Was macht glücklich – Philosophieren mit Kinderbüchern

Derzeit begegnet uns viel Schweres, wenn wir mit offenen Augen und Herzen durch die Welt gehen. Da habe ich manchmal das Bedürfnis, dies mit der Beschäftigung mit good news oder erhebenden, erfreulichen oder schönen Inhalten auszugleichen. Das macht zwar das Leid nicht wett, aber es hilft, nicht zu verzweifeln. So haben wir vor einigen Jahren einmal ein Büchlein übers Glück geschrieben. Ich kann mich noch erinnern, dass es ein feines Thema zum Recherchieren war. Befreiend war die Entdeckung, dass das individuelle Glück oft viel weniger mit äußeren Begebenheiten zu tun hat, als man denkt. An eine Geschichte kann ich mich noch ganz besonders gut erinnern: Ein Bauer und sein Sohn, denen allerhand passiert und der sehr zurückhaltend ist, es als Glück oder Pech zu bezeichnen. Hier könnt ihr die Geschichte nachlesen.

Philosophische Kinderbücher (c) VR

Spannend finde ich, dass die Glücksforschung davon ausgeht, dass nur 50 Prozent des Glücksvermögens angeboren sind. Weitere 10 Prozent hängen von den Umständen ab wie z. B. Sicherheit, Gesundheit, Schönheit oder Reichtum. Aber 40 Prozent können wir selbst durch bewusstes Verhalten steuern. Ein paar Ideen dazu stelle ich euch hier vor.

Das Glück im Leben als solches erkennen

Manchmal nehmen wir ja das Glück, die eigenen Privilegien oder auch das Schöne in unserem Leben gar nicht so richtig wahr. Was gut läuft ist selbstverständlich und nur das Abweichen davon erkennen wir als Pech oder Unglück. Einen Trick, dies zu ändern hat meine Kollegin hier beschreiben, bei dem Murmeln oder Kichererbsen von einer Hosentasche in die andere wandern. Wenn ihr am Abend keine Murmeln mehr zum Wechseln habt, dann habt ihr viel Glück wahrgenommen und euch für zukünftige Glücksmomente geübt.

Glücksglas – Sammeln schöner Momente (c) dol

Wenn ihr eure Hosen nicht ausbeulen möchtet dann ist auch das Glücksglas eine gute Alternative: Dabei hat ihr dann auch gleich für den Jahreswechsel ein stimmungsvolles Silvesterritual an der Hand. Dabei schreibt ihr die glücklichen, schönen Erlebnisse auf ein Blatt Papier und sammelt diese in einem schönen Glas. Und falls ihr kein Glas herumstehen lassen möchtet: Eine kleine Notiz im Kalender tut’s auch. Ich habe mich letzten Advent von den Tipps meiner Kollegin inspirieren lassen und meiner Tochter einen Adventkalender über WhatsApp geschickt. Der enthielt solche Kalender-Einträge aus ihren ersten Lebensjahren. Das hat uns beiden viele glückliche Momente beschert.

Gute Beziehungen machen glücklich

Wie viele enge Beziehungen oder Freundschaften jemand braucht, um sich aufgehoben zu fühlen, ist unterschiedlich. Auch wie oft man sich sieht oder wie viel Zeit man miteinander verbringt, kann ganz unterschiedlich sein. Aber eines ist laut Glücksforschung klar: soziale Beziehungen bereichern unser Leben und machen uns glücklich. Dabei ist nicht die Quantität sondern die Qualität ausschlaggebend und wirkt sich sogar auf die Gesundheit aus.

Kinder und Freundschaft (cc) jty11117777, Pixabay

Kinder lernen von ihrer Umgebung viel über Beziehungen: über das Einstimmen aufeinander, das bei sich bleiben und aufeinander zugehen, das Streiten und Verzeihen… . Dabei haben sie es leichter, wenn sie stabile Bindungserfahrungen machen können. Bei Kindern entwickeln sich Freundschaften vom nebeneinander spielen über geteilte Interessen bis hin zu tiefen Freundschaften. Streit gehört da natürlich auch dazu und der Ausdruck von Gefühlen, denn die Grundlage für gelungene Beziehungen ist die Empathie-Fähigkeit. Die eigenen Gefühle wahrzunehmen und sich in andere einfühlen zu können, ist dabei wesentlich und kann ein Leben lang geschult und verfeinert werden.

Verbundenheit und Dankbarkeit

Mit wem fühlt ihr euch verbunden? Wofür seid ihr dankbar? Bestimmt habt ihr schon davon gehört, wie weitreichend die Folgen von Dankbarkeit sind. Dankbarkeit wirkt sich nicht nur positiv auf unsere sozialen Beziehungen aus, auch auf unseren Körper und unsere Psyche hat es positiven Einfluss und stärkt z. B. das Immunsystem, verhilft zu einem gesünderen Herzen, lässt uns motivierter und mit besserer Laune durchs Leben gehen und verbessert auch den Schlaf. Also vielleicht wäre ein Dankbarkeitsglas oder Tagebuch auch eine gute Möglichkeit:

  • Wofür bist du heute dankbar? Schreibe drei Dinge auf, wie dir einfallen. 
  • Was war ein schöner Moment, den du heute erlebt hast? Erzähle jemanden davon, der es sich auch anhören und emphatisch mitgehen kann oder schreib es in dein Tagebuch.

Noch mehr Anregungen, wie ihr die Glücksforschung für euch nutzen könnt erfahrt ihr bei dem Spiel oder im Buch Das Happiness-Projekt von Gretchen Rubin. Beide kann ich euch wirklich empfehlen, wenn ihr Spiel oder Buch zur Reflexion nutzt und euch einen spielerischen Zugang zum Glück bewahrt und es nicht als weiteres To Do auf eure Liste setzt.

Kinderbücher zum Thema Glück

Was gibt es Schöneres, als sich mit Glück zu beschäftigen. Manchmal sind es ja schwere Themen, die in Kinderbüchern behandelt werden, und das hat auch seine Berechtigung. Aber bei den hier vorgestellten geht es ums Reden darüber, was uns glücklich macht.

Das Glück in dir. Wie du dein Leben lebendiger machst. Ab 0 Jahren.
Kobi Yamada, Charles Santoso, Adrian Verlag

Ein entzückendes kleines Küken, wenig Farbe, wenig Text und doch ein Buch, das viel zum Thema Glück zu sagen hat. Träumen, Spielen, sich Herausforderungen stellen, an sich glauben, wie wichtig üben und an sich zu glauben ist, wie wir Angst füttern und mit ihr gut umgehen lernen, freundlich zu uns selbst zu sein und großzügig zu uns und anderen…

Das Glück in dir. Wie du dein Leben lebendiger machst (c) Adrian Verlag

Ein Buch, das auf jeder Seite eine Lektion ins lebendige und glückliche Leben bereithält und wirklich für jede Altersstufe etwas bereit hält und zum Austauschen und Philosophieren einlädt, Einer meiner Lieblingssätze aus dem Buch ist “Verliere dich in dem, was du liebst. Und finde dich dort wieder.”

Hase Lucky auf der Suche nach dem Glück. Ab 0 Jahren.
Julia Ginner, Melanie Schwödiauer, Marlene Kufner, Herramhof Verlag

Hase Lucky hat es im Moment nicht leicht. Alles Mögliche läuft schief. “Was du brauchst, ist eine große Portion Glück…” meint seine Mama. Aber was ist Glück? Und wo kann man es finden? Da macht sich Lucky auf den Weg und erhält ganz unterschiedliche Antworten, bis er zum Schluss herausgefunden hat, was für ihn Glück ist.

Hase Lucky auf der Suche nach dem Glück (c) Herramhof Verlag

Dieses Kinderbuch spielt mit dem beliebten Motiv, dass sich Protagonist_innen auf den Weg machen, Antworten zu finden und erinnert mich an das Buch Das kleine Ich bin ich, Das Bärenwunder oder Wer hat mir auf den Kopf gemacht. Alle diese Bücher sind schon für die Jüngsten geeignet und bieten sich für philosophisches Nachdenken an. Hier geht es darum was Glück ist, ein Thema der Glücksphilosophie, aber auch eines, das die meisten Menschen immer mal wieder beschäftigt. Meist dann, wenn man es wie der kleine Hase scheinbar verloren hat.

Hase Lucky auf der Suche nach dem Glück (c) Herramhof Verlag

Was mir an diesem Buch gefällt ist, dass es Kinder und Erwachsene anspricht. Einerseits wird am Anfang gleich aufgezeigt, welche Kompetenzen sich Kinder hier aneignen können. Andererseits werden Glückssymbole vorgestellt, die gesucht werden können und am Schluss wird man eingeladen, sich über Momente auszutauschen, die einen glücklich machten. Und als zusätzliches Goodie ist eine Bastelanleitung für Glücksbringer samt QR-Code zum Video dabei und man kann es sich auch als Hörbuch vorlesen lassen. Ein Kinderbuch, das durchaus dazu beiträgt, Resilienz zu fördern.

Gefühle. Ab 2 Jahren. Deborah Marcero, Adrian Verlag

Wenn wir an Glück denken, dann haben damit auch Gefühle zu tun. Welche Gefühle fallen euch da ein? Mit welchen Gefühlen verbindet ihr Glück? Dieses Buch wird vielleicht eure Sichtweise ändern und daher finde ich, ist es ein wunderbarer Einstieg in das Thema.

Gefühle (c) Adrian Verlag

Leander, der kleine Hase versteckt zuerst einfach alle unangenehmen Gefühle in einem Schrank, wo er sie nicht sehen und spüren muss. Das klappt eine Zeit lang, doch dann wird es zu viel und alles kommt hoch. Dass das nicht nur zu viel, sondern auch wohltuend und bereichernd ist, erlebt man hier anschaulich mit. Dabei ist es entzückend gezeichnet und die sprechenden Bilder rücken jedes Gefühl in ein gutes Licht. Ein Buch, das ich als Psychologin liebe und das eindeutig zu meinen liebsten Kinderbüchern über Gefühle gehört.

Es ist Platz für alle. Ab 4 Jahren. Anahita Teymorian. Carl Auer Verlag

Haben bei euch alle genug Platz zuhause? Wie viel Platz braucht man eigentlich, um zufrieden und glücklich zu sein? Also das Thema Platz kann schon die Gemüter erhitzen. So erlebt das auch der Ich-Erzähler im Laufe seines Lebens. Auch wenn er immer wieder spürt, dass da genug Platz ist: Zum Beispiel im Bauch auch wenn er wächst, für seine Spielsachen im Bett oder für den Wal im Meer, so scheinen das manche nicht zu erleben.

Es ist Platz für alle (c) Carl Auer Verlag

Dieses entzückend gezeichnete Bilderbuch greift das Thema anhand einiger Beispiele auf und bietet am Schluss eine Lösung an. Und da es bei Platz nicht nur im Kleinen sondern auch im Großen auch um unterschiedliche Auslegungen und Konflikte geht, ist das meiner Meinung nach ein wunderbares Buch um ins Philosophieren mit Kindern einzusteigen.

Hugo, der Mistkäfer. Ab 4 Jahren. Simona Smatana (Autor), Michael Stavarič (Übersetzer) Leykam Verlag

Dieses Buch handelt von Hugo, dem Mistkäfer. Hugo ist ein fleißiger Mistkäfer, der es liebt, duftende Kügelchen aus Kacke zu machen. Doch irgendwie gerät das aus dem Ruder: Er kann nicht mehr aufhören, macht viel mehr als er braucht aber kann sich gar nicht mehr daran erfreuen. Bis es eines Tages regnet und nur noch eine einzige Kugel übrigbleibt. Und auf den letzten Seiten erfahren wir noch, warum diese kleinen Kotkügelchen so wichtig sind, ein leckeres Rezept zum Nachkochen und sogar noch eine Ansicht verschiedensten Kotes wie wir es schon vom kleinen Maulwurf kennen, der sich auch fragt “Wer hat mir auf den Kopf gemacht“.

Hugo, der Mistkäfer (c) Leykam Verlag

Vielleicht kann man dieses Buch auch einfach auf den vordergründigen Inhalt lesen. Aber da ist auch dieser Subtext von Leistung, Haben wollen und Kapitalismus und der Schwierigkeit des Glücklich-Seins. Also ein Buch, das durchaus philosophische Diskurse anregen kann.

Der Glücksverkäufer. Ab 4 Jahren Carl Auer Verlag

Herr Tauber parkt seinen Lieferwagen und beliefert die Vögel mit seinen Dosen Glück. Je nach Bedarf und Finanzlage werden hier kleinere oder größere Dosen Glück gekauft. Als er wegfährt verliert er eine Dose, die Herr Maus findet. Was glaubt ihr findet er, als er sie öffnet?

Ein entzückendes Kinderbuch, das mit zarten Bildern und wenig Text die Welt nachzeichnet und dabei zum Schmunzeln einlädt. Welche Dose würdet ihr kaufen? Wie groß sollte sie sein, wenn Geld keine Rolle spielt? Was wäre drinnen? Oder wie ginge es euch wenn ihr den selben Inhalt wie Herr Maus hättet?

Glück. Ab 11 Jahren. Björn Lengwenus, Carlsen Verlag

Sich mit Dingen zu beschäftigen, die uns glücklich machen, tut einfach gut. Ich finde, das kann man gar nicht oft genug tun! Denn zu wissen, was uns stärkt, wo oder wie wir auftanken können, das fördert nur die Resilienz und hilft einem, besser durch schwierige Zeiten zu kommen. Da setzt dieses Buch an.

Glück (c) CARLSEN VERLAG

Vom Recht auf Glück, über Ergebnisse der Glücksforschung was (nicht) glücklich macht bis zu Stolpersteinen zum Glücklichsein ist in dem Buch ein weiter Bogen gespannt. Immer wieder laden Übungen ein, sich Gedanken zu machen, was individuell glücklich macht. Gerüche, Töne, Orte – begebt euch mit diesem Buch auf eine Glückssuche. Es richtet sich zwar an Jugendliche ist aber für alle super, die sich ein paar glückliche Stunden verschaffen möchten.

Noch mehr Glück und Philosophie

  • “Die große Frage”, “Die kleine Eule Denkmalnach im Eulenwald” oder “Die großen Philosophinnen und Philosophen”: Hier stellt meine Kollegin noch mehr Bücher vor, die zum Philosophieren mit Kindern anregen.
  • Anregungen, wie ihr mit Kindern über Bücher reden könnt, gibt meine Kollegin hier.
  • Noch mehr Geschichten zum Glück findet ihr hier.
  • Wie ihr eure Glücksmomente besser wahrnehmen lernt erfahrt ihr hier: Eine Jackentasche voll Glück oder mit dem Glücksglas.
  • Aber wie geht das eigentlich, philosophieren mit Kindern? Wir haben beim Profi nachgefragt und Anregungen erhalten.
  • Auch die Auseinandersetzung mit Wahrheit und Lüge ist ein philosophisches Thema. Kinderbücher dazu stellen wir hier vor.

BriG
Titelbild (cc) Pixabay; Fotos (c) Brigitte Vogt, Verlage

2 comments on “Was macht glücklich – Philosophieren mit Kinderbüchern

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