Garteln in der Stadt ist in. Ich habe neben meinem Topfgarten auch eine Baumscheibe bepflanzt, die ich mit einer Freundin begrünt habe. Die Baumscheibe liegt vor der Volkschule meiner Töchter und sah nicht sehr ansprechend aus. Ursprünglich hatten meine Töchter die Idee, die Scheibe mit Erdbeeren, Sauerampfer und Schnittlauch zu begrünen – lauter Dinge, die sie gern essen. Aber da die Scheibe leider auch gern von Hunden aufgesucht wird, haben wir sie dann als Augenschmaus und Nektarlieferant für Bienen gestaltet.
Baumscheiben bepflanzen – so sind wir vorgegangen
- Da mein Topfgarten so gut gedeiht, habe ich ein Jahr lang Ableger gesammelt. Ja, ich hab den grünen Daumen, daher ging das recht einfach. Allerdings mit Unterstützung meiner lieben Nachbarinnen, die sich darum kümmern, wenn ich wieder einmal mitten im heißesten Sommer auf Urlaub bin.
- Eine Freundin hat mir nebenbei von der Möglichkeit erzählt, dass man eine Baumscheibe legal bepflanzen darf. Das läuft in Wien unter dem Motto Garteln ums Eck und wird von der Gebietsbetreuung betreut. Das hat sich total gut angehört.
- Daher hab ich beim Gartentelefon nachgefragt, wer für meine Baumscheibe zuständig ist. Leider gibt es nicht in allen Bezirken Baumscheiben von der Gebietsbetreuung. Auch in meinem Bezirk nicht, daher musste ich einen formlosen Antrag stellen und auf Bewilligung warten.
- Als die Bewilligung endlich da war, hab ich mich beim Nachbarschaftsnetzwerk frag.nebenan auf die Suche nach Mitgärntner_innen gemacht und bin schnell fündig geworden. Dabei hab ich eine liebe Nachbarin kennengelernt und sie hat mich tatkräftig unterstütz und sich während meiner Urlaube um die Baumscheibe gekümmert. Lustig war, dass wir während unserer Gartenarbeiten dort auch einige Nachbar_innen kennenlernten, die uns Pflanzen oder Bewässerung angeboten haben. Das fand ich ziemlich nett.
Worauf ihr beim Bepflanzen der Baumscheibe achten müsst
- Zuerst ging es ans Umstechen, Erde und Kompost besorgen und dann endlich ans Einsetzen. Wie gesagt waren die meisten Pflanzen Ableger aus meinem Topfgarten. Einige Pflanzen haben wir aber auch gekauft. Besonders meine Mitgärtnerin, die keine Ableger hatte, wollte mitgehalten und hat daher einige Pflanzen im Geschäft besorgt, die laut Gärtnerin besonders robust waren und wenig Ansprüche stellten. Bei uns war im Frühjahr viel Sonne, wenn die Blätter noch klein waren. Doch im Laufe des Sommers wurde das Blätterwerk so dicht, dass die Pflanzen nicht mehr viel Sonne bekamen.
- Den Kompost haben wir bei den Wiener Mistplätzen besorgt, wo man mit einem Gefäß gratis Kompost abholen kann, der aus Biomüll gewonnen wird. Damit habe ich über viele Jahre hinweg gute Erfahrungen gemacht.
- Fürs grobe Umstechen haben wir uns im Gartenhofverein Werkzeug ausgeborgt. Da ich Mitglied war, ging das problemlos. Lediglich eine Gießkanne haben wir uns zugelegt.
- Gießen ist manchmal wirklich aufwendig, denn man muss überlegen, wo man das Wasser her bekommt. Wir haben es zuerst ein ganz schönes Stück geschleppt, bevor uns ein Nachbar einen Wasserhahn in der Nähe zeigte. Bei dem heißen Sommer letztes Jahr mussten wir viel und oft gießen. Aber dennoch werden jedes Jahr mehr Baumscheiben bepflanzt. Waren es 2019 noch knappe 800 so sind es 2021 schon mehr als 1500 Baumscheiben gewesen, die beim Garten ums Eck mitgemacht haben.
- Leider wurden am Anfang, als die Pflanzen noch klein waren, oft Hunde in die Baumscheibe gelassen die dann nicht nur ihr Geschäft dort verdichteten, sondern auch mehr oder weniger Verwüstung hinterließen. Daher hab ich mir angewöhnt, nur noch größere Ableger dorthin zu geben.
- Immer wieder verschwinden Pflanzen oder werden ausgerissen. Da in meinem Umfeld viele von meiner Baumscheibe wußten, habe ich immer wieder Pflanzen geschenkt bekommen. Einmal bekam ich fünf Rosmarinstöcke, die als Deko bei einer Feier gedient hatten. Leider war kein einziger davon lange in meiner Baumscheide. Alle bekamen Füße und sind nacheinander kangheimlich verschwunden. Damit konnte ich mich noch besser abfinden, als mit den mutwillig ausgerissenen oder kaputt gemachten Pflanzen. Da war es immer fein, solche Erfahrungen mit meiner Mitgärnterin teilen zu können.
- Aber schlussendlich ist auch viel angewachsen und ist aufgegangen wie gewünscht. Schaut, wie schön die Scheibe heuer im Frühling erblüht ist! Hier stellen noch andere Baumscheiben-Pat_innen ihr Beet vor.
Lust aufs Garteln bekommen?
Ob Selbsterntefeld, Garten mit Kindern oder Basteln mit Naturmaterial. Tipps für Nachhaltiges Leben mit Kindern haben wir hier gesammelt. Einen Gemeinschaftsgarten könnt ihr hier finden.
Ergänzung Februar 2022
Ich habe die Baumscheibe ca. drei Jahre lang betreut, dann ging es sich zeitlich nicht mehr aus, da meine Mitgärnterin einen Platz im Gemeinschaftsgarten ergatterte, wo sie auch ernten konnte. Mittlerweile ist das Grün leider gänzlich verschwunden und die Scheibe ist wieder genauso kahl, wie sie vorher war. Dennoch, es war eine gute Erfahrung zu wissen, was auch in dieser Erde an Möglichkeiten schlummert, wenn jemand bereit ist, darin zu investieren. Und warum so eine ehrenamtliche Sache – neben der Freude übers Grün – auch für Eltern trotz begrenzter Zeitressourcen was sein kann, erfahrt ihr hier.
BriG
Foto © Brigitte Vogt
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