Wanderurlaub – Hüttenwandern in Österreich

Klar, Österreich liegt nicht am Meer, also manches geht hier einfach nicht. Für anderes, wie zum Beispiel einen Wanderurlaub, ist es dagegen ideal! Andrea hat mir von ihrem Urlaub erzählt, der schon drei Jahre her ist. Sie ist immer schon gerne wandern gegangen und auch mit ihren Kindern haben sie die ein oder andere Wanderung in Wien und Umgebung gemacht. Aber eine Mehrtageswanderung als Familienurlaub war dann doch eine Herausforderung, der sie sich erst später gestellt haben.

Zeinisbach beim Campingplatz am Zeinisjoch

Da man für eine Mehrtageswanderung auch nicht allzu viel mitnehmen kann, schließlich muss man es ja tragen, bietet sich hier die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln an. Damit ist Hüttenwandern eine ideale Möglichkeit für einen nachhaltigen Familienurlaub.

Wie seit ihr auf die Idee gekommen?

Wir sind immer schon gerne in der Natur unterwegs gewesen und je größer die Kinder wurden, desto mehr Herausforderungen wollten sie. Die erste Mehrtageswanderung haben wir gemacht, als unsere Kinder acht und zehn waren. Da auch Freundinnen der Kinder mitgegangen sind, von denen ich nicht wusste, wie gehfreudig sie sind, haben wir nur eine kleine Runde geplant, die ich teilweise auch schon kannte. Wir hatten zwei Tage zum Akklimatisieren eingeplant, bevor wir losgegangen sind. Dies macht beim Wandern immer Sinn, denn oft geht es ja hoch hinaus. Wir haben also die ersten zwei Tage auf einer Höhe von 1600 m verbracht und kleinere Spaziergänge um den Ort herum gemacht.

Der Ausgangspunkt unserer Wanderung war Galtür. Von dort ging es erst über Wiesen hinauf zum Zeinisjoch, das auf 2000 Höhenmetern liegt. Wer abkürzen möchte, kann die Tour auch hier starten, da das Zeinisjoch gut mit dem Bus zu erreichen ist. Von dort ging es über Stege und an einem See vorbei zur Varbella-Alpe und dann weiter zur Heilbronner Hütte auf 2320 m. Die Hütte ist wirklich schön und es gibt Seen in der Nähe, sodass wir dort wieder einen Tag gerastet haben und die Gegend erkundeten. Das Aufwachen am Berg ist etwas ganz Besonderes. Da ist man gefühlt so weit weg von allem und kann echt entschleunigen und zur Ruhe kommen. Den Kindern hat der Klang der Kuhglocken gefallen und obwohl das Wasser sehr kalt war, haben sie in den Seen gebadet. Immer wieder waren Murmeltiere zu hören und manche waren auch so nahe, dass wir sie gut sehen konnten.

Heilbronnerhütte

Am nächsten Tag ging es erst rauf, dann runter ins Ochsental, wo wir an einem Bach Rast gemacht haben. Dann gab es wieder einen steilen, aber nicht sehr langen Aufstieg hinauf aufs Muttenjoch auf 2620 m, dem höchsten Punkt der Tour. Über Geröllfelder mit einzelnen Schneefeldern ging es dann hinunter zur Friedrichshafner Hütte auf 2.138 m. Auch dort ist ein kleiner Teich und es soll sogar ein Schlauchboot geben, aber das haben wir nicht gesehen. Übrigens sind beide Hütten Teil der Kampagne Mit Kindern auf Hütten, eine Initiative der Alpenvereine in Deutschland, Österreich und Südtirol für familienfreundliche Hütten.

Welche Vorarbeiten/Planung war erforderlich?

Natürlich sollte man wissen, ob die Kinder überhaupt Lust auf so einen Urlaub haben, denn das Gehen kann schon herausfordernd sein, besonders weil sie ja auch einiges tagen müssen. Ich kannte die Gegend schon ein bisschen und habe im Internet nach möglichen Etappen recherchiert. Aber wirklich entscheidend war für mich das Gespräch mit Freunden, die diese Runde schon gegangen sind. Da es das erste Mal war, habe ich viel Zeit eingeplant und auch Ruhetage auf den Hütten, wo es um das Genießen der Wanderung ging. Wir hätten auch vom Tal aus Hüttenwanderungen machen können, aber wir alle hatten den Wunsch nach Übernachtungen am Berg. Außerdem wollten sie alle Neues entdecken und nicht den gleichen Weg hin und zurück gehen, so wurde eine kleine Runde daraus. Bei Schwierigkeiten hab ich die Ziele aber so gewählt, dass es von beiden Hütten auch die Möglichkeit eines Transportes gegeben hätte.

Welche Schwierigkeiten /Herausforderungen haben sich dabei ergeben?

Das Wandern selber war eigentlich kein Problem, obwohl es schon ganz schön viele Höhenmeter und Distanzen waren. Am letzten Tag beim Abstieg hat sich das teilweise bei uns Erwachsenen mit schmerzenden Knien bemerkbar gemacht. Die Kinder hatten da weniger Probleme und es hatte niemand von uns Probleme mit den Schuhen. Ich glaube, es ist auch hilfreich, wenn man die Sache nicht zu ambitioniert angeht und ausreichend Zeit einplant.

Pausen sind immer wichtig

Da geht es nicht nur um das Ziel, sondern wirklich um den Weg dahin. Und der orientiert sich am schwächsten Glied. Wir haben viele Pausen gemacht, wenn sie das wollten und sind in jeden See und Bach gestiegen. Dass es immer mal wieder was zu entdecken gab, seien es Murmeltiere oder Frösche oder Schlangen, war durchaus auch hilfreich. Das Wetter ist natürlich nicht planbar, aber wir hatten Glück. Wenn es nicht mitspielt, kann es in diesen Höhen schon recht ungemütlich sein.

Freunde, die auch einen solchen Wanderurlaub in den Dolomiten gemacht haben, haben etwas andere Erfahrungen gemacht. Da eine der beteiligten Familien vorher nicht Wandern ging, war es für die schon sehr fordernd. Die Tagesetappen waren teileweise sieben Gehstunden lang und das sechs Tage hintereinander, da sie keinen Ruhetag eingeplant hatten. Das war für einige zu anstrengend, außerdem waren auch nicht alle wirklich trittsicher und schwindelfrei. Daher haben manche Etappen einige wirklich überfordert und einige wollen jetzt nichts mehr von einem Wanderurlaub wissen. Also ist hier gute Planung mit nicht allzu langen Etappen oder zusätzlichen Erholungstagen wirklich wichtig.

Was hat euch daran gefallen?

Es war eine Auszeit, bei der man gut entschleunigen kann und wo Zeit da ist, die Natur, das Gehen und die Gemeinschaft zu genießen. Gehen, besonders bergauf geht einfach nicht so schnell und man kommt sich nahe. Die Gespräche mit den Kindern im Gehen waren auch irgendwie anders und wir sind als Wandergruppe zusammengewachsen.

Wieder hinunter in Richtung Friedrichshafnerhütte

Besonders schön war für uns alle, dass wir nicht am Abend wieder unten im Tal waren, sondern oben den Sonnenuntergang genießen konnten. Und natürlich ist so ein Hüttenlager, bei dem mehrere Menschen in einem Raum schlafen, auch ein Abenteuer. Und das Aufwachen am Berg ist einfach herrlich. Wir alle denken noch immer gerne an die schöne Zeit und machen daher auch immer wieder solche Urlaube.

Wem würdet ihr es empfehlen?

Also klar, man sollte gerne Wandern gehen und da schon ein bisschen Erfahrung haben, damit man die Etappen entsprechend gut planen kann. Man sollte sich auch nicht zu viel Komfort erwarten. Da die Hütten manchmal sehr begehrt sind, muss man auch wirklich früh buchen. Aber wenn ihr gern geht und es liebt, in der Natur zu sein, dann ist so ein Wanderurlaub echt schön.

Blick zum Muttenjoch und der ersten Bank am Weg

Wenn man gar keine Erfahrungen mit Wandern hat, es aber gerne ausprobieren möchte, dann könnt ihr euch entweder bei den im Kinderinfo-Blog vorgestellten Familienwanderungen etwas aussuchen. Oder ihr schließt euch den Familiengruppen bei den Naturfreunden oder dem Alpenverein an, wo z. B. neben geführten Tageswanderungen oder Kletterwochenenden auch Bergferien für Familien angeboten werden. Eine Packliste, an der ihr euch orientieren könnt, findet ihr am Blog der Outdoorfamilie.

Wanderurlaub und mehr

  • Allgemeine Überlegungen zum Thema Wandern mit Kindern und was ihr dabei bedenken solltet, haben wir hier gesammelt. Überlegungen, was ihr beim Planen bedenken solltet, haben wir hier zusammengetragen.
  • Bei Dina vom Borderherz-Blog findet ihr viele Wandertipps.
  • Spaziergehspiele stellt euch Antonia hier vor.
  • Von einer Zweitageswanderung mit Kind im Berner Oberland erzählt hier Alexandra vom Familienreiseblog Levart World.
Ingolstädterhaus im Steinernen Meer
  • Diese Viertageswanderung, die Steffi vom Familienblog A Daly Trafel Made beschreibt, sind wir in der umgekehrten Richtung auch schon gegangen. Eine wirklich tolle Wanderung – Bilder unten sprechen für sich! Die umgekehrte Richtung kann ich sehr empfehlen, da das nicht ganz so viel Anstieg ist, wenn ihr euch mit dem Hüttentaxi ein Stück bringen lasst. Dabei sind wir am ersten Tag von der Kallbrunnalm über den Dießbachstausee zum Ingolstädterhaus gewandert. Am nächsten Tag ging es weiter zum Riemannhaus, wo einige Schneefelder zu überwinden waren und wir vom Weg abgekommen sind. Am nächsten Tag ging es über die Kärlingerhaus und die Saugasse hinunter nach St. Bartholomä am Königsee. Ein Bad im herrlich türkisen Wasser und eine Bootsfahrt zurück in die Zivilisation haben diese schöne Wanderung abgeschlossen.
Blick zurück auf den Dießbachstausee

BriG
Fotos (c) Brigitte Vogt, AP.

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