Sexuelle Aufklärung bei Kindern? Wann und wie viel? Manche Kinder interessiert das Thema brennend und sie fragen uns Erwachsene Löcher in den Bauch. Andere Kinder wiederum scheinen nur sehr wenig Interesse daran zu haben. Egal, wie eure Kinder dazu stehen, früher oder später ist es wichtig, Kinder mit dem notwenigen Informationen auszustatten. Hier stellen wir euch ein paar Aufklärungsbücher vor, die uns gefallen haben.
Tipps für Aufklärung
Nicht für alle Erwachsenen ist es einfach über Aufklärungsthemen und Sexualität zu sprechen. Die Fragen unserer Kinder können uns schon manchmal stressen und ins Schwitzen bringen. Dennoch ist es wichtig, die Fragen aufzugreifen und ehrlich zu beantworten.
Ein hilfreicher Tipp vor allem bei jungen Kindern ist, sich genau zu überlegen, was die Frage war und Schritt für Schritt zu beantworten. Wenn ein Kind zum Beispiel fragt, was ein Tampon ist, weil es einen rumliegen sieht, reicht es vielleicht fürs erste einfach zu sagen, dass es Watte mit einer Schnur daran ist. Oftmals reicht diese Info. Sollte sie nicht ausreichen, fragen Kinder sowieso nach und dann kann auch die Antwort immer umfassender werden.
Im Grunde geht es einfach darum, Kinder mit unseren Antworten weder zu viel noch zu wenig zuzumuten. Vor allem ist es auch wichtig den Fragen ohne Scham zu begegnen, sonst lernen Kinder, dass Sexualität etwas ist, wofür sie sich schämen sollen.
Sollten euch Fragen trotzdem mal überfordern, dann hilft es auch sich ein bisschen Zeit zu verschaffen. In solchen Situationen ist es okay zu sagen, das ist eine interessante Frage, aber ich kann sie dir jetzt nicht beantworten. Da muss ich etwas darüber nachdenken/nachlesen und dann kann ich dir antworten. Natürlich müsst ihr dann später auch die Frage beantworten.
Aufklärungsbücher können auch bei altersgerechter Aufklärung unterstützen. Hier stellen wir euch 7 Aufklärungsbücher für unterschiedliche Altersstufen vor.
1. Mami hat ein Ei gelegt! (ab 2 Jahren). Erzählt und gezeichnet von Babette Cole. Sauerländer Verlag
Die Eltern denken sich eines Tages, es sei Zeit, den Kindern zu erzählen, woher Babys kommen. Dabei erzählen sie allerhand Unsinn, von Dinos die Babys bringen oder dass man sie unter Steinen findet. Doch der aufgeweckte Nachwuchs kennt sich aus und erklärt ihnen ziemlich kindgerecht, wie das eigentlich abläuft.
Mir gefällt die saloppe Art von Babett Cole, ich finde ihre mittlerweile schon beinah Retro wirkenden Bilder ansprechend und finde, das ist ein Buch, das die Vorleser_innen zum Schmunzeln bringt und dabei gleichzeitig einiges vermittelt.
2. Wie entsteht ein Baby? (ab 3 Jahren). Erzählt von Cory Silverberg, gezeichnet von Fiona Smyth. Mabuse Verlag
Ein Buch für jede Art von Familie und jede Art von Kind. Das Buch erklärt einfach und anschaulich, welche Voraussetzungen es prinzipiell braucht, damit ein Baby entsteht und heranwächst. Dabei schafft es die Autor_in ohne klassische Familienbilder auszukommen. Sie schreibt von Menschen, die Eizellen und anderen, die Samenzellen haben und dass wenn Eizellen und Samenzellen einander treffen manchmal ein Baby daraus entsteht.
Die Zeichnungen sind sehr bunt und dynamisch und der reduzierte Text macht anschaulich, dass alle Menschen geboren werden. Das schreibt die Autorin auch selbst in der Einleitung: “Kinder möchten wissen, wo sie selbst herkommen. Sie möchten aber auch ganz allgemein erfahren, woher Babys kommen. (…) Die zweite (Frage) verbindet alle Kinder miteinander.” Ein wirklich schönes Aufklärungsbuch mit tollen Illustrationen.
3. Woher manche Babys kommen (ab 3 Jahren). Von Petra Thorn, Illustrationen von Tiziana Rinaldi. FamART
In diesem illustrierten Buch geht es um künstliche Befruchtung. Der Wunsch der Eltern nach einem Kind und die Anstrengung, die dafür aufgenommen wird, kommen zum Ausdruck. Es ist sehr liebevoll gestaltet und kommt mit wenig Text und großen Illustrationen aus.
Der Weg der zunächst nicht funktionierenden Zeugung und schließlich die medizinische Unterstützung machen einfühlsam deutlich, wie sehr die betroffenen Personen ein Kind in die Welt setzen wollen und dass es nicht schamhaft ist, wenn man Unterstützung in Anspruch nimmt.
4. Ich und meine Yoni: Die Geschichte einer besonderen Freundschaft (ab 4 Jahren), Antonia Pichler. Wortwunderwelt.com
In diesem Kinderbuch begleiten wir die 6 jährige Loumi dabei, wie sie ihre Yoni entdeckt. Dabei geht es nicht nur um die einzelnen Geschlechtsteile und deren Erforschung sondern auch um Themen wie Selbstliebe, gute Gefühle und mit wem man sie teilen will oder die Periode.
Versehen mit entzückenden Illustrationen ist es ein Buch für Mädchen und alle, denen es ein Anliegen ist ohne Scheu über ihre Yoni zu sprechen. Und für alle Wiener_innen gibt es den Bonus, dass eure Kinder es gratis in der Bücherei ausborgen können, wie auch die folgenden Bücher.
5. Vom Liebhaben und Kinderkriegen – Mein erstes Aufklärungsbuch (ab 5 Jahren), von Sanderijn van der Doef & Marian Latour. G & G Verlag
Ein Aufklärungsbuch das auf sehr einfühlsame und altersgerechte Art und Weise dem Thema widmet. Die Kinder erfahren den Unterschied zwischen Freundschaft und Liebe, körperliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen genauso wie die verschiedenen Möglichkeiten, wie Babys in eine Familie kommen können. So wird auch die künstliche Befruchtung wie Adoption angesprochen. Auch die unterschiedlichen Familienformen werden besprochen.
Das Buch hat 14 Kapitel und widmet sich über zwei Seiten mit kurzen, altersgerechten Texten und dazu passenden Illustrationen den einzelnen Fragen. Zeitgemäß, unaufgeregt und altersgerecht liefert dieses Buch Antworten auf die ersten Fragen von Kindern.
6. Das Bärenwunder (ab 6 Jahren), von Wolf Erlbruch. Peter Hammer Verlag
Ein junger Bär erwacht aus dem Winterschlaf und nachdem er sich satt gefressen hat, denkt er darüber nach, was für ein starker Bärenvater er doch sein könnte. Aber wie wird man Vater? Diese Frage beantworten ihm unterschiedliche Tiere ganz verschieden. Schlussendlich trifft er auf eine junge Bärendame, die da schon einen Wissensvorsrpung haben dürfte und mit der er sich dann ein weiches Plätzchen sucht.
Auch wenn hier eigentlich ganz viel nicht ausgesprochen wird, man eher mit den Myhten zu tun hat, finde ich das Buch gelungen. Einerseits weil mir die etwas melancholischen Bilder von Wolf Erlbruch sehr gut gefallen. Andererseits aber auch, weil hier versteckte Gefühle sichtbar werden: Dass es schon Mut braucht, diese Frage zu stellen, dass damit Sehnsucht und Unwissen verbunden ist oder dass man dafür jemanden braucht, der es mit einem ausprobieren will. Vielleicht hat es deswegen den Deutschen Jugendliteraturpreis gewonnen. Wer klare Antworten sucht, sollte sich an andere Bücher wenden. Wem es aber ums Fragen selber geht, um die Sehnsucht nach Gemeinschaft und Nähe, der wird in diesem Buch einiges Finden auch schon für jüngere Kinder.
7. Was glitzert denn da (ab 8 Jahren), von Daria Locher und Patricia Strübin. Achse Verlag
Der Untertitel “Ein Buch über Menschen, Körper, Wachsen und sich Gernhaben” sagt eigentlich alles aus. In diesem Buch, wo auf vielen Seiten ein kleines Herz glitzert, geht es um unterschiedliche Körper, ums erleben und die Entwicklung und natürlich auch um Sex. Aber da kommt zuerst die Unterschiedlichkeit unserer Körper, das Gernhaben und die Selbstliebe, das Ja- und Neinsagen und die Lust. Mit Befruchtung und Geburt ist es aber noch nicht zu Ende, sondern auch die unteschiedlichsten Familienformen werden dargestellt.
- Weitere Kinderbücher zum Thema Körper, Bodyposity, Ausscheidungen, Gefühle, Resilienz oder Familienvielfalt und noch viel mehr findet ihr hier im Blog.
- Tolle Tipps zu Aufklärungsbüchern könnt ihr bei pinkstinks, dem Verein Selbstlaut oder Buuuch finden.
Welche Aufklärungsbücher könnt ihr empfehlen? Mit welchen Büchern habt ihr gute Erfahrungen gemacht?
reg, BroG
Fotos (c) reg, Brigitte Vogt, LuDi & Achse Verlag FamART, G & G Verlag, Mabuse Verlag, Peter Hammer Verlag, Sauerländer Verlag, Tyrolia Verlag
6 comments on “Unsere Lieblings-Aufklärungsbücher”