Diese Pandemie und der ganze Lockdown kann schon ganz schön an den Nerven zehren. Da haben viele ab und zu einen regelrechten Corona-nervt-nur-noch-Hänger. Wir kennen das auch. Manchmal geht es von allein vorbei, manchmal hilft eine Strategie gegen den Corona-Koller anzukommen. Dabei haben wir ganz unterschiedliche ausprobiert, damit wieder mehr Lebensfreude spürbar wird. Hier sind unsere Tipps:
1. Musik hören
Wenn die Laune in den Keller rasselt oder die Stimmung zuhause echt mies ist, hilft mir Musik. Manchmal, wenn man nicht gut drauf ist, sucht man sich auch entsprechend deprimierende Musik und verstärkt damit die niedergeschlagene Stimmung. Aber es funktioniert auch andersrum. Ich habe ein paar Happy Songs, die mich schon bei den ersten Klängen etwas positiver stimmen. Mein momentaner Anit-Corona-Koller Song ist “Heute ist ein guter Tag um glücklich zu sein” von Max Raabe. Welche Songs funktionieren bei euch?
2. Wild Tanzen und die Gefühle rauslassen
Sich in einer Situation wiederzufinden, die man nur begrenzt steuern kann, von der man nicht weiß, wie lang sie noch andauert, das frustriert mich manchmal, macht mich manchmal traurig aber manchmal macht es mich auch einfach wütend. Das merke ich auch bei vielen Kindern. Da ist dann zu viel Energie da, die abgeführt werden will. Die Musik laut aufzudrehen, möglichst zu nachbarschaftsfreundlichen Zeiten, und dann im Rausch der Musik wild zu tanzen, das ist einfach herrlich, auch gegen den Corona-Koller. Alles rauszulassen, was da an Energie in einem steckt, es in Bewegungen zu übersetzten, sichtbar zu machen, gestaltbar zu machen, sozialverträglich, vielleicht ja auch gemeinsam mit den Mitbewohner_innen, das ist doch eine super Sache! Und übrigens ist das auch für viele Kinder ein wunderbares Erlebnis, dass Ärger und Wut, Energien sind, die Ausdruck finden dürfen, ohne etwas kaputt zu machen oder zu zerstören. Sozusagen ein kleiner Schritt in Richtung Antiaggressionstraining. Unter bestimmten Bedingungen kann das auch andere Bewegung sein, bei der man sich verausgabt, z. B. Montainbiken, Laufen oder Raufen mit klaren Regeln, den Polster schlagen oder Steine ins Wasser schleudern. Nachher ist man nicht nur auf eine angenehme Art körperlich erschöpft sondern auch gut geerdet, wohlig matt und zufriedener.
3. Gute Düfte
Ich mag Zitrusdüfte, die erinnern mich an den Sommer, an Leichtigkeit und Klarheit. Der Duft von blühendem Jasmin ist für mich untrennbar mit Griechenland und jugendlichen Freiheitsgefühlen verbunden und Lavendel, der schwere Duft von Lavendel entführt mich in den Garten meiner Schwiegermutter. Aber auch Terpentin, Lack, Holzglasur, all diese ungesunden Düfte liebe ich, erinnern sie mich doch an mein kindliches Ich, dessen Lieblingsspielplatz die Werkstatt meines Vaters war. Düfte schicken uns auf die Reise, ganz unmittelbar. Deswegen sind Düfte in der Traumatherapie auch so wichtige Helfer: Ein Duft, den wir lieben und mit etwas Positivem verbinden kann uns zum Schutzschild gegen Niedergeschlagenheit und Verzagtheit werden. Und beim Waldbaden wird dieser Zugang auch ganz gezielt zur Gesundheitsförderung verwendet. Welcher Duft, welcher Geruch ist dein Favorit?
4. Laufen, Springen und Bewegung
Laufen, Trampolin springen, Eislaufen, Walken. Es ist einfach spürbar, dass bei derartig rhythmischer Bewegung, nicht nur mein Kopf frei wird sondern auch Glückshormone ausgeschüttet werden. Es wird einfach, aus dem Gedanken- Karussell auszubrechen und auf andere Gedanken zu kommen. Außerdem fühle ich mich nachher stärker, mehr mit meinem Körper und den eigenen Kraftreserven verbunden, frischer. Und mit guter Musik komm ich ein Stück weit als anderer Mensch heim 🙂
Mein Kollege hat noch angemerkt, wie wichtig er findet, dass man es ritualisiert, dass man eine Regelmäßigkeit, einen Rhythmus hinein bringt. Einmal Laufen zu gehen ist anstrengend, aber wenn man es regelmäßig tut, immer wieder, dann verliert man nicht so leicht beim Ringen mit dem inneren Schweinehund.
5. Raus gehen
Ich mag meine Wohnung, fühl mich dort wohl und bin gern zu Hause, aber ein Tag, an dem ich nicht rausgehe fühlt sich so an, als wäre ich nicht aufgestanden, als hätte ich den Pyjama nicht ausgezogen. Das kann interessant und kuschelig sein, aber mich zieht es meist irgendwie runter. In der frischen Luft fühl ich mich lebendig, aktiv, frei. Das fühlt sich gut an und tut mir gut bei Corona-Koller. Mir persönlich hilft es sehr, mich in der Natur aufzuhalten, Himmel, Bäume, Wiesen, Felder, Berge zu sehen.
6. Ein Zoom Abend mit Freund_innen
Manchmal hilft ein Abend mit Freund_innen, gemeinsam essen, trinken, blödeln. Mir fehlt nämlich die Gemeinschaft, diese unspektakulären Abende und Treffen sehr. Zoom ist nicht das gelbe vom Ei, aber es ist viel viel besser, als mich einsam zu fühlen. Wir haben auf diese Art sehr nett Silvester gefeiert und auch schon erfolgreich Activity und Scharade über Zoom gespielt. Das hat mich beinahe die Distanz vergessen lassen.
7. Einen lustigen oder einen traurigen Film schauen
Manchmal wenn ich nicht gut drauf bin suche ich bewusst nach einem lustigen Film. Von Herzen lachen tut so unglaublich gut! Ich finde, ein richtiges Feel-Good-Movie ist die beste Medizin gegen den Corona-Koller. Am besten hängt ihr euch eine Liste von Feel-Good-Movies in eine Küchenkasterl, damit ihr es immer griffbereit habt!
Wenn der Schmerz aber nicht weggedrückt werden soll, kann, will, dann empfinde ich es als hilfreich, mich bei einem traurigen Film so richtig auszuweinen. Auch das hat was für sich, ist manchmal ein wenig kathartisch. Gefühle zuzulassen, ihnen nachzugehen, kann auch dazu führen, dass die Tränen geweint, der Blick geklärt und die Traurigkeit für den Moment verschwunden sind. Und nachher ist dann wieder Platz für andere Gefühle, andere Stimmungen, andere Blickweisen.
Was sind eure Feel-Good-Movies?
8. Spazieren gehen mit einer Freundin
Manchmal, wenn es gar nicht mehr geht, dann hilft mir ein Treffen mit einer Freundin schon sehr weiter. Ein Spaziergang im Freien, bei dem ich mich ausreden kann, wo ich mich mitteilen kann, sein kann, wie ich gerade drauf bin, ganz jenseits von Elternrolle oder Partnerschaftserwartungen, an dem ich verstehe und verstanden werden – das tut gut. Da fühl ich mich nachher wieder verbunden, nicht nur mit dieser Freundin sondern überhaupt mit der Welt. Da wird es dann auch wieder einfacher, durch ein Telefonat die Verbindungen aufzufrischen.
9. Kreativität – ins tun kommen
Manchmal kann ich nicht so klar fassen, was da in mir drinnen arbeitet und wühlt. Manchmal spüre ich es zwar intensiv, aber es zu beschreiben, darüber reden ändert nicht viel, weil ich an der Situation nichts ändern kann, sie nicht beschleunigen kann. Kindern geht es auch öfters so. Dann erlebe ich es als hilfreich, etwas zu malen, zu zeichnen, zu basteln. Dadurch schöpfe ich Kraft, fokussiere mich und finde Zugang zu inneren Lösungen und Ressourcen.
Dabei geht es nicht nur um die Ablenkung z. B. vom Corona-Koller oder um den Flow, den man erlebt, weil man ganz in der Tätigkeit aufgeht, wo es dann auch nicht um das Resultat, das Endprodukt geht, sondern ums Tun als solches. Ich glaube, viele Kinder tun sich mit dieser Form des Malens noch recht leicht. Dieses Gestalten, das auf einer nicht sprachlichen Ebene stattfindet, ermöglicht uns Zugänge zu Lösungen, die jenseits der Sprache liegen. Vielleicht ist es gerade deswegen auch wichtig, genau jetzt, in diesen fordernden Zeiten zu malen. Also lasst das Papier nicht ausgehen, fürchtet euch nicht vor dem weißen Blatt. Malt und zeichnet, gegenständlich oder abstrakt, was euch auch immer gefällt. Lasst malend raus, was drinnen ist, an Fragen, an Befürchtungen bis all dies draußen ist und ihr die Möglichkeiten, die Hoffnungen, die Zuversicht malen könnt. Und wer nicht malen will, für den ist vielleicht ja fotografieren eine Möglichkeit?
10. Schreiben
Schreiben hat mir immer geholfen, mich aus Verstrickungen zu lösen. Egal ob Briefeschreiben, Mails, Tagebuch oder Texte. Schreibend gehe ich meinen Gedanken nach, bekomm sie zu fassen, konkretisiere sie, beleuchte sie, denke sie zu Ende, das klappt auch bei Corona-Koller. Okay, ich denke sie zu einem guten Ende, ich denke mich schreibend nämlich immer für einen kleinen Moment in eine Lösung hinein, zumindest in ein “Für den Moment kann ich es so stehen lassen. Mal schauen, wie es sich entwickelt.” Nachher ist es dann leichter. Ich weiß dann auch nicht nur mehr über mich, ich kann es auch mit anderen teilen, als Brief haptisch dafür Zeitverzögert, oder als Mail, erfahre, wie sie das sehen oder wie sie mit ähnlichen Situationen umgegangen sind. Schreiben erlebe ich, ganz ähnlich wie Lesen, als Probehandeln im Kopf.
Was tut euch gut? Was hilft euch als Familie? Erweitern wir die Sammlung gemeinsam, hinterlasst einen Kommentar.
BriG, reg
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