine zukünftige Enkeltochter!
Deshalb: Feiern wir den Frauentag! Gehen wir bewusst mit der Vergangenheit um und bleiben in Gegenwart und Zukunft am Ball! Denn es geht um Gleichberechtigung, Menschenwürde und Selbstbestimmung aller Menschen jeglichen Geschlechts.
Immer wieder Frauentag!
Den Frauentag feiern wir gerne mit einem speziellen Blogbeitrag! Einmal geht es um Missstände, die eigentlich schon längst nicht mehr sein dürften. Ein andermal schildern wir unserer persönlichen Erfahrungen die zum Lachen wären, wenn sie nicht ernst gemeint wären. Wir haben auch schon Mädchenstarke Filme vorgestellt oder unsere liebsten You-Tube Videos. Vielleicht interessiert ihr euch ja auch für Pensions-Splitting, Familienvielfalt oder Geschlechtssensible Kinderbücher.
Gastbeitrag von Sabine Krones, Leiterin der WIENXTRA-Kinderinfo Fotos (c) Christoph Liebentritt
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