Bei uns zu Hause wurde immer gerne gebastelt. Ob mit Papier, Naturmaterial oder Beton, etwas Neues ausprobieren und einfach mal zu versuchen, wo es einem hinführt, darauf hatten wir immer Lust. Was liegt da also näher, als für den Mutter- oder Vatertag etwas zu basteln. So ein kleines Geschenk ist schnell gemacht und es gibt wirklich für jede Altersgruppe Möglichkeiten.

Mir war immer wichtig, die Basteleinen so zu wählen, dass die Kinder selbst etwas machen können. Denn nur wenn sie es selbst machen, erleben sie sich als kompetent und es kann in Richtung Freude am Tun und selbstvergessenem Ausprobieren und damit auch in Richtung Flow-Erleben gehen. Daher stellen wir euch hier ein paar Ideen vor.

Muttertags-Basteleien für die Jüngsten

Die Jüngsten haben natürlich noch nicht so viel feinmotorisches Geschick, daher sollten die Basteleien nicht zu komplex sein. Ich finde in diesem Alter erfreuen sie mit einem Hand- oder Fußabdruck, weil das haptische dabei noch ganz im Vordergrund ist.

Ob der Abdruck mit Fingerfarben oder Wasserfarben auf Papier festgehalten wird oder mit Modelliermasse zu einem dreidimensionalen Bild geformt wird, entscheidet ihr. Vergesst nicht, das Datum und den Namen dazu zu schreiben. Sich Jahre später diese kleine Hand anzusehen, macht nicht nur der Oma Freude.

Basteln mit Kindergartenkindern

Im Kindergartenalter entwickeln Kinder viele Fähigkeiten und ziemlich schnell. Das Basteln darf damit Schritt halten und immer mehr Anregungen bieten. Erst können Handschmeichler bemalt werden, oder Schlüsselanhänger aus Perlen aufgefädelt werden. Auch Häferln-marmorieren mit Nagellackt geht schon früh.

Später geht es schon mehr um die Feinmotorik aus kleinen Bildern entsteht Schmuck aus Schmelzfolie, Herzen aus Bügelperlen werden gelegt oder ein Samenherz gebastelt.

Basteln mit Kindern im Voksschulalter

Kinder, die gerne basteln sind im Volksschulalter schon richtig geübt. Hier überraschen sie oft schon mit eigenen Ideen oder Interpretationen des Vorgeschlagenen. Dies gilt es wertschätzend aufzugreifen. Dann kann es eine große Freude sein, gemeinsam etwas zu entwickeln. Das Ausprobieren geht weiter, sowohl was das Material betrifft, als auch, was die Herausforderungen betrifft.

Hier könnt ihr mit Schmelzgranulat experimentieren, Versuche mit 3D-Pen starten oder Nähen von Girlanden ausprobieren.

Basteln mit Kindern ab 10 Jahren

Kinder in diesem Alter sind schon kleine Profis. Bei den Dingen, die sie interessieren haben sie euch vermutlich schon überholt oder sind gerade dabei. Je nach Interesse können Bastleprojekte jetzt kleine Geschenke wie Bücher-Ohrringe, Beton-Basteleien, Eichelmännchen, Wachstücher, Badekugeln, eine “Was ich an dir mag” Kiste oder Etageren sein.

Die Begeisterung motiviert sie und beflügelt ihre Kreativität. Dabei geht es nicht nur ums kreative Tun an sich, sondern immer auch um den kreativen Blick der die Freiheit mitbringt, selbst zu gestalten, sich einzubringen und eine Zwiesprache mit dem Material einzugehen, eben schöpferische Freiheit. Für Kinder, denen weder wir Eltern noch die Zeichenlehrer_innen es abgewöhnt haben, sind dann mit Basteln auch Flow-Erlebnisse verbunden.

Basteln, ein Weg zum Flow-Erleben

Bestimmt habt ihr schon vom Flow-Erleben gehört, das auf den Glücksforscher Mihály Csíkszentmihályi zurückgeht. Aber was ist das nochmal? Und vor allem, was hat es mit Basteln von Kindern zu tun?

Bei Flow-Erlebnissen geht es darum, in einer Tätigkeit ganz und dennoch spielerisch aufzugehen. Dabei geht einem das Tun wie von selbst von der Hand und ist von einem beglückenden Gefühl begleitet. Man vergisst die Zeit und Wissenschaftler_innen sprechen daher von Selbst- und Zeitvergessenheit. Vermutlich habt ihr eure Kinder schon öfter bei solchen Tätigkeiten beobachtet, ob das nun das Erforschen der eigenen Zehe, das Spielen mit kleinen Figuren oder das wiederholte Hüpfen in eine Pfütze ist. Forscher_innen gehen davon aus, dass solche Tätigkeiten die drei psychologischen Grundbedürfnisse nach Kompetenz, sozialer Eingebundenheit sowie Autonomie befriedigt.

Charakteristika von Flow-Erleben

Welche Kriterien so ein Spiel oder solch eine Tätigkeit erfüllt, wenn es in Richtung Flow-Erleben geht beschreibt Warwitz folgendermaßen:

• Das Kind fühlt sich den selbst gestellten Anforderungen gewachsen
  (Schwierigkeit der Aufgabe und Lösungskompetenz befinden sich im Gleichgewicht).
• Es konzentriert die Aufmerksamkeit auf ein begrenztes, überschaubares Handlungsfeld
  (die Tätigkeit läuft im Nahbereich ab).
• Auf die Aktivitäten erfolgen klare Rückmeldungen (der Handlungserfolg wird sofort erkennbar).

• Handeln und Bewusstsein verschmelzen miteinander (eine Außenwelt existiert nicht).
• Das Kind geht voll in seiner Tätigkeit auf (es überhört das Rufen der Mutter).
• Das Zeitgefühl verändert sich (es lebt ganz im Hier und Jetzt).
• Die Tätigkeit belohnt sich selbst (es bedarf keines Lobes von außen).

Schon rein, diese Kriterien zu lesen tut mir gut und weitet den Raum. Wann hab ich das das letzte mal erlebt? Wobei? Es muss ja nicht unbedingt beim kreativen Gestalten sein, kann durchaus auch in der Natur, beim Sport oder beim Lesen sein. Wichtig ist, dass wir dieses Erleben selber kennen und unseren Kindern helfen herauszufinden, wo das bei ihnen ist.

Also: Wo erlebt ihr ein Flow? Oder bei welchen Flow-Erlebnissen tauchen eure Kinder ab, erleben Selbstwirksamkeit und erholen sich dabei ganz nebenbei?

BriG
Titelbild (cc) Pixabay; Fotos (c) Brigitte Vogt