Weihnachten steht vor der Tür, das Familienfest schlechthin. Familie ist Vater – Mutter – Kind: Noch immer ist es hauptsächlich dieses Bild, das beim Begriff Familie reproduziert wird. Dabei ist Familie so vielfältig. Alleinerzieher_innen Familien, Großfamilien, Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, Pflegefamilien und Familien mit Adoptivkindern.
Auch Familien, für die es nur altmodische Begriffe gibt wie Ziehsohn, oder gar keine, z. B. wenn man bei der Tante aufwächst, ohne dass es offiziell zur Adoption oder Pflegeübernahme kommt. Diese Vielfalt sollte mehr Eingang in Kinderbücher finden. Deshalb stelle ich euch hier ein paar Beispiele vor, die ihr euch in der Kinderinfo anschauen könnt.
Familienvielfalt im Bilderbuch
Feine Bücher, die viele verschiedene Familien darstellen, sind:
- “Alles Familie! Vom Kind der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten.”
- “Das alles ist Familie“
- “Du gehörst dazu. Das große Buch der Familien.”
- “Family Coloring Book“
- “Wo ist Papa?“, “Daddy, Papa and me” oder auch “Kinder aus aller Welt.”
Spezielle Familienformen greifen folgende Bücher auf
Mama, Papa, Kind(er) – nicht für jede Familie ist so, da gibt es noch viele andere Familienformen. Folgende Bücher greifen unterschiedliche Familienrealitäten auf:
Mika, Ida und der Eselschreck. Eine Geschichte über eine Regenbogenfamilie. Miriam Linder, Heribert Schulmeyer. Verlag Kids in Balance
Mika hat eine Mama und eine Mami, er findet das ganz logisch, und logisch ist für ihn auch, dass es so unterschiedliche Familien gibt, wie die Farben des Regenbogens. Doch als er Ida am Ponyhof kennenlernt, deren Eltern sich gerade getrennt haben, wird er mit dem Satz „Das ist doch keine richtige Familie!“ konfrontiert. Zwar wehrt er sich gleich dagegen, aber es bringt ihn zum Nachdenken. Was macht denn eigentlich eine Familie aus?
Ein kleines Buch, das herausstreicht, worauf es schlussendlich ankommt.
Zwei Mamas für Oscar. Wie aus einem Wunsch ein Wunder wird. Susanne Scheerer, Annabelle von Sperber. Verlagsgruppe Oeinger, Ellermann Verlag
Oscar hat zwei Mütter. Das Buch beginnt mit der Frage einer Freundin „Wieso hast du eigentlich noch mal zwei Mamas, Oscar?“ Und dann erklärt Oscar, dass sich seine beiden Mamas so sehr liebten und sich ein Kind wünschten und alles Mögliche dazu ausprobierten. Schlussendlich haben sie an ihren Freund Hans gedacht. Den und dessen Frau haben sie besucht und die waren bereit, dass Hans ihnen seinen Samen gibt. So ist aus einem Wunsch ein Kind und ganz viel Glück entstanden.
Bei diesem farbenfrohen Buch sind nicht nur die bunten Bilder schön! Auf den letzten zwei Seiten wird noch genauer beschreiben, wie zwei Frauen ein Kind zeugen können.
Zwei Papas für Tango. Edith Schreiber-Wicke, Carola Holland. Thienemann Verlag
Dieses Buch handelt von einer Sandkastenliebe, die zu einer richten Bilderbuchfamilie wird. Hier wird von Silo und Roy, zwei Pinguinen im Zoo von New York, erzählt. Die beiden wachsen miteinander auf und sind schon immer befreundet. Als die anderen Pinguine anfangen, sich für Pinguinmädchen zu interessieren, machen sie keine Anstalten und werden daraufhin von den Pflegern getrennt. Da es ihnen aber sichtlich nicht gut geht, sie auch nichts mehr essen, holen die Pfleger die Pinguine wieder ins gemeinsame Gehege zurück. Woraufhin die beiden anfangen, ein Nest zu bauen und einen Stein auszubrüten. Schlussendlich schlüpft Tango aus dem Ei und die Bilderbuchfamilie ist geboren. Ein sehr nettes Buch, das die Vielfalt von Familien darstellt. Noch mehr Bücher zu Regenbogenfamilien findet ihr hier.
Michi im Krisenzentrum. Ein Buch für Kinder, die ins Krisenzentrum kommen. MAG ELF
In dieser Broschüre erzählt Michi erst, wie es dazu kam, dass sie ins Krisenzentrum kam. Ihre Sorgen kommen zur Sprache, dass sie etwas falsch gemacht haben könnte. Das Leben im Krisenzentrum wird beschrieben, samt der dazu gehörenden Aufregung bei neuen Erfahrungen, den Telefonaten und Treffen mit den Eltern und die wöchentlichen Gespräche mit ihrer Bezugsbetreuerin.
Die Botschaft „Dir soll es zu Hause gut gehen!“ ist Leitgedanke und schlussendlich kann Sabine nach vier Wochen wieder zu ihren Eltern zurückkehren, während ein anderes Kind in eine Wohngemeinschaft übersiedelt. Ein Buch, das strukturierten Einblick bietet und damit Sicherheit gibt, weil man viel über den Ablauf erfährt.
Kind ist Kind. Brigitte Weninger, Eva Tharlet. minedition Verlag
Erst kommt der Froschpapa nicht heim und dann ist auch noch die Froschmama weg. Die beiden Froschkinder sind ganz allein. Was soll bloß aus ihnen werden? Die Tiere überlegen, alle haben andere Vorstellungen und bringen ihre Ideen ein. Doch nichts scheint zu passen. Zum Glück weiß Mama Maus, die viele Kinder hat, was zu tun ist, denn – ein Kind ist ein Kind!
Ein Bilderbuch über Trennung, Abschied und Neubeginn, und die unbedingt nötige Gleichbehandlung aller Kinder mit ihren Bedürfnissen.
Meine Traum-Familie. Famili9enbilder jenseits von Stereotypen. Austria SFC Schwarze Frauen Community Austria
Wie würde eure Traum-Familie aussehen? Wo und wie würdet ihr gerne leben? Diesen Fragen wird in diesem Buch nachgegangen und es zeigt die große Bandbreite an Antworten auf, wie sich Schwarze* Kinder ihre Traum-Familie erträumen. Da gibt es die die Yacht, den Geldkoffer und die Villa, aber auch den Wunsch, dass die Kinder viele Sprachen sprechen und das Pendeln zwischen verschiedenen Ländern. Am Schluss sind noch Seiten vorbereitet, auf welche eure eigene Traum-Familie gezeichnet werden kann, sowie farbenfrohe Bilder von Kindern, die ihre Träume darstellen.
Diese Buch wurde gemeinsam mit Kindern erstellt und liefert deren Texte zu ihren Traum-Familien und ich finde es sehr gelungen. Einerseits, weil es durch den Entstehungsprozess schon empowernd wirkt und die Träume der Kinder ernst nimmt. Aber auch, weil, es einen berührenden Einblick bietet, der mit wirklich schönen Illustrationen zu einem tollen Buch geworden ist. Ein Buch, von dem ich finde, dass es in nicht nur zum Lesen sondern auch zum Austauschen über Familienbilder anregt.
Die Rabenrosa. Helga Bansch. Jungbrunnen Verlag
Rosa wächst bei ihren Eltern, den Raben, behütet inmitten einer Geschwisterschar auf. Jeden Tag kommen „welche und starrten uns an.“ Erst versteht Rosa gar nicht, was sie meinen, erst im Vergleich merkt sie, dass sie anders als die Geschwister ist. Sie kann nicht fliegen, ihr “Federkleid” ist anders und ihr Krächzen auch. Erst übt sie, um den anderen gleich zu werden, fühlt sich dumm und ungeschickt. Bis sie herausfindet, dass sie anderes kann.
Weitere Bücher, auch Kinderbücher zum Thema Adoption findet ihr hier und hier. Kinderbücher zum Thema Pflegefamilien findet ihr beim Verein “Eltern für Kinder Österreich“.
Von Mimi zu Mama und wieder zurück. Viola Rohner, Paula Gerritsen. Verlag atlantis thema
Jan lebt bei Mirjiam und Alex, nicht bei seiner Mama. Heute hat Jan Geburtstag. Da kommt ihn seine Mama vom Kindergarten abholen und Jan schläft bei ihr. Er freut sich sehr, den Hund Bruno wiederzusehen. Am nächsten Morgen ist seine Mutter traurig und weint, sodass Jan das Frühstück machen muss. Den ganzen Morgen muss Jan im Kindergarten an seine Mutter denken, was zu einigen Verwicklungen führt.
Ein Buch, bei dem die Pflegeeltern und die leibliche Mutter in gutem Kontakt sind und dennoch spürbar wird, wie für Jan unterschiedliche Welten vereinbart werden müssen.
Auf Wiedersehen, Papa. Brigitte Weninger, Christian Maucler. Verlag minedition
Toms Eltern sind getrennt. Als sein Papa ihn abholen kommt, freut er sich. Doch als er ihn wieder zurückbringt, ist Tom wütend und will sich nicht verabschieden. Auch seine Mama schreit er an und zieht sich zurück. Da erzählt ihm sein Kuschelbär eine Geschichte, die von vertrauten Unternehmungen mit seiner Mutter handelt und den Entdeckungen mit seinem Vater, aber auch von Ärger, Wut und der Verweigerung von Abschiedsküssen. Doch als die Bärenmama erklärt, warum sie sich getrennt haben und dass Elternliebe nie aufhört, kann sich der kleine Bär wieder an seine Mama kuscheln und auch Tom schläft zufrieden ein.
Eltern trennen sich, oft ist dies eine schmerzhafte Erfahrung für alle Beteiligten. Wie man in der Folge mit den elterlichen Treffen umgeht, was man Kindern erzählt, ist manchmal sehr fordernd. Hier zeigt dieses Buch einen feinen Weg auf, Gefühle und Reaktionen zu verstehen, zu normalisieren und die Sicherheit der elterlichen Liebe zum Kinder in einer unsicheren Zeit, aufzuzeigen. Weitere Bücher zum Thema Väter findet ihr hier und hier.
Sicher gibt es noch eine ganze Menge anderer Bücher, die wunderbar verschiedene Familienformen abbilden. Welches Buch ist euer Favorit?
Elterninfos zu sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentitäten findet ihr hier bei der WIENXTRA-Jugendinfo.
BriG
*Der Begriff Schwarze sowie auch People of Colour (kurz PoC) oder Black, Indigenous, People of Colour (kurz BIPoC) sind Selbstbezeichnungen. „Schwarze“ wird daher mit großem S geschrieben, weil es dabei nicht um die Farbe geht, sondern um die soziale Position und Rassismuserfahrungen, die rassifizierte Menschen machen.
Fotos (c) BriG; Verlage: atlantis thema, Der Vorleseverlag, edition assemblage, Jungbrunnen, Kids in Balance, mineditio, SFC Schwarze Frauen Community Austria, Thienemann, Verlagsgruppe Oeinger – Ellermann Verlag
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