Haustiere: Potential und damit verbunden Pflichten

Sicher habt ihr auch schon einen kleinen verspielten Hund gesehen, ein Fellknäuel mit großen Augen, dass eure Kinder unbedingt näher anschauen oder streicheln musstet. Tieren können ja so süß und niedlich sein! Wen wundert es, dass die meisten Kinder Haustiere haben möchten. Wir haben ganz unterschiedliche Haustiere gehabt, von denen ich ganz klar Katzen und Hunde präferiere. Es hat viele Vorteile, wenn Kinder mit Tieren aufwachsen, aber es ist auch mit Pflichten oder Nachteilen verbunden.

Potential: Vorteile von Haustieren

  • In emotionaler Hinsicht ist ein Haustier ein unglaublicher Gewinn. Die artübergreifende Freundschaft, die dadurch entsteht, dass man ein Leben miteinander teilt zeigt sich auch darin, dass man füreinander sorgt. Katzen oder Hunde sind häufig unglaublich emphatische Mitbewohner_innen: Sie spüren, wenn es einem nicht so gut geht und versuchen abzulenken oder zu trösten. Wenn bei uns jemand traurig ist, dann kommen unsere Katzen, stupsen einem an, schnurren mit großen Augen und kuscheln sich zu einem. Ich habe von einer Katze gelesen, die in einem Pflegewohnheim zielsicher erkannte, wenn jemand im Sterben lag und sich immer in den letzten Stunden zu jenen dazulegte.
  • Manche Tiere sind eher zum Beobachten geeignet. Eine Ameisenfarm, ein Chamäleon oder die Aufzucht eines Triops kann Kindern Spannendes vermitteln.
  • Haustiere sind gut für unsere Gesundheit. Dass die täglichen Spaziergänge mit einem Hund gesundheitsstärkend sind, ist klar. Aber auch der Kontakt mit kleinen Hasen, Mäusen oder Katzen hat Potential, denn das Streicheln senkt den Blutdruck. Kinder, die mit Haustieren aufwachsen leiden weniger unter Allergien. Und das Verantwortlich sein für ein Lebewesen bewahrt vor Vereinsamung hält auch geistig fit. All dies ist ein Grund, warum Tiere als Therapie Eingang in Altersheime, Spitäler oder Pflegeheime gefunden haben.

Artübergreifende Freundschaften für Möglichkeitswelten – ein Vorteil mit Zukunftspotential

  • Wenn Kinder mit Haustieren aufwachsen, üben sie sich schon früh, mit anderen artfremden Wesen freundschaftlichen und verbindlichen Kontakt aufzunehmen. Sie lernen, wie man mit dem Haustier umgeht, dass man Tiere respektieren und kennenlernen muss, dass man sich zurücknehmen und sie nicht wie Spielzeug behandeln kann. Ein Schlüssel für die Sicherheit im Kontakt mit Tieren ist oft in diesem frühen gemeinsamem Aufwachsen begründet: Menschen die mit Tieren leben schrecken nicht vor der Andersartigkeit und Lebendigkeit zurück, sondern haben gelernt, damit umzugehen.
  • Kinder lernen hautnah, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Sicher ist es immer vom Alter und den Möglichkeiten des Kindes abhängig, was es übernehmen kann. Und klar, schlussendlich wird die Verantwortung als solche bei euch liegen. Das kann auch wochenlang tägliches freundliches erinnern bedeuten: “Hast du schon das Kistchen gemacht?”. Gewohnheiten werden ja nicht von heut auf morgen geschaffen 🙂
    Aber diese Verantwortlichkeit im Kontext einer artübergreifenden Freundschaft ist unglaublich wertvoll. Durch den Klimawandel leben wir alle in einer Zeit umfangreichen Artensterbens. Biolog_innen gehen davon aus dass 2100 die Hälfte aller Vogelarten ausgestorben sein wird. Kinder die gelernt haben, sich mit Tieren freundschaftlich verbunden und verantwortlich zu fühlen werden den damit verbunden Herausforderungen mit mehr Umsicht, Herz und Kompetenz begegnen können.

An Haustiere geknüpfte Bedingungen die man auch als Nachteil sehen kann

  • Bevor ihr euch zu sehr ins Thema vertieft werft einen Blick in euren Mietvertrag: Nicht überall sind Haustiere erlaubt, manche Tiere müssen auch sinnvollerweise im Vorfeld mit den Nachbarn abgestimmt werden.
  • Wie gesagt, Haustiere sind ideale Mitbewoner_innen, wenn ihr euch in artübergreifenden Freundschaften üben wollt. Sie sind bereichernd, tun so gut und können richtig heilsam sein! Aber Freundschaften leben von einer guten Balance an Geben und Nehmen. Wenn ihr euch ein Haustier besorgt, dann seit ihr dafür verantwortlich, ihr seit dann die Mutterkatze von der das Spielen gelernt wird, oder der Leithund, der einem zeigt, wo es lang geht.
  • Macht euch bewusst, dass da ein Lebewesen ganz und gar von euch abhängig ist, nur von euch und für immer.

Wichtige Fragen, die ihr im Vorfeld besprechen könnt

  • Beschäftigt euch mit der Frage, welches Tier und welche Rasse zu euch als Familie passt. Bücher oder Filme über Tiere geben Einblick und können für die Entscheidungsfindung hilfreich sein. Beschäftigt euch mit folgenden Themen:
    • Zuwendungs- und Spielbedürfnis
    • Pflegebedürfnis inklusive Auslauf
    • Erziehungsnotwendigkeit
    • alleine bleiben können oder
    • benötigter Lebensraum spielen da eine Rolle.
    • Die Lebenserwartung des Haustieres sollte zu eurer Bindungsbereitschaft passen. Bei Katzen ist das so ähnlich wie mit Kindern: Mit ungefähr 18 ziehen sie aus, Schildkröten dagegen können euch möglicherweise überleben. Bedenkt also gut, für wie lange ihr euch binden wollt.
    • Eine wesentliche Frage betrifft eure Urlaubsangewohnheiten. Könnt ihr das Tier mitnehmen? Oder wenn nicht, wer kümmert sich um das Tier.

Jedes Tier ist ein Individuum

  • Nicht jede Katze ist gleich. Das betrifft neben Aussehen auch Charakter, Persönlichkeit oder Vorlieben.
    Ein Beispiel: Unser Kater hat frühe Traumatisierungen mitgebracht, was ihn zu einem ängstlichen und übervorsichtigen Kater gemacht hat. Steht ein neuer Gegenstand bei uns in der Wohnung schaut er zuerst intensiv, schnuppert in der Luft, umkreist das Teil von Ferne, nähert sich ihm vorsichtig an, tastet in sicherer Entfernung, immer bereit sich schnellstens zurückzuziehen. Unsere Katze hingegen ist ein eigenwilliges, mutiges, neugieriges Wesen. Sie reagiert ganz anders. Auch sie nimmt den Gegenstand sofort wahr, geht aber zielstrebig darauf zu und schnuppert daran. Wenn sich dann der Gegenstand bewegt kann es schon sein, dass sie einen Sprung macht um sich in Sicherheit zu bringen, doch ansonsten kann ihre Erforschung nicht so schnell unterbrochen werden.
    Eine Freundschaft zum eigenen Haustier erfordert also die Bereitschaft, sich auf dieses spezielle Individuum einzulassen, dessen Sprache wir meist erst lernen müssen.

Bedenkt den Aufwand und die Kosten

  • Bedenkt den Aufwand, der damit verbunden ist, Futter zu besorgen, das Kistchen zu machen, Tierarztbesuche und die Versorgung während eures Urlaubs. Ich hab z. B. nicht gedacht, dass ich mit Katzen so viel mehr putzen muss. Dabei geht es gar nicht ums Kistchen, sondern um die Haare, die täglich anfallen.
  • Ist jetzt die richtige Zeit dafür? Eine alleinerziehende Freundin, die an einer Depression litt, gab dem Wunsch ihrer Tochter nach. Sie legten sich eine entzückende Katze zu, doch der damit verbundene Aufwand, war zu viel: Meine Freundin schlitterte in eine massive Überforderung. Manchmal ist der richtige Zeitpunkt noch nicht gekommen. Dann gibt es vielleicht andere Lösungen, wie Tiere sitten im Freundeskreis oder im Tierschutzhaus.
  • Auch die Kosten spielen eine Rolle. Reine Wohnungskatzen sind z. B. aufgrund ihres geschützten Wohnumfeldes weniger gefährdet, sich bei Kämpfen zu verletzten, aber Impfungen sind dennoch nötig. Besonders wenn die Tiere älter werden kommen Krankheiten, die regelmäßige Besuche bei der Tierärztin und Medikamente notwendig machen können. Das kann ganz schön ins Geld gehen. Ach ja, macht euch nichts vor: Für ein Lebewesen, das man fünf, zehn oder fünfzehn Jahre lang gefüttert und gestreichelt habt, gibt man viel mehr Geld aus, als man sich das vorher gedacht hätte. Eine Maus mit einem Geschwür behandeln zu lassen und irgendwann einschläfern zu lassen ist da ganz normal und wird trotz damit verbundener Kosten nicht gescheut.

Kinder mit einbeziehen

  • Wenn ihr die Entscheidung für ein Haustier gemeinsam mit Kindern trefft, dann überlegt im Vorfeld, wer wann wofür zuständig sein soll. Im Volksschulalter sind Kinder durchaus bereit, das ein oder andere zu übernehmen. Das kann das tägliche Füttern, das Säubern des Kistchens oder das Einkaufen des Futters sein. Mehrere Kinder können die Verantwortung teilen und eines die geraden, das andere die ungeraden Tage übernehmen. Doch macht euch nichts vor, die Hauptarbeit wird an euch hängen bleiben.

Haustiere und Nachhaltigkeit

  • Falls ihr nachhaltig leben möchtet: Haustiere sind diesbezüglich eine ziemliche Herausforderung und können euren ökologischen Fußabdruck massiv vergrößern. Einerseits, weil manche Haustiere Fleischfresser sind und die Tiernahrung häufig in Alu verpackt ist, andererseits wegen der Streu, die im Müll entsorgt wird. Umweltverträgliche Lösungen sind möglich aber meist mit zusätzlichem Aufwand verbunden.

Chamäleon, Mäuse oder Hunde

Angst vor Hunden? Da hilft vielleicht das kleine Hunde ABC. Ein Chamäleon oder Mäuse: Einige von unseren Tiererfahrungen haben wir unter Streichelzoo gesammelt.
Kinderfilme mit tierischen Helden, Tierspuren lesen oder Rätselspiele zu Tieren stellen wir im Kinderinfo-Blog vor. Wo ihr in Wien Tiere erleben könnt, erfahrt ihr auf der Infoliste Tiere in der Stadt.

BriG
Fotos (c) Brigitte Vogt

6 comments on “Haustiere: Potential und damit verbunden Pflichten

  1. Dass Hunde ein Gespür dafür haben, wenn es ihren Besitzern nicht gut geht, können wir absolut bestätigen. Es ist schwer zu festzustellen, ob sie dies der Körperhaltung, der Stimmlage oder der allgemeinen körperlichen Aktivität eines Menschen entnehmen können. Über dieses Thema habe ich neulich sehr lange mit einer Nachbarin ebenso intensiv philosophiert wie über die Frage, ob es für jeden Hund die optimale Hundeleine gibt.

  2. Es ist wirklich schade, dass Haustiere den ökologischen Fußabdruck so in die Höhe treiben. Meine Freundin hat auch einen Hund und versucht ihn vegan zu ernähren. Glauben Sie, das ist eine gute Möglichkeit die Hundehaltung Nachhaltig zu gestalten, oder sollte ein Vierbeiner immer Karnivor ernährt werden?

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