Kinderbücher zum Vatertag

Viele Kinderbüchern stellen Väter leider noch viel zu oft als Randfigur vor: Man sieht sie auf dem Weg von oder zur Arbeit und dann mit Zeitung in der Ecke sitzen. Dadurch halten Kinderbücher Geschlechterrollen aufrechter oder reproduzieren diese, was gar nicht sein müsste. Außerdem bildet das die Lebensrealität von vielen Kindern und Familien nur unzureichend ab. Darum haben wir zum Vatertag ein paar Kinderbücher rausgesucht, die eingefahrene Rollenbilder erweitern und aufbrechen.

Daddy, Papa and Me (von Anfang an)
Leslea Newman und Carol Thompson. Tricycle Press

In diesem kleinen Buch aus Karton wird in Reimen aus dem Alltag mit zwei Vätern erzählt. Die Illustrationen regen zum gemeinsamen betrachten an und zeigen die Liebe in dieser kleine Familie auf vielen bunten und schön gestalteten Seiten.

Es wird nicht auf die Besonderheit der zwei Väter eingegangen, viel mehr wird einfach ein ganz normaler Familienalltag gezeigt. Diese ganz unaufgeregte Darstellung hat mir ganz besonders gefallen.

Männer weinen (ab 3 Jahren)
Jonth Howley. Zuckersüß Verlag

Levis fürchtet sich ein klein wenig vor seinem ersten Schultag, und dann sagt sein Papa: “Levi, Männer weinen nicht.”

Doch auf seinem Schulweg sieht Levi ganz schön viele Männer weinen, aus vielen verschiedenen Gründen. In der Schule ist es da

Wer hat schon eine normale Familie? (ab 3 Jahren)
Belinda Newell und Míša Alexander, Carl Auer Verlag

Familien sind so vielfältig! In diesem Buch entdeckt ein kleiner Junge, dass in seiner Klasse wenige “normale” Familien mit Vater + Mutter + Kind vorkommen. Statt dessen gibt es Großfamilien mit Onkeln und Tanten, Ein Kind wohnt bei der Großmutter und neben der Kleinfamilie mit Kind und Vater gibt es auch Familien mit zwei Papas, Patchworkfamilien und Familien mit adoptieren Kindern. “

“Jede Familie ist anders, und das ist die normalste Sache von der Welt.” so schließt das Buch und lässt damit Spielraum für eine positiv erlebte Vielfalt.

König & König (ab 3 Jahren)
Linds de Haan und Stern Nijland. Gerstenberg Verlag

Der Kronprinz will sich nicht verheiraten, aber die alte Königin will endlich in Pension gehen und ihren Lebensabend genießen. Also telefoniert die Königin mit allen Prinzessinnen und ladet sie zur Brautschau ein. Doch dem Prinzen gefällt keine.

Nur die letzte Prinzessin kommt gemeinsam mit ihrem Bruder und in den verliebt sich der Prinz sofort. Von nun an sind sie König & König und genießen ihr Leben und auch die Königin kann endlich im Bikini in der Sonne liegen und hat ihre Ruhe vom Regieren.

Disco (ab 4 Jahren)
Frauke Angel, Julia Dürr. Jungbrunnen Verlag

Disco ist auf den ersten Blick ein unauffälliges Kinderbuch, das mich aber durch seinen Humor und seine Leichtigkeit bestochen hat. Der Erzähler ist ein Junge im Kindergartenalter, der von seiner neuen Freundin Pina erzählt.

Pinas Eltern sind „verrückte Künstler“ und so bringt Pina interessante Ideen mit: Es gibt keine Jungs- und Mädchenfarben! Daher schenkt sie dem Ich-Erzähler ein rosa Nachthemd für den Discoabend. Da es ihm so gut gefällt, zieht er es am nächsten Tag in den Kindergarten an. Klar fallen da Aussagen wie „Mädchensachen“, „nichts für Jungen“, „verkleidet“ und „schwul“. Herrlich, nicht nur, was Pina darauf erwidert, sondern auch, wie die beteiligten Erwachsenen damit umgehen. Wie gesagt, ein lesenswertes Buch, das auch mit dem Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis des Jahres 2020 ausgezeichnet wurde.

Hair Love (ab 4 Jahren)
Matthew A. Cherry, Vashti Harrison, Aminata Belli. Mentor Verlag Berlin

Dieses Buch ist einfach super süß und lesenswert, und das aus mehreren Gründen. Einerseits, weil es leicht und unbeschwert eine Vater-Tochter-Interaktion darstellt, bei der Hilfe aus dem Internet die Situation rettet. Andererseits weil es die kindliche Fantasie feiert und die Leser_innen in das Reich der Möglichkeiten mitnimmt. Aber auch weil es einfach unglaublich toll illustriert ist und auch politisch gelesen werden kann, da Matthew A. Cherry damit auch Vorurteile bekämpfen möchte.

Zuri, die kleine Ich-Erzählerin wacht auf und es ist ein ganz besonderer Tag: Sie möchte heute Superheldin sein und braucht dafür eine ganz besondere Frisur. Das gelingt dem Vater nicht auf Anhieb, der mit vielen verschiedenen Ideen aufwartet. Doch Zuri bleibt klar: “Papi, bitte! Du kannst das doch viel besser!” Und so ist es schlussendlich auch. Übrigens: eine cooles Video gibt es dazu auch.

Herr Seepferdchen – Pop-Up Buch (ab 4 Jahren)
Eric Carle. Gerstenberg Verlag

Bei den Seepferdchen tragen die Männchen die Eier in ihrer Tasche. Solange bis die kleinen Seepferdchen schlüpfen. Aber nicht nur die Seepferdchen. Herr Seepferdchen trifft während seiner Brutzeit auf viele andere Fisch-Herren, die ebenfalls für den Nachwuchs zuständig sind.

Das Buch ist liebevoll gestaltet und macht Spaß zum Blättern und Entdecken. Nebenbei erfahrt ihr ein paar Details über die Meeresbewohner_innen und deren Rollenverteilungen.

Sei ein ganzer Kerl (ab 8 Jahren)
Jessica Sanders und Robbie Cathro. Zuckersüß Verlag

Ein ganzer Kerl ist ein richtig schön vollgepacktes Kinderbuch. Im besten Sinne. Eine Liebeserklärung an uns alle. Eine Erinnerung dass wir alle einzigartig sind und das auch gut so ist. Jeder ist anders und es gibt nichts was man nicht sein darf.

Auch über Gefühle wird in diesem Buch gesprochen und darüber sich nicht richtig zu fühlen. Es gibt einen Abschnitt zu Selbstliebe und zu Selbstfürsorge. Und zum Schluss finden sich Telefonnummern die man anrufen kann, falls es auch mal Dinge gibt, die man nicht mit einem Erwachsenen besprechen kann.

Noch mehr Kinderbücher

Interessante Filme, die sich mit Geschlechterrollen auseinandersetzen findet ihr hier, noch mehr geschlechtssensible Kinderbuchtipps haben wir hier gesammelt. Elterninfos zu sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentitäten findet ihr hier bei der WIENXTRA-Jugendinfo. und Hier findet ihr eine Spielsammlung von Efeu, wie ihr Gleichstellung spielerisch thematisieren könnt. Und hier findet ihr eine Spielsammlung von Efeu, wie ihr Gleichstellung spielerisch thematisieren könnt. 

BriG, LuDi, Sast
Titelbild (c) Brigitte Vogt, Hauptbücherei; Fotos (c) Verlage

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