Als Elternteil liegt mir dieses Thema Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Die fortschreitende Umweltzerstörung und die damit verbundenen Auswirkungen werden meine Kinder stärker zu spüren bekommen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass unsere Kinder auch in Zukunft die Sonne genießen können ohne Angst davor zu haben, dass sie die Jahreszeiten erleben und sich an den Schönheiten der Natur erfreuen können.
Aber mit all den unterschiedlichen Bedürfnissen in unserem 4-köpfigen Haushalt mit zwei berufstätigen Elternteilen ist es nicht immer ganz einfach. Einige ambitionierte Vorhaben, wie einen Großteil des Gemüses selbst anzubauen etc., haben wir ausprobiert, aber langfristig war es in unserem Alltag dann doch nicht möglich. Anscheinend sind wir da nicht die einzigen. Jetzt gärtnern wir nur noch, weil es uns Spaß macht und damit die Kinder auch erleben, wie Früchte und Gemüse gedeiht und was es dazu braucht. Ganz ähnlich hat es auch meine Kollegin erlebt, die hier von ihren Erfahrungen mit einem Selbsterntefeld schreibt.
Dennoch gibt viele Möglichkeiten, die sich schnell und einfach in den Familienalltag einbauen lassen. Welche genau das sind, hängt immer von den individuellen Möglichkeiten der Familienmitglieder ab. Wie viel Zeit und finanzielle Ressourcen kann man aufwenden? Ist es allen in der Familie wichtig?
Nachhaltig zu leben bedeutet auch Kreisläufe anerkennen
Beim Thema Nachhaltigkeit geht es mir allerdings um mehr als nur den ökologischen Aspekt. Es geht auch darum, dass meine Kinder den Wert von Lebensmittel erkennen und ein Verständnis für Kreisläufe entwickeln. Weil es in einer globalisierten Welt nicht immer einfach ist zu erkennen, wie alles zusammenhängt und auch die Auswirkungen unseres Verhaltens sind nicht immer so offensichtlich. Das bedeutet für uns, dass wir uns auch immer wieder über die Gründe für eine Änderung unterhalten, damit die Kinder die Möglichkeit haben es zu verstehen. Das stärkt meiner Beobachtung nach die Motivation und schärft ihr Verständnis für Zusammenhänge und Auswirkungen von Handlungen. Auch die sozialen Aspekte, also unter welchen Umständen Produkte hergestellt werden, sind uns dabei wichtig. Weil irgendwer zahlt den Preis. Bin es nicht ich im Supermarkt oder Geschäft, dann sind es die Arbeiter_innen oder die Menschen, die mit den Konsequenzen von billigem und umweltschädlichem Verhalten leben müssen.
Hier stelle ich euch 5 Tipps vor, die für uns gut funktionieren.
Wobei die Umstellung nicht immer ganz reibungslos von statten ging. Jedes Familienmitglied hat sich bei der einen oder anderen Maßnahme leichter oder schwerer getan. Ohne Küchenrolle putzen hat mich anfangs genervt. Mein Mann war über die Fleischreduktion alles andere als erfreut. Die Kinder nerven manchmal die mehr oder weniger kreativen Resteverwertungen und natürlich die Glitzerreduktion.
Beide Mädchen freuen sich jedoch immer, wenn wir Kleidung die zu klein wird weitergeben oder nicht mehr gebrauchte, gut erhaltene Spiele entweder zum 48-Tandler oder SOS-Sozialmarkt bringen. Sie haben dann immer das Gefühl etwas Gutes zu tun und anderen Kindern Freude zu bereiten.
1. Perpedes, Roller, Radl, Öffis statt Auto
Schul-, Kindergarten und Arbeitswege legen wir immer mit den Öffis oder zu Fuß zurück. Wir haben das Glück in Wien zu wohnen und da ist es einfach auf den Öffentlichen Verkehr umzusteigen. Neben dem ökologischen Aspekt ist es mir aber auch wichtig, dass wir Bewegung so oft wie möglich in den Alltag einbauen. Die Kinder lernen dann ganz nebenbei, sich richtig im Straßenverkehr zu bewegen, treffen Schulfreund_innen am Weg und so macht der Schulweg gleich mehr Spaß.
Bei Ausflügen ist es nicht immer einfach. Aber es gibt unzählige Ausflugsziele, die auch mit den Öffis erreichbar sind. Unser Leitprinzip ist einfach so oft wie möglich Alternativen zum Auto zu verwenden. Wer Lust hat, kann für größere Einkäufe auch das Grätzlrad ausprobieren. Diese Elektrolastenfahrräder könnt ihr euch gratis ausborgen. Es geht uns also nicht ums Verteufeln von Mobilität, sondern um den bewussten Umgang damit. Wenn wir alle nur notwendige Fahrten mit dem Auto erledigen, ist das schon mal ein Anfang.
2. Mülltrennung
Das ist in Wien wirklich einfach und für jeden Haushalt möglich. Glas, Plastik oder Alu sind ja nicht nur Müll sondern wertvolle Ressourcen. Das gilt auch für Bioabfall. Wer keine Biotonne in der Nähe hat, könnte auch mal kompostieren mit der Wurmkiste ausprobieren. Meine Kollegin hat auch Bokashi-Erfahrungen gemacht und schreibt in einem Beitrag darüber. Am einfachsten ist es allerdings, wenn Müll erst gar nicht entsteht, z. B. mit dem “Keine Werbung”-Pickerl am Postkasten oder den Einkaufsbeuteln aus Stoff. Noch mehr Ideen zu Müllvermeidung hat meine Kollegin hier beschreiben.
3. Plastik vermeiden
Beim Einkaufen vermeide ich so gut wie möglich in Plastik verpackte Lebensmittel. Zum Glück stellen auch immer mehr Supermärkte zumindest einen Teil ihres Sortiments um. Sonst bieten natürlich Märkte und Unverpackt Läden eine gute Alternative. Vielleicht habt ihr einen Markt oder Unverpackt Laden bei euch in der Nähe.
Wir sind auch wieder auf die gute alte Seife umgestiegen und haben die Plastikseifenspender aus dem Badezimmer verbannt. Noch mehr Ideen um das Badezimmer plastikfrei zu gestalten, lest ihr in diesem Beitrag.
4. Reuse – Wiederverwertung
Alufolie und Frischhaltefolie brauchen wir fast überhaupt nicht mehr zu Hause. Für Resteaufbewahrung verwenden wir hauptsächlich leere, saubere Marmeladen-, Apfelmus- und Joghurtgläser oder Glasschlüsseln. Zum Zudecken gibt es dann eh entweder einen Verschluss oder wir verwenden Teller.
Viele verwenden auch Wachstücher. Falls ihr die selber machen möchtet, findet ihr einen Beitrag dazu auch in unserem Blog. Statt Küchenrolle lassen sich alte Handtücher oder Bettüberzüge wunderbar als Putzlappen wiederverwenden.
5. Kleidertauschparties, Secondhand & Co
Kinder wachsen so schnell, da werden viele Kleidungsstücke nicht aufgetragen. Manchmal passiert es ganz automatisch im Kindergarten und Freundeskreis, dass daher gute Kleidungsstücke an die Kleineren weitergegeben werden. Aber auch für Erwachsene ist so ein Kleidertausch eine gute Sache. Sich mit ein paar Freundinnen zusammen zu tun und eine Kleidertauschparty zu veranstalten ist doppelt fein: neben den Kleiderstücken die man dadurch bekommt und loswird, verbringt man eine gute Zeit mit Freundinnen und erinnert sich beim Tragen der Stücke an sie.
Übrigens, auch mit Secondhand Spielen, Fahrrädern oder Büchern haben wir gute Erfahrungen gemacht. Die Wiener Büchereien sind eine unerschöpfliche Möglichkeit, sich mit Bilderbüchern und Kinderbüchern einzudecken. Das Tolle daran ist, dass Kinder gratis ausborgen können. Die meisten Bücher wandern nach ein bis zwei Monaten wieder zurück, manche leihen wir uns immer wieder aus und andere kommen auf die Bücher-Wunschliste für besondere Anlässe. Bei Medimops haben wir schon viele davon in wirklich guter Qualität erhalten.
Tolle Secondhand-Läden für Spielzeug sind auch Caritas-Läden oder der 48-er Tandler. Hier beschreibt meine Kollegin ihre Erfahrungen zum 48-er Tandler.
Es gibt natürlich noch viele andere Möglichkeiten. Vielleicht wollt ihr uns eure Ideen dazu in den Kommentaren hinterlassen.
Auf eine gute Zukunft!
reg
Fotos (c) Brigitte Vogt