Endlich Wochenende! Doch wo ist nur die schöne Zeit der gemeinsamen Familienausflüge und Unternehmungen geblieben? Viele denken sehnsüchtig daran zurück. Mit kleinen Kindern ist Freizeitgestaltung einfach, man schlägt etwas vor und sie sind begeistert dabei. Zumindest, sobald man sie von dem, womit sie grad beschäftigt sind loseisen kann 🙂 Mit Jugendlichen ist das nicht mehr so einfach. Irgendwie scheinen sie manchmal zu nichts Lust zu haben. Wollen abhängen, mit anderen oder mit Smartphone, Tablet und co. Chillen ist angesagt.
Okay, ich weiß natürlich, dass das jugendliche Gehirn mit Umbauprozessen viel zu tun hat und daher die äußere Ruhe unbedingt nicht zu kurz kommen soll, ganz besonders an Vormittagen bis 13:00. Was schulisch gesehen fatal sein kann.
Manchmal möchte ich aber eben auch am Wochenende gern etwas gemeinsam unternehmen. Das gelingt uns auch immer wieder, wenn ich einige Regeln beachte.
Damit das Wochenende gut läuft – Regeln für Freizeitgestaltung mit Kindern
Durch Fehler wird man schlau. Ich habe gelernt, dass Familienfreizeit bei uns am besten funktioniert, wenn wir ein paar Dinge beobachten.
Partizipation – Mitbestimmung ist gefragt
Die Kinder entscheiden mit und zwar so, dass ihre Stimme gleich viel Gewicht hat, wie die der beteiligten Erwachsenen.
“No na”, “eh klar”, werdet ihr sagen, aber es schadet ja auch nicht, das mal niederzuschreiben 🙂
Das geht auch schon mit kleinen Kindern. So erfährt man nicht nur, was gerade angesagt ist oder Spaß macht, sondern damit wird auch deutlich, wie Entscheidungen bei euch getroffen werden. Entweder demokratisch nach Stimmenmehrheit – was dann bedeutet, dass möglicherweise jemand öfter zur Minderheit zählt und nachgeben muss. Oder vielleicht hat jede_r einmal die Hoheit, ganz allein zu entscheiden.
Außerdem hat Mitbestimmung noch einen entscheidenden Vorteil: geteilte Verantwortung. Wenn etwas schief läuft, mühsam ist, nicht so wie erwartet, dann fällt es leichter, darüber zu lachen, wenn die Entscheidung dafür gemeinsam getroffen wurde.
Kreativität – Jede_r darf auch richtig verrückte Ideen einbringen
Eine coole Sache, was da so alles kommt! Es geht auch gar nicht darum, dass alles umgesetzt werden muss. Aber manchmal mit dem Fokus zum Nachdenken: “Was würde ich tun, wenn Geld keine Rolle spielen würde und alles möglich wäre?”, erweitert den Horizont ungemein. Manches davon ist auf den zweiten Blick auch möglich. Ich liebe Argumente und freu mich auch richtig, wenn es jemandem gelingt, mich mit guten Argumenten umzustimmen. Denn genau dann konnte ich meinen eigenen Horizont erweitern. Gemeinsam sind wir wirklich stärker.
Ausgleich von Aktivität und Passivität – Ruhe geben, chillen, abhängen muss auch sein
Ich bin ein Fan von aktiver Entspannung. Draußen sein, Natur erleben, etwas mit lieben Menschen machen, dafür bin ich so gut wie immer zu haben. Viele Interessen teile ich da mit meinen Mädchen. Aber manchmal wollen sie abhängen. Nicht immer sind unsere Herausforderungen synchron. Nach einer vollen Woche in der sie sich bis zu 45 Stunden dem Lernen gewidmet und unter Menschen verbracht haben, wollen sie es sich im eigenen Zimmer gemütlich machen, ganz egal, wie schön draußen die Sonne scheint. Video schauen, mit Freund_innen snapen, ihre sozialen Netzwerke checken, ausschlafen, im Bad rumhängen, das ist jetzt dran.
Es hat ein bisschen gedauert, bis ich das gecheckt habe. Erst war da die Enttäuschung darüber, dass ich an meinem wertvollen freien Wochenende warten muss, bis sie endlich zum Frühstück auftauchen und dann über meine supertollen Vorschläge die Nase rümpfen.
Umstellungen, neue Lebensphasen, das ist es doch, was uns Eltern jung hält, weil wir immer wieder unsere gut eingespielten Pläne über den Haufen werfen müssen. Daraus hab ich gelernt:
Nähe lebt von Distanz – Jede_r braucht selbstbestimmte Eigenzeit
Je älter die Kinder werden, desto mehr brauchen sie davon – und ich gewinne diese Zeit wieder für mich, kann ganz neu gestalten, was ich tun will, kann meinen eigenen Bedürfnissen nachgehen, kompromisslos wie es die letzten Jahre oft nicht denkbar war. Dabei gewinnen wir alle. Mittlerweile treffe ich Frühaufsteherin am Wochenende am Vormittag schon mal eine Freundin, geh Joggen, fahr auf der alten Donau eine Runde im Boot oder bin beim Yoga. Herrlich, mit so einer Eigenzeit das Wochenende zu starten! Das hat viel verändert. Ich ärgere mich nicht mehr, wenn meine Mädels lang schlafen, denn wenn ich nach Hause komme, hab ich schon was Schönes, Aktives, Bereicherndes erlebt und bin bereit für einen gemütlichen Nachmittag.
Dankbarkeit – Es ist nicht selbstverständlich, dass man mit den Kindern Interessen teilt, ganz egal, wie viel Freude sie uns machen
Warum erwarten wir uns nur so viel? Nur weil es die eigenen Kinder sind, sind sie doch ganz eigene Persönlichkeiten, mit eigenen Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnissen. Ich finde, sich das in Umbruchzeiten klar zu machen, ist hilfreich. Nicht einmal mit dem gewählten Partner, der ausgewählten Partnerin, teilen wir alle Interessen und Vorlieben. Das muss auch nicht sein um eine gute Beziehung zu führen, dafür sind gemeinsame Werte wichtiger. Das Gleiche gilt auch für unsere Kinder.
Aber wenn es sich ergibt, dass wir gemeinsam zur gleichen Zeit auf die gleiche Aktivität und auch noch miteinander Lust haben, dann ist das wirklich schön! Dann ist Dankbarkeit angesagt. Ja okay, auch wenn es in der Praxis häufiger vorkommt, als hier vielleicht der Eindruck entsteht, ich finde, es ist ein Grund zur Dankbarkeit. Denn wie viel Menschen gibt es in eurem Freundeskreis, die wenig mit ihren Familien anzufangen wissen? Wo es wenig Gemeinsamkeiten, wenig geteilte Interessen gibt? Also freu ich mich, wenn wir gemeinsam etwas Feines erleben.
Wie trefft ihr in der Familie Entscheidungen? Was ist für euch hilfreich? Was unternehmt ihr am Wochenende? Welche Unternehmungen schweißen euch zusammen?
Konkrete Veranstaltungen findet ihr in der Kinderaktiv-Broschüre. Ausflugideen, Naturbadeplätze, Museums-oder Spielplatztipps, dies und noch mehr findet ihr hier im Blog. Panini Tauschbörsen, Hochseilklettergärten oder Feriencamps – ihr habt noch nicht gefunden, was ihr sucht? Dann schaut doch bei den Infolisten der WIENXTRA-Kinderinfo oder besucht uns im Museumsquartier.
BriG
Titelbild © Barbara Mair
Beitragsbilder © WIENXTRA, Brigitte Vogt und pixabay
FANTASTISCHER BLOG …
Vielen Dank!