Spätestens wenn die ersten Schularbeiten kommen, beginnt die Unruhe wieder und die im Sommer getankte Entspannung ist dahin. Besonders schlimm hab ich es wahrgenommen, als unsere Tochter in der 4. Klasse Volksschule war. Die ersten Schularbeiten waren eine Herausforderung für sich, aber wirklich schlimm war der Stress, der dahinter stand. Wie soll es schulisch weitergehen? Welche Schule soll ich wählen? Wo werden meine Freund_innen hingehen? Bleiben wir zusammen oder werden sich unsere Lebenswege trennen?
Kein Wunder also, dass da viel im Raum steht, dass es nicht nur darum geht, bei den Schularbeiten gut abzuschneiden und die Eltern oder Lehrer_innen nicht zu enttäuschen. Das führte bei vielen Kindern zu mehr Stress, als sinnvoll war. Damals hab ich nach Möglichkeiten gesucht, wie man Kindern Entspannungsmöglichkeiten näher bringen kann, damit sie langfristig lernen, Stress etwas Positives entgegen zu setzen. Phantasiereisen oder Entspannungsspiele können ein Weg sein. Und natürlich gibt es auch die klassischen Entspannungstechniken wie z.B. Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training auch für Kinder. Wer Lust hat, findet zu all diesen Techniken etwas in den Wiener Büchereien.
Entspannung – Geschichten die Kindern helfen

Neben Phantasiereisen bin ich über das Buch “Kapitän Nemo Geschichten” von Ulrike Petermann gestolpert, mit dem ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Anhand von Geschichten wird die Grundstufe des Autogenen Trainings vermittelt. Jede Geschichte beginnt mit dem Vorbereiten des Unterwasserausflugs: Taucheranzug, Taucherbrille, Flossen, Sauerstoffgerät und los gehts. Die Geschichten handeln von einer kleinen Begebenheit unter Wasser. Dabei sind es keine Abenteuergeschichten, sondern ruhige Begebenheiten, in die die Grundformeln des Autogenen Trainings eingeflochten sind. Je nach Wunsch kann man den Schluss jeder Geschichte so gestalten, dass das Kind nachher einschläft oder wach bleibt und die Ruhe und Zentriertheit mit in den Alltag nehmen kann. Diese Geschichten eine Zeit lang regelmäßig vorzulesen, vielleicht als “Gute Nacht Lektüre”, hilft, dieses Entspannungsritual zu etablieren. Dabei ist es auch gar nicht schlimm, wenn sich Geschichten wiederholen. Im Gegenteil, im Sinne der Übung und Gewöhnung ist das sogar hilfreich. Meist ist es nach einer gewissen Zeit auch gar nicht mehr nötig, täglich zu “üben” sondern nur noch in besonders fordernden Zeiten, wenn viele Test und Schularbeiten warten. Empfohlen wird es für Kinder von 6-10 Jahren.
Bewegung kann entspannen

Für manche Menschen ist es sehr schwierig ruhig zu liegen, wenn sie unruhig sind. Wie gut, dass es viele Möglichkeiten der Entspannung gibt, die genau da ansetzen. Viele gehen gern laufen, üben Yoga, Thai Chi oder Quigong. Alles körperlich orientierte Methoden, Spannung durch Bewegung zu kanalisieren und auch wieder loszulassen. Progressive Muskelentspannung nach Jakobson setzt auch genau da an. Dabei spannt man bewusst Muskelpartien an um die Spannung wahrzunehmen. Das bewusste Loslassen nachher hilft, Entspannung wahrzunehmen und langfristig zu kultivieren. Da dies eine aktive Form ist, häufig in Geschichten verpackt, bei der man bewusst Kraft einsetzt und Grimassen schneiden kann, kommt das vielen Kindern entgegen.

Auch das hilft bei akutem Stress:
- Diese Sätze kann man einem Kind gar nicht oft genug sagen.
- Einmal nichts tun, nichts planen – oder sogar einen Ich-plan-nix-Tag einführen.
- Selbstmitgefühl vorleben, weil unsere Kinder uns viel mehr nachmachen, als wir denken.
- Akupressur gegen Stress und noch mehr Tricks.
- Mit diesen Sätzen könnt ihr eure Kinder beim Lernen unterstützen.
- Unterstützung holen z.B. wenn Schule zum Krampf wird.
- Auch ein Spaziergang im Wald erdet nicht nur, sondern wirkt entspannend und baut Stress ab. Auch auf die Schulleistungen soll ein Aufenthalt im Wald positive Effekte haben, z.B. weil sich Grundschüler_innen besser konzentrieren konnten. Diese Heilkraft von Waldspaziergängen wird unter dem Begriff “Waldbaden” zusammengefasst.
Was hilft euch gut durch stressige Zeiten zu kommen? Was machen eure Kinder, wenn´s zu dicht wird?
BriG
Fotos © Brigitte Vogt
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