Wie viel Müßiggang ist erlaubt?

Mit September beginnt das neue Schul- bzw. Kindergartenjahr. Da sind dann alle ganz emsig am Suchen, was sie oder ihr Kind heuer machen sollen. Tanzen oder Fußball, Klettern oder Chor? Ein Instrument sowieso und dann gibt’s da noch das tolle Angebot an der Schule…

Herrlich, da gibt es so viele Möglichkeiten!

Schrecklich, da gibt es so viele Möglichkeiten!

Kennt ihr das auch, dass ihr erschlagen seid von der Fülle der Möglichkeiten? Und manchmal merkt man erst nach einer gewissen Zeit, dass es doch zu viel war, dass man von einem Termin zum nächsten hetzt, da die Kinder noch nicht allein hingehen können und man sich fragt, ob das alles wirklich so eine gute Entscheidung war.

Es lastet ja schon viel Druck auf Freizeit-Gestaltung: dass Kinder Sachen ausprobieren, kennenlernen, sich ausprobieren oder üben sollen. Die Eltern wollen fördern, bestmöglich, eh klar und gut gemeint. Doch wie viel Müßiggang bleibt da noch?

Ich denk noch immer, dass das freie Spiel der Kinder gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Das schafft nämlich Raum, um Erlebtes zu verarbeiten und Gelerntes zu integrieren. Ich glaube es vertieft die Erfahrungen und stellt Verbindungen zu bereits Kennengelerntem her. So entsteht dann ein starkes neuronales Netzwerk, das dem Kind die Möglichkeit bietet, sich kennen zu lernen, weiterzuentwickeln. Sich also ganz individuell zu verorten und ein Individuum zu werden mit eigenen Interessen und Fähigkeiten. So stell ich mir das vor. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass ich ein Fan von Achtsamkeit bin, auch mit Kindern.

Dabei geht es dann nicht mehr darum, möglichst viel in ein Leben oder ein Kind hineinzustopfen, sondern darum, die Fülle im Moment wahrzunehmen, jeden Moment, von Augenblick zu Augenblick. Gebt also dem Verarbeiten und Integrieren Raum, schult das Wahrnehmen und genießen des Augenblicks. Habt Vertrauen, dass eure Kinder sich gut entwickeln, dass viel in ihnen schlummert. Das kann sich am Besten entwickeln, wenn ihr ihnen ausgeglichen und mit einem positiven Blick in die Zukunft begegnet. Überlegt daher gemeinsam mit euren Kindern, wie viel Ruhe und Müßiggang sie haben möchten, damit es nicht zu viel wird.

BriG
Foto © Brigitte Vogt

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