Vom Reparieren und Kleider tauschen

T-Shirts um 2 Euro, und das neu, da frag ich mich wie kann sich das ausgehen? Wie sollen da die Menschen, welche die Baumwolle pflücken, verarbeiten, färben fair bezahlt werden? Oder die Näher*innen, die Transportierenden und die Verkäufer*innen noch alle genug zum Leben abbekommen? Dabei landet so viel Kleidung ungetragen im Müll, wie nie zuvor. Kein Wunder also, dass das auch eine Gegenbewegung ausgelöst hat.

Habt ihr schon einmal das Hochgefühl erlebt, wenn ihr selber etwas repariert habt? Dieses Gefühl ist richtig cool und wichtig und wird meist Selbstwirksamkeit genannt. Klar, reparieren kostet meist mehr Zeit, als die Bestellung eines neuen Gegenstandes im Internet. Aber dieses Selbstwirksamkeitsgefühl hängt eng mit Resilienz zusammen, der Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen. Und diese zu üben und zu stärken ist immer sinnvoll.

Zusätzlich verspricht gerade das Reparieren z. B. von kaputter Kleidung zwei Dinge: Das Tun im Hier und Jetzt – denn man kann nicht Hudeln beim Handwerken. Und diese Entschleunigung ist schon fast wie ein kleiner Urlaub. Das nächste hängt eng damit zusammen: Ihr erfahrt dabei vielleicht auch ein Flow-Erleben, wenn ihr so selbstvergessen vor euch hinarbeitet und dadurch Auftanken könnt. Das macht nicht nur Freude, sondern kann ein wirklich beglückende und stärkende Erfahrung sein. Dass ihr dann noch ein Kleidungsstück habt, das ihr wieder tragen könnt ist dabei schon fast eine Nebensächlichkeit und meist viel einfacher als gedacht. Aber warum sollte man denn Kleidung reparieren, wenn sie so billig zu bekommen ist?

Reparieren kaputter Kleidung

Bei all dem Überfluss finde ich es manchmal schön, an besonderen Stücken zu hängen, z. B. an den bunten Socken, die meine Mutter gestrickt hat. Dass ich sie im Winter so gern trage, sieht man an den Löchern, die mit der Zeit unvermeidbar sind. Zwar liebäugle ich mit allen möglichen Reparaturen und ganz besonders zu visible Mending, dem sichtbaren Reparieren von Kleidung. Da habe ich auch schon richtig schöne Beispiele im Internet gefunden, aber allein konnte ich mich nicht dazu aufraffen. Wie gut, dass es für Menschen wie mich Repair-Cafe’s gibt, denn zusammen macht es einfach mehr Spaß.

Socken Stopfen leicht gemacht

Vor ein paar Wochen war ich also endlich bei einem Repair-Café. Ich hatte ein paar schöne selbstgestrickte Socken mit unterschiedlich großen Löcher mit. Außerdem meinen Lieblings-Winterpullover, der einige Mottenlöcher aufwies.

Kann man das überhaupt reparieren? Also allein hatte ich dazu auf jeden Fall keine Lust, aber vielleicht würde ja mit Unterstützung im Repair-Café etwas Schönes entstehen. Das Tolle daran: Ich brauchte nur die kaputten Sachen mitzunehmen, Wolle, Garn und bunte Fäden, Nadeln und weiteres Zubehör sowie Fachwissen und gute Tipps gab es dort.

Schon die vielen Beispielteile machten Lust, selber etwas so Schönes zu gestalten. Doch zuerst ging es an die Basics. Auf einem kleinen Stoffteil wurden Linien gezogen und unterschiedliche Stiche geübt. Dann suchte man sich einen Faden passend zum Kleidungsstück und schon konnte es losgehen. Nebenbei wurde geplaudert und so manche merkte erst als die Zeit um war, wie versunken wir gearbeitet hatten. Ich ging mit bunt gestopften Socken und einem verzierten Pullover nachhause.

Klar, um so richtig schöne gleichmäßige Sticke zu machen braucht es Übung. Aber was mir gefallen hat war, dass gemeinsames Handwerken entschleunigt und das Ergebnis Freude macht, auch wenn es nicht perfekt ist. Ich habe im Freund*innenkreis davon erzählt und wir sind schon am Sammeln der zu reparierenden Dinge, damit wir ein gemeinsames Socken stopfen machen können.

Und auch wenn ich im Moment keine kaputten Hosen mithatte, selbstverständlich können auch die wunderschön und sehr praktikabel repariert werden.

Falls ihr auch Unterstützung braucht

Wann und wo es Reparaturtreffen gibt, erfahrt ihr beim Reparaturnetzwerk: reparaturnetzwerk.at/veranstaltungen. Und für alle, die auf den Geschmack gekommen sind: Schaut beim Repair-Flestival in Wien vorbei, das schon seit einigen Jahren stattfindet und nicht nur coole Workshops sondern auch tolle Vorträge zu bieten hat.

Einerseits kaufen viele sehr bewusst ein, überlegen sich, wo und wie die Kleidung erzeugt wurde und sind dafür auch bereit, etwas mehr zu bezahlen. Andere wiederum möchten angesichts des Klimawandels Ressourcen schonen und kaufen deswegen nur gebrauchte Kleidung ein. Für viele ist da auch Kleider tauschen ein Thema.

Kleider tauschen

Unter Geschwistern oder Mitbewohner*innen ist es oft üblich, Kleidung zu tauschen. Mein bunter Anorak geht mir schon langsam auf die Nerven, aber meine Schwester freut sich auf ihn während ich schon länger auf ihren grünen ein Auge geworfen habe: Super Tausch für uns beide! Bevor meine Kinder ihre Sachen weggeben, machen wir zuhause eine kleine Kleidertausch-Party: Die Freund*innen kommen zusammen und es staut sich am Spiegel, weil alle alles probieren wollen. Wie cool, dass sich der Kleiderschrank auch auf diese Art wieder erneuert.

Doch wenn in eurem Freundeskreis eure Kleidergröße Mangelware ist, oder Kleidertausch nicht angesagt ist, dann gibt es in Wien viele Möglichkeiten: Einige davon haben wir schon ausprobiert z. B. bei Global 2000 oder das Projekt Garderobe, Gratis Kleider tauschen kannst du bei der Wiener Wäsch, hier findest du die Termine für 2025.

Wie läuft es beim Kleidertausch ab?

DO’s: Bring ausgewählte, gut erhaltene Kleidungsstücke mit, von denen du weißt, dass sie jemand anderem Freude bereiten werden. Wasche die Kleidung vorher und schau beim Anbieter nach, wie viel Stück du mitbringen kannst.

DONT’s:  Kleidertausch ist keine Altkleidersammelstelle: Kaputtes und Schmutziges bleibt zu Hause!

So funktioniert’s: Meist werden deine mitgebrachten Kleidungsstücke beim Empfang gezählt und du kannst dann genau so viele Stücke wieder mit nach Hause nehmen. Manchmal wird das Gewand schon vorher abgegeben und kontrolliert, ob es sauber und nicht kaputt ist. Nicht immer aber oft ist es grob nach Größen oder Thema sortiert.

Diese Kleidertausch-Angebote sind sehr unterschiedlich: Manchmal wird sehr viel Kleidung auf Wühltischen dargeboten, manchmal sind es wirklich die besonderen Teile, die auch schön präsentiert werden.

Lust auf Nachhaltigkeit?

BrIG
Fotos (c) Brigitte Vogt

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