Manchmal hab ich das Gefühl, dass mich die Monate mit der Pandemie auf weniges reduziert haben. Spazieren gehen, einen Film schauen, etwas gutes Kochen, ein bisschen Lesen, Spielen oder Basteln und das alles mit der Familie oder ein paar nahen Freund_innen. Damit hat es sich auch schon gehabt. Und nicht, dass ich das nicht eh alles gerne mache, nur manchmal fühlte es sich schon ganz schön fad und gleichförmig an. Und all die guten Tipps, was man nicht alles online machen kann, gingen mir manchmal richtig auf den Geist. Doch ein Tipp zu Science-Fiction hat mich beschäftigt, hat mich zum Denken, zum Nachdenken gebracht.
So viele Fragen und Unsicherheiten
So eine Ausnahmesituation, wie wir sie im vergangenen Jahr erlebten, kann einen nachdenklich machen und nicht nur Kinder stellen sich Fragen:
- Wann ist das endlich ganz vorbei?
- Wie gut leben mit eingeschränkten Möglichkeiten?
- Wie leben mit der Pandemie und der Bedrohung, da ja angesichts der Abholzung der Wälder immer mehr Wildtiere in die Nähe von Menschen kommen und das weltweite Reisen auch die Ausbreitung beschleunigt?
- Wird die Pandemie langfristig unseren Umgang mit Reisen und vielleicht auch mit der Klimakatastrophe verändern?
Denken kann Freude machen, wenn man es spielerisch angeht. Während dem Homeschooling beim Wäsche aufhängen hab ich den Tipp der Lateinlehrerin meiner Tochter gehört, einen Ovid Text einfach wie ein Rätsel zu sehen, an das man sich öfter hinsetzten muss, um es zu lösen. Ich liebe Rätsel! Eine Herausforderung als Rätsel zu sehen, das gelöst werden möchte, fühlt sich doch gleich ganz anders an, als etwas, dem man ausgeliefert ist, das abgearbeitet oder ertragen werden muss. Ein Rätsel beinhaltet, dass es spielerisch ist, dass es Freude macht, dass man es weglegen kann und dann wieder weitermachen. Dass man sich Hilfe holt, es gemeinsam versucht, dass es eine oder auch mehrere Lösungen gibt und dass sich dranbleiben lohnt. Ohne Lösung aber wäre ein Rätsel ganz schön öde.
Die Macht des Denkens
Auch in herausfordernden Zeiten kann uns gemeinsames Denken, darüber reden und miteinander Ideen teilen, dabei helfen, das geschehende zu verarbeiten und Lösungen zu finden, wie wir das Geschehene möglichst gut integrieren können. Vielleicht geht es auch darum, gemeinsam Vertrauen zu fassen und sich bewusst machen, was man in diesem Jahr alles gemeistert hat, gemeinsam. Wie also Lösungen denken?
Science Fiction und der Gewinn anderer Welten
Obwohl ich mit Raumschiff Enterprise aufgewachsen bin, bin ich kein Fan von Science-Fiction. Bisher. Denn in den letzten Monaten hat sich mein Zugang durch Bücher und Gespräche geändert. Science Fiction kann nicht nur als eine bestimmte Form Literatur gesehen werden, sondern auch als eine bestimmte Art, sich mit Möglichkeiten auseinander zu setzten, ein Modus, sich auf Erfahrungen einzulassen. Also ein Seinszustand, in dem Lösungen möglich werden. Ein Zustand, der Denken als Möglichkeits- und Übungsraum im Welten sääen versteht.
So gesehen bedeutet Science Fiction dann, sich auf Welten einzulassen, die anders sind als unsere gewohnte. Ein guter Science-Fiction Roman spielt in der Zukunft und oft ist dabei auf der Welt, so wie wir sie kennen, etwas Gravierendes passiert, sodass sie beinahe untergegangen ist. Auf jeden Fall gibt es Selbstverständlichkeiten, manchmal auch Lebensformen, Planeten, Umgebungen, … die sich sehr von unsern Alltagserfahrungen unterscheiden. Das sind Fantasien wie eine andere Welt, auf der ein Überleben denkbar wäre, auch wenn alles sich verändert hat. Dieser Blick auf andere mögliche Lebensentwürfe, ja Weltentwürfe ist wichtig. Glaubt man Zukunftsforscher_innen, dann ist dieser Modus etwas, das immer wichtiger werden wird. Sich vorzustellen, wie wir anders leben können, wenn es so mit dieser Art zu Leben auf unserem Planeten schwierig geworden ist.
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Kreativität mit Science Fiction und Fantasy schulen?
Vielleicht wird ein neuer Zugang auch möglich durch das Lesen von Science-Fiction, durch das Sehen von anderen Weltentwürfen, durch die Auseinandersetzung mit anderen Held_innenerzählungen. Von Held_innen, die nicht nur kämpfen und töten und siegen und unterdrücken. Von Held*innen, die uns zum Nachdenken bringen. Durch das Miterleben und dadurch üben von anderen Weltentwürfen bei Buch– und Filmprotagonist_innen. Das hilft zu erfahren, dass ein Leben unter ganz unterschiedlichen Bedingungen, auch mit Verzicht und Loslassen freud- und lustvoll gelebt werden kann. So ein lesen kann ressourcenstärkend sein.
Since Fiction Bücher für Jugendliche
Alle kennen Harry Potter, Herr der Ringe oder Die unendliche Geschichte. All das fällt eher unter Fantasy und nicht Science Fiction. So sind auch die Klassiker von Astrid Lindgren wie Ronja Räuberstocher, Mio mein Mio oder Die Brüder Löwenherz zu sehen. Der Unterschied ist, dass bei Fantasy Sachen geschehen, die nicht erklärbar sind, während Science Fiction eine Wissenschafts-Fiction sein soll. Dabei geht es darum, technologische Entwicklungen weiterzuentwickeln und in die Zukunft hinein zu verlängern. Doch vielleicht ist die Unterteilung nicht immer wesentlich. Meine Tochter liebte Silver von Kerstin Gier, Die Tribute von Panem oder Seelen von Stephenie Mayer (alle ab 14 J.), die wir gemeinsam gelesen haben. Ich kann mich aus meiner Oberstufenzeit noch an Schöne neue Welt von Aldous Huxley, Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adamsoder, 1984 von George Orwell erinnern. Mir haben aber auch Das Wort für Welt ist Wald von Ursula K. Le Guin, Der Marsianer von Andy Weir, Der Schwarm von Frank Schätzing oder Die Frau des Zeitreisenden von Audrey Niffenegger gefallen, die durchaus auf familientaugliche Ferienliteratur sind. Denn was gibt es Schöneres, als den gemeinsamen Urlaub auch für gemeinsames Lesen und Eintauchen in ferne Welten zu nutzen?
Habt ihr solche Science-Fiction Buch– oder Filmtipps für uns?
BriG
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4 comments on “Warum ihr mit euren Kindern Science Fiction lesen solltet?”