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Alles Familie oder?

Gastbeitrag von Ruth Lhotzky-Willnauer, Kinderbüro der Universität Wien

Passend zum Pridemonat möchte ich meine Gedanken zum Thema Familie aus der Sicht einer Psychologin, Pädagogin und Mutter bzw. Co-Mutter teilen. Seit vielen Jahren beobachte und begleite ich nun schon Kinder mit zwei Müttern oder zwei Vätern samt ihren Eltern. Eigentlich ist da alles wie in jeder Familie, aber doch anders. Die große Herausforderung solcher Familien ist der Umgang mit den Institutionen. Kindergarten, Schule, Turnverein all das und was einem so beim Großwerden sonst noch begegnet.

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(c) Brigitte Vogt

Es hat sich viel getan, aber es ist immer noch keine Selbstverständlichkeit

Die Grundannahme ist nach wie vor eine Familie mit Vater und Mutter. Wenn die Kinder klein sind, dann liegt es an den Eltern. Da müssen diese, falls notwendig, darauf aufmerksam zu machen, dass es eine andere Familienkonstellation gibt. Aber sobald sich die Kinder alleine ohne Eltern im öffentlichen Raum bewegen, müssen sie das tun. Da sind sie es dann, die das einfordern müssen. Oder die manchmal darauf gestoßen werden, dass sie nicht in einer üblichen Familie leben.

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(c) Brigitte Vogt

Unsere Tochter hat im zarten Alter bereits den Hl. Nikolo „höchst persönlich“ korrigiert. Sie  war damals knapp 1m groß, hatte zwei dünne blonde Zöpfe und ein rotes Kleid an. Der Nikolo sprach sicher schon seit 5-10 Minuten darüber, wie tüchtig sie ist und wie stolz Papa und Mama auf sie sein können. Ich sah sie nur von hinten und merkte ihre zunehmende Unruhe, konnte sie mir aber nicht erklären. Plötzlich stemmte sie beide Hände in ihre Hüfte, stampfte mit dem Fuß auf und rief: „Ich habe zwei Mamas sapperlot noch einmal!“ Der Großvater sagte: „ Richtig, so ist es.“  und der Nikolo fuhr leicht irritiert fort. Für das Kind war es erledigt und sie konnte in Ruhe wieder den Nikolo anhimmeln.

Traditionen in den Bildungseinrichtungen fordern Kinder mit zwei Müttern oder Vätern immer wieder heraus

Zum Beispiel der Muttertag – Kinder mit zwei Müttern, die aber nur ein Muttertaggeschenk im Kindergarten oder in der Schule basteln und dann wirklich in eine tiefe Krise stürzen, weil sie doch beide Mütter gleich lieb haben und auch der mütterliche Trost es doch gemeinsam zu bekommen, hilft nicht, weil die anderen Mütter bekommen es auch jede für sich alleine und das ist ungerecht. Es gibt aber auch Lehrer_innen, die das gleich mitdenken und selbstverständlich zwei Geschenke basteln lassen oder auch einfach das Material mit nach Hause geben, damit noch ein zweites Geschenk hergestellt werden kann.

Die Selbstverständlichkeit ist der Schlüssel

Was kann dazu beitragen? Es muss nicht als Anmerkungen in Klassenlisten bei Besonderheiten, wo bei anderen Kindern Legasthenie, Dyskalkulie  – zwei Mütter stehen. Bei den Fragebögen zu den Bildungsstandards bezüglich familiäres Umfeld ist mehrmals die Frage nach Vater und Mutter – es sollte nicht die Aufgabe von Jugendlichen sein, das auszubessern – unsere hat es gemacht Vater wurde durch Mutter 2 ersetzt. Kinder wollen nichts Besonderes sein, zumindest nicht im Klassenkontext, also als ganz  „normale“ Familie behandelt werden, das wünscht sich unsere Tochter von den Menschen rund um uns. Nicht sie will drauf aufmerksam machen, sondern alle anderen sollen es mitdenken. Und das gelingt auch immer mehr.

Gastbeitrag von Ruth Lhotzky-Willnauer, Kinderbüro der Universität Wien

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(c) Brigitte Vogt

Wir stehen auf Vielfalt

Schaut doch in der kinderinfo beim Infotisch vorbei und holt euch Infomaterial oder blättert Kinderbücher mit anderen Familienbildern durch. In der kinderinfo könnt ihr euch z. B. das Buch “Alles Familie” oder “Du gehörst dazu” anschauen. Beide zeigen die Vielfältigkeit von Familien auf. Macht bei unserer Vielfältigkeitskampagne mit und zeichnet eure Familie oder teilt uns auf Facebook und Instagramm.

Fotos (c) Brigitte Vogt

9 comments on “Alles Familie oder?

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