Kanuwandern mit Kindern

Kanuwandern ist eine tolle Sache: Ein richtiger Abenteuerurlaub! Wir haben mittlerweile schon drei mal so unseren Familienurlaub verbracht. Für die Tour-Planung bin ich zuständig. Wie lange soll die Tour sein? Wie anstrengend darf es werden? Fluss oder See? Eher auf Abenteuer oder auf Sicherheit bedacht? Einsam und naturverbunden oder lieber mit Komfort und Kultur?

Und dann taucht da natürlich die Frage auf, welches Ziel, welche Anreise mit dem Klimawandel vereinbar ist. Wenn man nicht zu weit weg fährt, oder mit dem Zug anreist, dann kann so ein Kanuurlaub durchaus eine nachhaltige Urlaubsalternative sein.

Wie seid ihr auf die Idee gekommen?

Ich hatte schon einige Erfahrung am Wasser, weil ich häufig mit dem Kajak in einer Gruppe unterwegs war. Als wir Eltern uns trennten, hatte ich das Gefühl, dass ich mit den Kindern eine neue Art Urlaub-zu-machen finden musste.

Da habe ich mich zuerst beim Alpenverein umgeschaut. Die bieten tolle Sachen für Familien an. Das hat mich dann auf die Idee gebracht, ob die Kinder nicht auch einmal so wie ich eine Kanuwanderfahrt machen möchten, bei der man mehrere Tage fährt und Abends an Land das Zelt aufschlägt.

Welche Vorarbeiten/Planung war erforderlich?

Da ich bei meinem ersten Mal noch gar nicht abschätzen konnte, ob es den Kindern (damals 9 und 11) auch wirklich gefällt, hab ich mich für eine geführte Kanufahrt entschieden. Dabei fühlte ich mich besser, weil ich einerseits mit anderen Erwachsenen unterwegs war und auch die Planung nicht übernehmen musste.

Außerdem dachte ich, dass es für die Kinder sicher motivierend und fein ist, mit anderen Kindern unterwegs zu sein. Ich habe recherchiert und dann recht spontan eine Reise bei Rucksack Reisen gebucht. Da musste ich mich dann nur um die Anreise kümmern, die auch mit dem Zug möglich war.

Welche Schwierigkeiten/Herausforderungen haben sich dabei ergeben?

Obwohl es als Familienreise ausgeschrieben war, waren die Strecken manchmal ganz schön fordernd. Mehrere Stunden paddeln täglich, manchmal gegen den Wind, das kann schon anstrengend werden. Es macht halt einen Unterschied, ob zwei Erwachsene mit einem Kind paddeln, ein Vater mit seinem jugendlichen Sohn, oder eine Mutter mit zwei Kindern.

So eng in einem Boot zu sitzen, bringt auch Diskussionen mit sich: Wer paddelt richtig mit, wer lehnt sich zurück oder wer drückt sich beim Zeltaufstellen? Eine Bauchgrippe stellte eine wirkliche Herausforderung dar, da die Tour eine Runde war und es nicht so einfach möglich war, sie zu verkürzen.

Wir waren 20 Leute, also eine große Gruppe, was sehr fein war. Einerseits war die Gruppe noch überschaubar und wir konnten gut miteinander, auch die Kinder. Andererseits konnten wir Erwachsenen uns abwechseln: Man musste nicht täglich kochen, abwaschen, Holz fürs Feuer machen und Boote versorgen. Nur das Ausladen der Boote, die Sachen zum Zeltplatz schleppen und das Zelt aufstellen blieb jede*m selbst überlassen und wurde zur täglichen Routine.

Falls ihr euch für eine Tour entscheidet, bei denen das Boot von einem Gewässer ins andere einen Landweg hinter sich bringen müsst, dann schaut unbedingt, wie lange diese Wege sind. Wir hatten einmal einen solchen Landtransport, der sechs Kilometer auf der Landstraße hügelan und hügelab ging und wirklich anstrengend war.

Wettermäßig hatten wir totales Glück: Sonnenschein, kaum Gelsen und ruhiges Wasser. Aber eine Mutter, die mit ihrem 15-jährigen Sohn mitfuhr, hat mir erzählt, dass es bei ihnen vor drei Jahren total viel regnete und der Urlaub trotzdem so viel Eindruck hinterließ, dass sie ihn beide wiederholen wollten.

Was hat euch daran gefallen?

So viel in der Natur zu sein hat uns allen sehr gefallen. Inseln zu erkunden, jeden Tag einen neuen Schlafplatz zu entdecken, das wilde Campieren, Wasser aus dem See fürs Kochen zu holen und am Feuer zu essen: Das alles in einer netten Runde, das war sehr schön.

Außerdem war die Anstrengung auch etwas, was wir gemeinsam bewältigten. Das hat uns als Familie gut getan, hat uns alle stolz auf unser Durchhaltevermögen gemacht und uns gezeigt, wie weit wir mit vereinter Muskelkraft kommen. Es war eine Erfahrung, die uns zusammengeschweißt hat. Anscheinend ging es anderen auch so, denn mehrere der damals Mitreisenden haben weitere Urlaube so verbracht.

Wem würdet ihr es empfehlen?

Wenn ihr Lust auf Natur habt, verbunden mit einer Herausforderung und gerne in der Gruppe reist, dann ist so eine geplante Tour wirklich eine tolle Sache. Bestimmt macht es Sinn, erst einmal einen Kurzurlaub zu planen und das kanufahren an einem Standort auszuprobieren. Dafür eignet sich z. B. der Ottensteiner Stausee. Weitere Anregungen findet ihr in folgenden Büchern: “Paddelland Österreich” oder “Die 47 schönsten Kanutouren Österreichs“, die ihr euch beide z. B. bei den Wiener Büchereien ausborgen könnt.

Wenn ihr mit Paddeln vertraut seit, dann spricht auch nichts dagegen, als Familie alleine zu fahren. Sucht euch eine Tour aus, die gut beschrieben ist, macht euch Gedanken, wie ihr die Tour verkürzen könnt, falls etwas anders kommt als geplant und behaltet das Wetter im Auge, damit euch ein Sturm nicht plötzlich erwischt. Wie gesagt: Wir sind Fans von Kanuurlauben, haben mittlerweile schon dreimal so einen Urlaub gemacht und ich freue mich schon auf die Wiederauflage im kommenden Sommer.

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BriG
Fotos (c) Brigitte Vogt

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