Garteln mit Kindern

Bei dem heutigen blauen Himmel und Sonnenschein passt dieser Beitrag übers Garteln vorzüglich, obwohl es noch ein bisschen dauert, bis die neue Gartensaison so richtig startet. Wer dieses Jahr mit seinen Kindern eigenes Obst und Gemüse anbauen und ernten möchte, sollte sich aber schön langsam um eine passende Möglichkeit umschauen.

Was gibt es für Möglichkeiten in Wien

In Wien gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wie ihr euch gärtnerisch austoben könnt: Es gibt Selbsternteparzellen,  Gemeinschafts- und Nachbarschaftsgärten oder Pachtparzellen und kleine Freiflächen oder Baumscheiben zum Verschönern der unmittelbaren Umgebung. Über die Jahre habe ich schon mehrere Varianten ausprobiert. Jede für sich hat Vor- und Nachteile.

begrünte Baumscheibe (c) Brigitte Vogt

Je nachdem wie viel Zeit ihr investieren könnt und wollt, eignet sich eher eine Pachtparzelle (sehr zeitintensiv: selber aussäen, pflegen und ernten) oder ein Selbsternteparzelle (eher zeitintensiv: Es wird für einen ausgesät, man pflegt und erntet aber selbst:) oder auch eine Baumscheibe in der Nähe (wenig zeitintensiv).

Tipps fürs gemeinsame Garteln

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich vor meinen Gartenaktivitäten mitunter sehr romantische Vorstellungen hatte, obwohl ich schon vor meinen Kindern einige Jahre eine Selbsternteparzelle hatte. So habe ich mir beispielsweise das Gärtnern gemeinsam mit Kleinkindern sehr entspannend vorgestellt.

Selbsterntefeld (c) Brigitte Vogt

Die Gartenarbeit gemeinsam mit Kleinkindern ist viel: Sie ist lustig, abwechslungsreich, kurzweilig, aber sicherlich nicht entspannend. Sie brauchen viel Unterstützung. Es dauert, bis sie lernen, was sie ernten können und was nicht. Allem voran steht aber der meist riesige Unterschied zwischen der Gießlust der Kleinen und dem Wasserbedürfnis der Pflanzen. An dieser Stelle möchte ich euch kleine Gießkannen für die Kinder ans Herz legen. Sie müssen einfach öfters Wasser holen gehen und die Gefahr des Überwässerns ist nicht so groß. Außerdem empfiehlt es sich in den ersten Jahren widerstandsfähige Pflanzen bevorzugt auszupflanzen.

Pflanzentausch (c) Brigitte Vogt

Natürlich gibt es auch die Möglichkeit einen Teil für die Kinder zu reservieren. Meiner Erfahrung nach wollen aber vor allem die Kleinen oft genau dort sein, wo ihr euch gerade aufhaltet. Aus diesem Grund geht normalerweise nicht so viel weiter, wie man eigentlich gerne möchte. Also eigentlich wie bei allen Aktivitäten mit Kleinkindern ist auch hier der Weg das Ziel und nicht umgekehrt. Deshalb erledigen wir bestimmte Arbeiten einfach ohne Kinder. Der zweite Elternteil kommt mit den Kindern später oder geht auf Entdeckungstour in der Umgebung. Je älter die Kinder werden umso einfacher wird es. Bei unserer Älteren hat auch das tatsächliche Interesse an der Gartenarbeit mit jedem Jahr zugenommen. Außerdem brauchen die älteren Kinder viel weniger Unterstützung und genießen dann auch die Zeit für sich.

Nachbarschaftsgarten vor dem Augarten (c) Brigitte Vogt

Meiner Erfahrung nach unterschätzt man gern die Distanz zum Garten oder zur Grünfläche. Falls es keine automatisierte Bewässerung gibt und der Sommer sehr heiß ist, muss man fast täglich gießen fahren. In diesem Punkt war ich auch etwas blauäugig. Wir haben teilweise viel zu pflegeintensive Pflanzen ausgesät.

Warum ich garteln mit Kindern gut finde

Aufwachsen in der Stadt bietet Kinder unzählige Spiel- und Erfahrungsräume. Je nachdem wie die individuelle Wohnsituation aussieht, haben Kinder mehr oder weniger Gelegenheiten im Grünen zu sein. Wir wohnen mitten in der Stadt ohne eigenen Garten. Aus diesem Grund ist es mir so wichtig, dass meine Mädchen regelmäßig die Möglichkeit haben,  vielfältige Erfahrungen in der Natur zu machen: Gatschen, graben, gießen, auspflanzen und ernten, aber auch das Wetter und die Jahreszeiten spüren.

Wurmkiste (c) Brigitte Vogt

Neben diesen Erfahrungen lernen Kinder spielerisch und nebenbei welche Obst- und Gemüsesorten, wann reif sind. Sie lernen viel über die jeweiligen Pflanzen.

  • Was wird wann gesät?
  • Welche Gemüsesorten vertragen sich und welche sollte man besser nicht nebeneinander pflanzen?
  • Ich glaube auch, dass sie den Kreislauf des Lebens besser verstehen lernen. Sie erfahren, wie wichtig Insekten für unsere Nahrung sind und warum es so wichtig ist, sie zu schützen.

Interessant finde ich, dass  Kinder mit der Zeit immer mehr unterschiedliche Gemüse- und Obstsorten probieren. Eine meiner Töchter mag beispielsweise Tomatensoße, aber eigentlich keine Tomaten. Wenn wir im Garten jedoch die “Elfentomaten”, ganz kleine rote Tomaten, ernten, kann sie gar nicht genug kriegen. Zu Hause mag sie die Elfentomaten übrigens auch nicht. Sie isst sie nur im Garten selbst geerntet.

Nachbarschaftsgarten im Arenbergpark (c) Brigitte Vogt

Wir haben uns für ein Gartenprojekt entschieden, das gemeinschaftliche und individuelle Flächen für die Mitglieder vorsieht. Es ist etwas weiter draußen und vor bzw. hinter uns befinden sich auch andere Gartenprojekte. Umringt ist das gesamte Gelände von einem Baumgürtel. Es gibt aber auch Stellen, die noch etwas G’stättencharakter haben. Das bietet eine gewisse Form von Freiheit, die ich sehr schätze. Unsere Kinder können, wenn sie Lust haben, einfach nackig herumsausen, nach Lust und Laune gatschen, entdecken und natürlich garteln.

Was meine Kindern am Garten lieben

Die kurze Antwort lautet: Gatsch, Himbeeren, Insekten und Werkzeug. Und zwar genau in dieser Reihenfolge. Nachdem es in unserem Gartenprojekt individuelle und gemeinschaftliche Teile gibt, haben wir in unserem individuellen Gartenteil auch einen Bereich fürs Gatschen und Umgraben für unsere Kinder eingeplant. Sie sind immer leidenschaftlich bei der Sache und nicht selten von Kopf bis Fußspitze voller Dreck. Im Sommer gefällt es ihnen noch besser, weil wir auf der Heimfahrt einen Waschstopp bei einem nahe gelegenen kleinen Fluss machen können.

Urban Gardening(c) Brigitte Vogt

Je älter die beiden werden umso mehr interessiert sie aber auch das Auspflanzen, Gießen und selbstverständlich auch das Ernten. Wobei dieses Interesse meistens eher spontan und von kurzer Dauer ist.

Unsere ältere Tochter liebt Insekten. Sie beobachtet sie gern und baut ihnen auch hingebungsvoll kleine Behausungen. Unsere Jüngere hat ein Faible für Werkzeuge. Wie ihr euch vorstellen könnt ist das nicht immer einfach, da ihr Interesse auch gefährlicheres nicht altersgerechtes Werkzeug einschließt. Auf der anderen Seite bietet die Arbeit im Garten auch viele Möglichkeiten für sie und sie kann einiges ausprobieren, das in unserer Wohnung nicht geht.

WeltTellerFeld (c) Barbara Mair

Wo gibt’s Urban Gardening Projekte in Wien

In Wien gibt es unterschiedliche Möglichkeiten Gemüse anzubauen und zu ernten. Auf der Gartenkarte von der  Initiative Gartenpolylog findet ihr alle Gemeinschafts- Nachbarschaftsgärten sowie solidarische Landwirtschaftsprojekte in Wien.

Garteln und die Natur entdecken mit Kindern oder Lust auf weitere Nachhaltigkeits-Projekte? Alle Beiträge hier auf dem Kinderinfo-Blog zum Thema Nachhaltigkeit sind unter Nachhaltig Leben zu finden. Dieser Beitrag ist mit der nachhaltigen Linkparade “einfach. nachhaltig. besser. leben.” verlinkt.

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Titelfoto (c) Heidrun Henke
Fotos (c) Barbara Mair, Brigitte Vogt

6 comments on “Garteln mit Kindern

  1. Hallo Barbara,
    ich denke, es trägt schon zu einem nachhaltigen Naturverständnis bei, wenn Kinder gärtnern. Auch in Schulen kann das ja prima als Teil des Unterrichts oder Nachmittagsprogramms eingebunden werden. Man könnte das dann auch zum Anlass nehmen, um den Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft zu hinterfragen. Im Garten entscheidet man selbst, wie naturbelassen man sein Gemüse wachsen lässt.
    Unsere Kinder haben meist nur beim Pflanzen und Säen großes Interesse an ihrem Beet und vergessen es dann den Großteil des Jahres… 😉 Aber vielleicht ändert sich das mit zunehmenden Alter?
    Danke fürs Mitmachen bei “einfach. nachhaltig. besser. leben.”
    Viele Grüße,
    Marlene

    1. Liebe Barbara und Liebe Malene,

      ich finde auch, dass Kinder durch Gartenarbeit (ohne Pestizide natürlich) einen besseren Bezug zur Natur bekommen. Aus meiner Sicht ist das ein wesentlicher Grundstein für die Entwicklung eines nachhaltiges Naturverständnisses. Sie können auf diese Art und Weise spielerisch und lustvoll viel über Zusammenhänge in der Natur erfahren z. B. Kompost, die Wichtigkeit von Insekten etc.
      Und meine Erfahrung ist auch, dass je jünger die Kinder, desto mehr geht es einfach ums Naschen und Ernten. Unsere 5-Jährige bebaut dieses Jahr zum ersten Mal ihr eigenes Beet. Mal schauen, wie lange das Interesse anhält. Momentan ist sie voll bei der Sache 🙂
      Liebe Grüße, Claudia

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